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Mit dem Nigerianer Emmanuel Dennis hat Köln einen Stürmer mit hohem Marktwert geliehen. Doch der 23-Jährige ist kein einfacher Charakter. Kann er dem FC im Abstiegskampf weiterhelfen?
Position
Emmanuel Dennis ist ein flexibel einsetzbarer Stürmer, der trotz seiner Körpergröße von 1,75 Metern gerne als Mittelstürmer eingesetzt wird, aufgrund seiner Schnelligkeit aber auch für beide offensive Außenbahnen geeignet ist. Stärken hat er außerdem im Eins-gegen-Eins und beim Torabschluss. „So einen Angreifer hatten wir als Typen noch nicht, einen Spieler, der den Weg zum Tor mit sehr guter Dynamik sucht. Ich bin froh, dass wir ihn haben“, sagte FC Trainer Markus Gisdol nach seiner Verpflichtung. Seine Idealposition dürfte wohl auf Rechtsaußen sein.
Bisherige Karriere
Dennis ist 2016 vom Abuja Football College in Nigeria zum ukrainischen Erstligisten Zorya Lugansk gewechselt. Dort gelang ihm nach kurzer Anlaufzeit der Durchbruch mit sechs Treffern in 22 Einsätzen. Für 1,3 Millionen wechselte er im kommenden Jahr zum FC Brügge. In den folgenden drei Saisons in der belgischen Jupiler pro League konnte er in 67 Partien 17 Tore und 7 Assists beisteuern. Besonderen Eindruck hat er dabei aber auch in seinen 13 Champions-League-Spielen hinterlassen. So traf er beispielsweise im Oktober 2019 gegen Real Madrid in der Gruppenphase doppelt. Und auch im Achtelfinale der Europa League brachte er Anfang 2020 Brügge gegen Manchester United in Führung. Der wahre Marktwert des dreimaligen nigerianischen Nationalspielers stieg laut „Transfermarkt.de“ in dieser Zeit auf 17 Millionen Euro.
Die Top-Elf des 19. Spieltags
Nach der Saison 2019/20 gab es für Dennis zahlreiche internationale Interessenten. Bisweilen kursierten schon mögliche Ablösesummen im dreistelligen Millionenbereich. Dass er nach Brügge den nächsten Schritt machen wollte, schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Allerdings ließen seine Leistungen zu Beginn des Jahres 2020 merklich nach. Verletzungspech und ein geplatzer Wechsel zu West Bromwich Albion taten ihr übriges dazu. Aus dem Megatalent wurden ein Enfant terrible. Mit dem traurigen Höhepunkt, dass der trotzige Stürmer sich vor dem Champions-League-Spiel gegen Borussia Dortmund nicht auf einem ihm zugewiesenen Platz im Mannschaftsbus setzen wollte, weil sein Stammplatz besetzt war. Die Folge: Dennis wurde für das Spiel suspendiert.
Nach dieser unrühmlichen Episode im vergangenen November war das Tischtuch zwischen ihm und dem FC Brügge zerschnitten. Dennis, einst als Brügges All-Time-Rekordabgang gehandelt, pendelte jüngst nur noch zwischen Bank und Tribüne. Das Leihgeschäft zum 1. FC Köln soll dem exzentrischen Spieler nun wieder in die richtige Spur führen.
Einstiegsmarktwert
4 Mio. Und nach 5 Tagen konnte er schon 1,5 Mio. draufpacken. Damit hat aktuell auch nur noch Neuzugang Max Meyer ein höheres Preisschild beim FC. Dennis bewegt sich damit direkt auf einem Niveau mit Stürmern vom Typ Breel Embolo oder Sheraldo Becker.
Situation
Dass Dennis am 19. Spieltag direkt in der Kölner Startelf stand (0 Punkte), dürfte seinem Marktwert einen weiteren Boost geben und sagt auch viel darüber aus, was Gisdol zuletzt von Konkurrenten wie Anthony Modeste hielt. Das Debüt von Dennis darf aber maximal als unauffällig bezeichnet werden. Einmal deutete er mit einem schönen Dribbling mit anschließender Flanke sein Potenzial an, ansonsten blieb er weitgehend wirkungslos.
Doch solche Spiele gehören offenbar zu seinem Repertoire. Dennis kann zwei Weltklasse-Spiele machen und dann für mehrere Wochen wieder komplett abtauchen. Offenbar handelt es sich um einen hoch sensiblen Spieler, der an der richtigen Stelle angepackt werden muss. „Er schwankt immer ein wenig zwischen Genie und Wahnsinn, kann den Ball in der einen Sekunde ungeschickt verlieren und in der anderen mit einem brillanten Abschluss treffen. Dennis spielt, um die Fans zu unterhalten, er braucht die Atmosphäre, um sich zu pushen“, sagt Brügge-Experte Glenn Bogaert beim Kölner Fanzine effzeh.com.
Auch außerhalb des Platzes ist Understatement nicht zwingend seine Kernkompetenz. Der 23-Jährige fällt durch extravagante Kleidung wie durch ein mindestens überdurchschnittliches Selbstbewusstsein auf. Er ist also alles in allem ein unberechenbarer Faktor, der sowohl für hohe zweistellige Spieltagsergebnisse als auch für Minuspunkte gut ist. Ein Risiko spielt also mit. Was von Dennis aber wohl kaum zu erwarten ist, sind Tore im zweistelligen Bereich. Denn obwohl er schon mehrfach gegen ganz große Klubs getroffen hat, ist er nicht unbedingt ein Spieler, der Treffer am Fließband produziert. Für den FC hat er aber grundsätzlich locker das Potenzial, im Abstiegskampf zum Faktor X werden.
Marktwertentwicklung
Es geht vor allem durch seinen Einsatz am vergangenen Wochenende noch einmal ordentlich nach oben. Wer ihn zum Marktwertpreis schießen kann, sollte noch zuschlagen, um wenigstens den Zins einzustreichen. Ob sich die inzwischen hohe Investition auch mit Punkten lohnt, kann definitiv niemand voraussagen. Alle, die gerne zocken, finden hier aber den richtigen Spieler, der sich zwischen 300.000 und 13.000.000 in so ziemlich jedem Segment wiederfinden kann.