Foto: © imago /Pressefoto Baumann
Brynjar Ingi Erluson ist TV-Kommentator in Island und dazu hobbymäßig Spielerberater. Im Interview erklärt der Journalist, warum die erneute Qualifikation keine Überraschung war und Island trotz schwerer Gruppe optimistisch ins Turnier geht. Außerdem wird die Vikinger-Invasion dieses Mal kleiner ausfallen. 

Comunioblog: Nach dem Erfolg, den das Team hatte. Wie schwierig ist es für Trainer Heimir Hallgrímsson, die Erwartungen niedrig zu halten?

Erluson: Er hat bei der Kaderverkündung gesagt, dass die Europameisterschaft ein großer Erfolg war und dass es jetzt darum geht, das Achtelfinale zu erreichen. Denn dann wird es leichter. Er blickte dann sogar schon etwas weiter und sprach von Australien als möglichen Gegner im Achtelfinale. Er versucht also gar nicht erst, die Erwartungen zu drücken.

Comunioblog: Mit dem Erfolg kam auch das Interesse der ausländischen Medien. Jeder Fußball-Fan kennt mittlerweile den „Huh“-Ruf. Es geht immer um die lustigen Vikinger und so weiter. Wird da ein falsches Bild von Island in die Welt transportiert?

Erluson: In erster Linie war es großartige Werbung für Island. Und der „Huh“-Ruf war hier natürlich auch super beliebt, aber mittlerweile sind die Spieler schon ein bisschen genervt davon. Der Hype bei der Europameisterschaft war schon groß, aber wir gehen davon aus, dass wir die „Huh“-Rufe in Russland wieder hören werden.

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Comunioblog: Die deutschen Fans kennen in erster Linie Alfred Finnbogason aus Augsburg, Sandhausens Rúrik Gíslason und Gylfi Sigurdsson aus seiner Zeit in Hoffenheim. Wer sind neben Finnbogason und Sigurdsson die wichtigsten Spieler im Kader?

Erluson: Die beiden auf jeden Fall. Dazu kommt noch Jón Dadi Bödvarsson vom FC Reading. Dazu kommen noch Gunnarson von Cardiff City im Mittelfeld und in der Verteidigung Kári Arnason und Ragnar Sigurdsson. Gislason ist eher ein Ergänzungsspieler. Aber ihr solltet auch ein Auge auf Rechtsaußen Johann Berg Gudmundsson haben. Auf den ersten Blick mag das Team keine Chance haben, aber diese Jungs präsentieren sich wirklich als Einheit.

Comunioblog: Die meisten Spieler im Kader sind im besten Fußballer-Alter. Aber was kommt danach? Gibt es eine Generation, die in die Fußstapfen dieser Mannschaft treten kann?

Erluson: Viele Spieler, die wir jetzt sehen, gehörten zur U21-Mannschaft, die bei der Europameisterschaft 2011 in Dänemark dabei war. Aber es ist natürlich schwer zu sagen, ob wir in zehn Jahren eine ähnlich starke Mannschaft haben. Wir haben aber auf jeden Fall Talente. Eins davon ist Albert Gudmonsson von PSV Eindhoven. Auch in der Defensive gibt es Spieler, die nachrücken. Die Zukunft sieht gut aus, aber ich fürchte, dass es für Island schwer sein wird, sich auch für die nächste WM zu qualifizieren. Dann werden einige aus dem jetzigen Kader nicht mehr dabei sein.

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Comunioblog: Wie viele Fans werden Island nach Russland begleiten?

Erluson: Wir haben nicht so viele Tickets bekommen, wie wir eigentlich haben wollten. Gegen Argentinien werden wohl so 6.000 oder 7.000 Isländer im Stadion haben. Die Ticketvergabe der FIFA ist schon etwas merkwürdig mit diesen „Follow-your-Team“-Tickets. Irgendwie wurde Island da nicht so stark berücksichtigt. Dazu ist die Anreise auch etwas schwieriger. Wir werden wieder viele Fans vor Ort haben, aber nicht so viele wie in Frankreich.

Seite 1: Erluson über die Gründe für Islands Aufschwung, ermüdende Duelle mit Kroatien und gute Chancen gegen Messi

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