Nach drei Spieltagen sind erste Tendenzen in der zweiten Liga zu erkennen. Ein Absteiger thront mit weißer Weste an der Tabellenspitze. Ein Aufsteiger feiert ein großartiges Comeback.  
Das obere Drittel: In der Regel sind Absteiger aus der Bundesliga auch sofort Favoriten auf den Wiederaufstieg. Im Fall der SpVgg Greuther Fürth dachten aber viele, dass sich die Mannschaft, die sich so sang- und klanglos aus dem Oberhaus verabschiedet hatte, erst einmal neu konsolidieren müsse. Das Team von Trainer Frank Kramer, so sieht es nach drei Spieltagen aus, will allerdings den direkten Wiederaufstieg schaffen und sich eine neue Chance in der höchsten deutschen Spielklasse verdienen. Denn mit einer Torbilanz von 6:1 und neun Punkten aus drei Spielen, liegen die Kleeblätter unangefochten an der Tabellenspitze. Vor allem im vergangenen Spitzenspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern wusste die SpVgg zu überzeugen. Der 2:1-Sieg wurde allerdings teuer bezahlt. Denn Angreifer Nikola Djurdjic zog sich einen Kreuzbandriss zu. Immerhin: Sein Ersatz, Ognjen Mudrinski, schoss den 2:1-Siegtreffer elf Minuten vor Schluss gegen die roten Teufel.

Überraschender als die Position der Fürther dürfte allerdings der zweite Platz des Karlsruher SC sein. Nach nur einem Jahr in der dritten Liga stiegen die Baden wieder auf – und sind sofort angekommen! Wer den KSC in der vergangenen Saison verfolgt hat, der wusste, dass die Karlsruher nicht viel mit dem Abstieg zu tun bekommen würden. Zu gut und eingespielt war die Mannschaft von Trainer Markus Kauczinski. Dass der KSC nach dem schmerzhaften (aber absehbaren) Weggang von Hakan Calhanoglu allerdings nach drei Spieltagen Zweiter und noch ohne Gegentor sein würde, das hätten nicht viele erwartet. Am 4. Spieltag wird es zum großen Showdown zwischen Fürth und Karlsruhe kommen. Dann wird sich zeigen, ob Fürth den direkten Wiederaufstieg anpeilen kann oder ob man doch mehr mit dem KSC rechnen muss.

Im oberen Drittel der derzeitigen Tabelle sind sonst die üblichen Verdächtigen zu sehen. Der 1. FC Kaiserslauten liegt auf Rang drei und peilt auch in dieser Spielzeit den Aufstieg an. Dahinter kommen die Löwen aus München. Mit zwei Siegen und einer Niederlage gut gestartet, gilt hier aber – wie in jedem Jahr – abwarten. Fehlende Konstanz brachte die 60er oft um den erwünschten Erfolg. Doch mit Spielern wie Adlung, Stoppelkamp oder Friend ist den Münchner dieses Jahr einiges zuzutrauen. Dass die Spieler von Erzgebirge Aue derzeit auf dem fünften Rang liegen, dürfte dagegen nur eine Momentaufnahme sein. In Aue wird zweifelsfrei gute Arbeit geleistet, mit dem Aufstieg dürfte die Elf von Trainer Falko Götz allerdings nichts zu tun haben.

Das Mittelfeld: Wie bereits im vergangenen Jahr zählt Union Berlin zu den Geheimfavoriten in Sachen Aufstieg. Und wie bereits im vergangenen Jahr ist der Saisonstart der Eisernen eher mäßig. Immerhin konnte man aus drei Spielen vier Zähler holen. Besonders das letzte Spiel gegen Dresden machte Hoffnung. Beim 3:1-Sieg gegen Dynamo überzeugte die Neuhaus-Elf. Nicht überzeugen konnte dagegen Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf in den letzten beiden Spielen. In der Liga verlor man gegen 1860 München (1:2) und im DFB-Pokal flog man gegen den Fünftligisten SC Wiedenbrück (0:1) raus. Die Stimmung wird unruhiger nach nur vier Punkten zum Saisonstart. Dabei steht vor allem das Fan-Mobbing von Tobias Levels im Vordergrund. Düsseldorf hat derzeit nicht nur sportlich zu kämpfen. Um den Sturm zu verstärken (drei Tore bisher), soll Erwin Hoffer zur Fortuna wechseln. Er soll die Abschlussschwäche beheben.

Zufrieden mit seinem Saisonstart dürfte Aufsteiger Arminia Bielefeld sein. Nach drei Spielen scheint man in der Liga angekommen zu sein. Gegen einen direkten Konkurrenten im Mittelfeld konnte die Arminia sogar am letzten Spieltag mit 1:0 gewinnen – den FC St. Pauli. Die Hamburger wollen nach einer schweren Saison, in der es lediglich gegen den Abstieg ging, in dieser Spielzeit wieder in erfreulichere Regionen.

Spielerisch sah das an den ersten drei Spieltagen bei St. Pauli auch schon relativ gut aus. Doch vor allem in der Chancenverwertung ist noch viel Verbesserungspotential. So stehen vier Punkte bei einem Torverhältnis von 1:1 nach drei Spieltagen zu Buche. Probleme in der Offensive sieht Sportdirektor Rachid Azzouzi aber nicht: „Wir haben uns genug Chancen erarbeitet und glauben an unsere Jungs.“ Vor allem der dribbelstarke Rzatkowski wusste bislang im Trikot der Hamburger zu überzeugen. Das bestätigt auch Comunio-Spieler und Pauli-Fan „BK-XXIII“: „Noch gibt es eine Abschlussschwäche im Sturm. Aber vor allem das Spiel zwischen den beiden 16ern ist oft gefällig. Zwar hat man erst ein Tor geschossen, aber immerhin auch erst eins kassiert!“

Die Abstiegszone: Drei Spiele, drei Punkte, drei Unentschieden, drei zu drei Tore. Der 1. FC Köln geht ziemlich ausgeglichen in die Saison. Allerdings nicht wirklich überzeugend. Neu-Trainer Peter Stöger sollte gemeinsam mit dem neuen Sportdirektor Jörg Schmadtke eine goldene Zeit bei den Rheinländern einleiten. Die Verpflichtungen von Ex-Mainzer Marcel Risse und Daniel Halfar, sowie der Kauf des bisher nur ausgeliehenen Torjägers Anthony Ujah sorgten für Aufbruchstimmung und hohe Erwartungen in der Karnevalsstadt. Der Saisonstart fühlt sich dagegen an wie der Morgen nach Weiberfastnacht. Sportdirektor Schmadkte äußerte sich nach dem Paderborn-Spiel ehrlich: „Man muss Zweikämpfe führen. Wir erzeugen keinen Druck auf den Ballführenden, dadurch kriegt der Gegner Räume.“ Für alle Köln-Fans schmerzhaft, fügt er hinzu: „Die Mittel reichen im Moment nicht für höhere Ansprüche.“ Stöger hat noch viel Arbeit, wenn er den EffZeh in die obere Tabellenregion führen will. Über Neuzugänge wird – ob der leeren Kassen – derzeit ebenfalls nachgedacht.

Eine ganz schwere Saison dürfte dagegen der SC Paderborn haben. Die Ostwestfalen liegen momenten auf dem 17. Tabellenplatz, haben nur einen Punkt auf dem Konto und ein Torverhältnis von 1:6. Vor allem das 1:1-Unentschieden gegen Köln macht den Paderbornern aber Hoffnung. Um deutlich mehr Gefahr in der Offensive zu entwickeln soll Süleyman Koc vom Regionalligisten Babelsberg 03 an die Pader wechseln. Zwischen Koc und dem SCP ist zwar schon alles geklärt, aber Babelsbergs stellt ich noch quer: „Ich habe ein unterschriftsreifes Angebot vorliegen. Ich will höherkommen, aber Babelsberg pocht auf den Vertrag“, sagt Koc.

Höherkommen, das wollte auch der 1. FC Ingolstadt. Deswegen wurde – wieder einmal – kräftig investiert. Man holte mit Marco Kurz einen erfahrenen Trainer und kaufte mit Almog Cohen (fast 60 Bundesliga-Spiele für den 1. FC Nürnberg) und Tamas Hajnal (fast 150 Bundesliga-Spiele für den VfB Stuttgart) zwei gestandene Bundesliga-Akteure ein. Der Saisonstart verlief dann gelinde gesagt völlig katastrophal. Nicht nur, dass Ingolstadt  (2:7-Tore) als einzige Mannschaft ohne Punkt am Tabellenende liegt. Nein, der FCI konnte in keinem seiner Spiele wirklich überzeugen. „In der Vorbereitung hatten wir die Startelf gefunden, doch schon bei der Auftaktniederlage gegen Aue ist viel von unserem Selbstvertrauen verloren gegangen“, so Sportdirektor Thomas Linke. Jetzt muss Ingolstadt zu den ambitionierten Löwen. Wenn es dort wieder eine Niederlage setzt, könnte es bald wohl schon zur ersten Trainerentlassung der noch jungen Saison kommen.