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Werder Bremen wartet nach sieben Spieltagen noch immer auf einen Sieg. Ein Grund zur Sorge? Laut den Verantwortlichen nicht und auch die wichtigsten statistischen Werte sind nicht schlechter als in der starken Rückrunde der Vorsaison. Comunioblog nimmt sich den Kader der Bremer mal vor, auch unter Comunio-Gesichtspunkten.
Einiges an Skepsis wehte Keeper Jiri Pavlenka bei seiner Verpflichtung entgegen. Ist der Tscheche wirklich besser als Vorgänger Felix Wiedwald, der trotz starker Leistungen in der Rückrunde vom Hof gejagt wurde. Der erste Eindruck ist positiv.
30 Punkte holte Pavlenka in den ersten sieben Spielen. Das sind im Schnitt 4,29 Punkte pro Spiel, nur zwei Keeper holten bislang mehr Punkte. Zwar kam Wiedwald in der Rückrunde auf 4,58 Punkte im Schnitt, aber aufgrund des Wechsels des Bewertungspartners sind die Werte nicht vollends vergleichbar.
Das neue Prunkstück
Die Abwehr ist das neue Prunkstück der Bremer. Bislang stehen nur sieben Gegentore zu Buche. Nur Dortmund, Hannover und Frankfurt kassierten weniger Tore als Werder. Ein Trend, der sich bereits in der Rückrunde ankündigte, als die Grün-Weißen merklich mehr defensive Stabilität ausstrahlten, auch wenn die nackten Zahlen das nicht direkt beweisen. Das liegt aber in erster Linie daran, dass man im Saisonendspurt „Alles oder nichts“ spielte, um sich eventuell noch für die Europa League zu qualifizieren.
Schnee von gestern. Und im Hier und Heute haben sich die Bremer defensiv zwar weiter verbessert, aber allen Anschein nach zu Lasten der Offensive. Trainer Alexander Nouri wird von Fan- und Medienseite vorgeworfen, das Risiko zu scheuen. Aber dazu später mehr, bleiben wir bei der Dreierkette.
Dort musste Werder in den ersten fünf Spielen auf Abwehrchef Niklas Moisander verzichten, übrigens derjenige, der für den Spielaufbau verantwortlich ist. Robert Bauer wurde vom Rechtsverteidiger zum Innenverteidiger umgeschult, Milos Veljkovic rückte von rechts nach links. Lamine Sane verteidigte zentral, wenn sein Knie es zuließ.
Bauer und Veljkovic fuhren in erster Linie Durchschnittsnoten ein, bei Sane ist ein größeres Auf und Ab zu erkennen, für Comunio sind sie aber aktuell nur bedingt zu empfehlen. Moisander (10) konnte dagegen in seinen beiden Spielen schon mehr Zähler als die drei Kollegen einfahren.
Bauer droht die Bank
Die bewährte Dreierkette der Vorsaison mit Veljkovic, Sane und Moisander kam bislang noch nicht zum Einsatz. Zum Spiel gegen Mönchengladbach könnte es nun erstmals so weit sein. Stellt sich nur die Frage, was dann mit Bauer passiert. In der neuen Position wirkt er längst nicht so sicher wie auf dem Flügel. Allerdings ist dort Theodor Gebre Selassie aufgrund seiner Offensivleistungen gesetzt. Bauer könnte also die Bank drohen.
Links führt kein Weg an Ludwig Augustinsson vorbei, auch wenn der Neuzugang nach anfangs guten Auftritten zuletzt etwas weniger auffällig agierte. Sein Backup Ulisses Garcia besitzt aber nicht die Klasse, um dem Schweden Druck zu machen.
Im defensiven Mittelfeld tobt seit Saisonbeginn ein Zweikampf zwischen Maximilian Eggestein und Philipp Bargfrede. Der Routinier wurde langsam aufgebaut, ist aber nun bei 100 Prozent und verdrängte Eggestein zuletzt auf die Bank. Hier wird es weiterhin ein Wechselspiel geben, zumindest so lange, wie Bargfrede gesund bleibt.
Davor kamen bislang fast immer Thomas Delaney und Florian Kainz zum Einsatz. Doch nun ist Kapitän Zlatko Junuzovic wieder fit, einer der wichtigsten Figuren, des Bremer Umschaltspiels. Da Delaney weiterhin gesetzt sein wird, bleibt die Frage, was mit Kainz passieren wird. Der Österreicher rotiert eventuell auf die Bank oder geht in den Konkurrenzkampf mit Fin Bartels, der im Sturm seiner Form der Vorsaison hinterherläuft. Jerome Gondorf ist eine weitere Alternative auf der Acht.
Systemumstellung für Kainz und Hajrovic?
Eine andere Möglichkeit wäre eine Systemumstellung. Mit Izet Hajrovic ist ein weiterer Flügelspieler und Zöglings von Nouri wieder fit. Ein 3-4-3 wäre also eine Option. Beim Test gegen Korona Kielce, in dem der Bosnier sein Comeback feierte, wurde dies so praktiziert. Nouri nannte die Formation eine Möglichkeit für die Zukunft.
Im Sturm neben Bartels ist Ishak Belfodil gesetzt, solange Max Kruse verletzt ausfällt. Eine Rückkehr dürfte nicht vor Mitte November möglich sein. Der Algerier zeigte durchaus gute Ansätze, die fehlende Bindung zu Nebenmann Bartels ist aber ebenfalls noch sichtbar. Belfodil hängt noch zu häufig in der Luft. In Bremen werden die Stimmen immer lauter, mal Talent Johannes Eggestein eine echte Chance zu geben. Bislang werden sie nicht erhört.
Es passt längst noch nicht alles bei Werder, aber die Haltung der Verantwortlichen auf Zeit zu setzen, ist vollkommen richtig. Es lässt sich eher aus einer stabilen Defensive heraus mehr Offensivgeist kreieren als andersherum. Zudem meinte es der Spielplan in den ersten vier Spieltagen auch nicht gut mit Werder, dass auch danach die Ergebnisse nicht kamen, mag an fehlendem Selbstbewusstsein liegen, oder aber der Tatsache geschuldet sein, dass bislang in keinem Spiel die Achse Moisander, Delaney, Junuzovic und Kruse gemeinsam auf dem Platz stand. Spieler, die elementar wichtig für Werders Spielweise sind.
Die Lage ist kritisch, aber längst nicht so kritisch, wie es Tabellenplatz und Punktausbeute erscheinen lässt. Bei Comunio sieht es sicher ein bisschen anders aus. Es macht selten Sinn, Spieler, die nicht punkten, lange durchzuschleppen. Pavlenka, Moisander, Junuzovic oder auch Belfodil können aber trotzdem interessant sein.