Der FC Schalke 04 empfängt Real Madrid im Achtelfinale der Champions League. Ein Heimsieg scheint die Grundlage für eine Überraschung zu sein. Die Hoffnungen sind nicht gänzlich unbegründet.
Es ist angerichtet: Die zweitteuerste Mannschaft Europas (Marktwert ca. 570 Millionen Euro) gibt sich bei der zweitbesten Rückrunden-Mannschaft der Bundesliga die Ehre. Die spanische Sportzeitung Marca zeigte den Schalkern am Dienstag, worauf es vermeintlich ankommt, will man Real in die Schranken weisen: Cristiano Ronaldo muss in Schach gehalten werden.
CR7 kehrt nach seiner Rotsperre in der Liga erstmalig auf den Platz zurück. Die Frage lautet nun: Was wiegt schwerer – die fehlende Spielpraxis oder der vermeintlich aufgeladene Akku des Vorzeigeprofis? Auf Schalker Seite ist zudem noch unklar, wer sich dem portugiesischen Superstar im direkten Duell annehmen soll.
Höwedes, Hoogland oder doch Papadopoulos?
Benedikt Höwedes hat mit den Folgen eines Muskelbündelrisses bzw. eines resultierenden Muskelfaserrisses zu kämpfen, Tim Hoogland hat in dieser Spielzeit erst neun Pflichtspiel-Einsätze vorzuweisen und auch Kyriakos Papadopoulos, der zuletzt als Sonderbewacher gehandelt wurde, scheint nach seiner Verletzungspause noch nicht wieder der Alte zu sein. Manager Horst Heldt jedenfalls kommentierte die Frage nach den Einsatzchancen von Kapitän Höwedes recht herrisch mit den Worten: „Ich erwarte, dass er auf dem Platz steht“.
Die Konzentration auf Ronaldo ist, trotz der unbestrittenen Klasse des Weltfußballers, dennoch eher ein mediales Zugpferd. Jens Keller wird den Zweiten der CL-Torschützenliste (9 Treffer) bei der Vorgabe seiner Marschroute zwar sicherlich erwähnen, vielmehr jedoch wird der Coach eine taktische Zusammenarbeit einfordern, die sich nicht allein auf den Superstar der Madrilenen konzentriert.
Denn Real Madrid scheint, so abgedroschen es klingt, nur durch eine geschlossene Mannschaftsleistung verwundbar. Was Borussia Dortmund mit Pressing und schnellem Konterfußball im Halbfinale der letzten Saison vorgemacht hat, soll nun auch den Schalkern gelingen. Der Einzug ins Viertelfinale kann eigentlich nur gelingen, wenn wenige Räume zugelassen werden und die Knappen gleichzeitig eine Manndeckung alter Prägung praktizieren und Ronaldo, Bale und Modric rechtzeitig auf den Füßen stehen.
Erst ein Sieg in Deutschland
Statistisch gesehen stehen die Chancen Real Madrids, das wohl mit Ex-Leverkusener Carvajal auf der rechten Abwehrseite beginnen wird, auf Schalke sogar äußerst schlecht: Ein Sieg auf deutschem Boden steht in der langen Europapokal-Geschichte des wohl größten Klubs der Welt zu Buche. Sechs Unentschieden und beachtenswerte 18 Niederlagen wurden in den insgesamt 25 Begegnungen eingefahren. Ein Hoffnungsschimmer für die Königsblauen, denn ein Heimsieg scheint Pflicht, um in Hin- und Rückspiel zu bestehen.
Die Heimbilanz Real Madrids in dieser Saison ist aus Schalker Sicht nämlich weniger positiv. Bis auf das Derby gegen den wiedererstarkten Lokalrivalen Atletico (0:1) wurden alle Spiele im Bernabeu siegreich gestaltet. Am vergangenen Wochenende gab es einen 3:0-Erfolg gegen Aufsteiger FC Elche, bei dem auch der teure Sommerneuzugang Gareth Bale (die Angaben zur Ablöse schwanken zwischen 90 und 100 Millionen) mit einem Traumtor auf sich aufmerksam machte.
Draxler oder Goretzka?
Auch auf Schalker Seite gibt es einen Mann, der seit einiger Zeit als Schlüsselspieler gehandelt wird. Ob Julian Draxler allerdings im Vollbesitz seiner Kräfte ist und gegen Real zur Höchstform auflaufen kann, bleibt abzuwarten. Immerhin machte Ersatz Leon Goretzka zuletzt positiv auf sich aufmerksam. Und auch die Rückkehr des international erfahrenen Ex-Madrilenen Klaas-Jan Huntelaar sowie die starken Auftritte Jefferson Farfans in der Liga kommen den Schalkern äußerst gelegen. Zudem steht Führungsfigur Kevin-Prince Boateng nach Verletzungsproblemen, trotz eines kursierenden Fotos mit Zigarette und Bierkonsum bei der letzten Dopingprobe, wieder voll im Saft.
Im bisherigen Saisonverlauf musste Schalke allerdings gegen alle vermeintlichen Topteams Heimniederlagen mit mindestens drei Gegentoren einstecken. Bayern (0:4), Chelsea (0:3) und Dortmund (1:3) schienen allesamt eine Nummer zu groß für die Knappen. Anlass zur Hoffnung könnte geben, dass Real in vier von sechs Champions-League-Spielen mindestens ein Tor kassierte. Auch in der Liga war die Defensive mit 24 Gegentoren nicht unverwundbar.
Der größte Vorteil heute Abend ist jedoch, dass Schalke nichts zu verlieren hat. Auch gibt sich das üblicherweise unruhige Umfeld nach 13 Punkten aus fünf Rückrunden-Spielen entspannt wie lange nicht mehr. Von einer Trainer-Diskussion sind die Königsblauen derzeit weit entfernt. Der FC Schalke 04 scheint endlich einmal als homogenes Gebilde zu agieren. Sollte man diese neugewonnene Stärke auch auf höchstem Niveau auf den Platz bringen können, ist mit etwas Glück ein Heimsieg möglich.
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