Island

Foto: © imago /Pixsell
Brynjar Ingi Erluson ist TV-Kommentator in Island und dazu hobbymäßig Spielerberater. Im Interview erklärt der Journalist, warum die erneute Qualifikation keine Überraschung war und Island trotz schwerer Gruppe optimistisch ins Turnier geht. Außerdem wird die Vikinger-Invasion dieses Mal kleiner ausfallen. 

Comunioblog: Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Lassen Sie uns doch zuerst über Sie sprechen. Was machen Sie beruflich?

Brynjar Ingi Erluson: Ich bin Sportjournalist und dabei in erster Linie Kommentator beim isländischen Sender Sporttv.

Comunioblog: Sie sind aber auch Spielerberater. Stimmt das?

Erluson: Ja, das ist richtig. Aber das ist mehr so ein Hobby von mir. Ich betreue einige jüngere Spieler, die noch keine Berater haben.

Comunioblog: Journlaist und Spielerberater. Funktioniert das ohne Interessenskonflikte?

Erluson: Da gibt es eigentlich keine Konflikte. Ich habe damit eigentlich auch nur angefangen, um dem Bruder eines guten Freundes zu helfen. Wir haben es geschafft, ihn nach Norwegen zu vermitteln und ihm auch ein Probetraining in Italien vermittelt, aber ich lege da keinen Fokus drauf.

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Comunioblog: Für Island ist es die erste Weltmeisterschaft, aber sie spielten vor zwei Jahren eine sehr starke Europameisterschaft in Frankreich. Wie es möglich, dass so ein kleines Land, so viel Erfolg im Sport hat? Es ist ja nicht nur im Fußball so, auch im Handball und Basketball ist Island regelmäßig bei großen Turnieren dabei.

Erluson: Natürlich war das für viele eine Überraschung, wie gut wir in Frankreich abgeschnitten haben und dass wir uns jetzt wieder für ein großes Turnier qualifiziert haben, aber für uns war es keine große Überraschung. Wir haben hier mittlerweile so viele große Kunstrasenhallen, in denen die Kinder das ganze Jahr über trainieren können, sodass uns der Schnee nicht mehr ausbremsen kann. Die Strukturen sind richtig gut. Dazu ist die Mannschaft eine verschworene Einheit, die im Kern schon lange zusammenspielt und die Lars Lagerbäck als Trainer geformt hat. Aber auch sein Vorgänger erneuerte schon die Strukturen. Zudem setzte er schon früh auf Talente wie Aron Gunnarson von Cardiff City oder Gylfi Sigurdsson von Everton, die heute die Schlüsselspieler im Team sind.

Comunioblog: Und dann kam Lars Lagerbäck…

Erluson: Genau, er übernahm zusammen mit dem heutigen Nationaltrainer Heimir Hallgrimsson und brachte alles so richtig ins Rollen. Gerade in den Spielen, in denen es um was ging, waren wir da.

Comunioblog: Ist das die beste Generation, die Island jemals hatte?

Erluson: Ja, das steht außer Frage. Es reicht schon, wenn man schaut, wer im aktuellen Kader alles nicht dabei ist. Zum Beispiel ist Vidar Örn Kjartansson nicht dabei. Er ist einer der besten Stürmer in der israelischen Liga. Oder auch Kolbeinn Sigþórsson, der nach Euro leider lange verletzt war, bleibt zuhause. Wir haben so viele gute Spieler, das war in der Vergangenheit einfach nicht so.

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Comunioblog: In der Qualifikation hat Island bewiesen, dass sie kein One-Hit-Wonder waren. Sie schlossen die Gruppe vor Kroatien als Gruppensieger ab. Jetzt geht es wieder gegen Kroatien, dazu gegen ein strauchelndes Argentinien und Nigeria. Das Achtelfinale ist also möglich, oder was meinen Sie?

Erluson: Ja, jetzt treffen wir schon wieder auf Kroatien. Das ist etwas ermüdend. (lacht). Sie haben ein Weltklasse-Team. Wir hatten sie auch schon in den Playoffs zur Weltmeisterschaft 2014. Da spielten wir zu Hause Unentschieden und verloren dann in Kroatien. Jetzt in der Qualifikation haben wir wieder bei ihnen verloren, siegten aber zu Hause durch ein Tor in der 89. Minute. Dieser Sieg hat uns gezeigt, zu was wir in der Lage sind. Aber wir hätten es sicher gerne vermieden, wieder gegen sie zu spielen, doch so es nun einmal. Ich bin optimistisch, dass wir etwas gegen sie holen können.

Comunioblog: Und Argentinien? Hat Island da eine Chance?

Erluson: Auf jeden Fall. Argentinien ist sicher der schwerste Brocken in der Gruppe, man muss nur schauen, dass Trainer Jorge Sampaoli Spieler wie Mauro Icardi zuhause lässt. Auch bei Paulo Dybala gab es Zweifel. Das ist ein Risiko. Dass wir gleich im ersten Spiel gegen sie spielen, ist gut für uns. Das erste Spiel eines Turniers ist immer besonders, weil man nicht weiß, wo man steht. Wenn wir defensiv gut stehen, ist vielleicht was drin. Aber wir müssen natürlich erst einmal irgendwie Lionel Messi stoppen.

Seite 2: Erluson über die nächste isländische Generation, nervende „Huh“-Rufe und den Ärger über die Ticketvergabe der FIFA

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