Tayfun Korkut, Roger Schmidt

Foto: © imago / Kaletta
Es ist nur ein Spieltag bis zum nächsten Trainerwechsel vergangen. Nachdem es in der Vorwoche Valerien Ismael erwischte und Wolfsburg nun auf Andries Jonker setzt, zog auch Bayer Leverkusen nach der 2:6-Klatsche in Dortmund wenig überraschend die Reißleine und feuerte Roger Schmidt. Bis zum Saisonende soll nun Tayfun Korkut die Mannschaft wieder stabilisieren. Comunioblog schaut, was sich nun in Leverkusen ändern könnte. 

Die Meldung kam dann doch überraschend. Bereits vor der offiziellen Vorstellung sickerte durch, dass Korkut bis Saisonende das Traineramt bei der Werkself übernehmen wird. Der Deutschtürke hatte im Dezember unerwartet in Kaiserslautern seinen Rücktritt verkündet und diesen mit der Perspektivlosigkeit des Kaders begründet. 

Zuvor durfte er sich rund eineinhalb Jahre bei Hannover 96 beweisen. Nach einem ordentlichen erstem Halbjahr in der Saison 2013/14 wurde er in der Folgesaison fünf Spieltage vor Saisonende entlassen. Korkut ist sicher nicht der Trainer, der große Euphorie im Lager der Bayer-Fans ausgelöst haben wird, aber das ist auch den Verantwortlichen klar. 

Irgendwie die Saison retten 

Seine Aufgabe wird es vielmehr sein, dem Team wieder Sicherheit und Stabilität zu verleihen. Das aggressive Angriffspressing von Roger Schmidt hatte sich schon länger abgenutzt, über einen Plan B verfügte Schmidt scheinbar nicht. Diese Sturheit und auch der interne Umgang mit den Mitarbeitern wurde ihm nun wohl zum Verhängnis.

Schließlich hatte er vor der Saison „unser bestes Jahr“ angekündigt. Der Kader wurde prominent verstärkt, ein Aderlass, wie so oft in der Vergangenheit geleistet, blieb aus. Jetzt muss Korkut die Saison retten. Aktuell liegt Bayer auf Platz 10 mit drei Zählern Rückstand auf Platz 7, der in dieser Saison sehr wahrscheinlich für die Qualifikation zur Europa League reichen dürfte. 

Die 25 schlechtesten Saisonleistungen

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Platz 17: Miso Brecko (1. FC Köln), -32 Punkte, 2011/12

 

Mehr ist wahrscheinlich nicht mehr drin, auch wenn Teams wie Frankfurt und Hertha nicht mehr die Konstanz aus der Hinrunde abliefern. Zu einem Champions-League-Platz fehlen bereits elf Punkte. „Wir werden alles daran setzen, um das Ziel, international dabei zu sein, in Angriff zu nehmen“, machte der Trainer dann auch gleich klar, wie die Zielsetzung lautet. 

Gleiches System, gleiches Personal? 

Wie wird Korkut an die Sache herangehen? Es ist zumindest nicht davon auszugehen, dass er die taktische Grundordnung großartig verändern wird. Zwar ließ er in Kaiserslautern vornehmlich ein 4-4-2 mit einer Raute praktizieren, aber Bayers-Kader ist klar auf ein Spiel mit schnellen Außen ausgelegt. Für einen Taktikwechsel stehen ihm gar nicht die Spieler zur Verfügung.

Und auch in Hannover lautete seine Grundordnung 4-2-3-1, 4-2-2-2 oder 4-1-4-1. Alles Systeme, die auch mit Leverkusen ohne Probleme spielbar sind. Der Kader an sich ist ohnehin nicht das Problem. Er dürfte wirklich der stärkste sein, den der Verein seit geraumer Zeit zusammen hat. 

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„Das Team ist stark geprägt von der Art und Weise, wie Roger Schmidt Fußball spielen lässt. Jetzt alles umzukrempeln, wäre nicht der richtige Ansatz“, sagt Korkut zwar, schiebt aber nach: „vielleicht einen Ticken kontrollierter spielen.“ Der Coach wird sich hüten, öffentlich Kritik an seinem Vorgänger zu üben. Beide machten gemeinsam den Fußballerlehrer und sind befreundet. 

Zwar hat Korkut gerade in der Offensive eine Vielzahl an Möglichkeiten, wird sich aber in der Kürze der Zeit sicherlich nicht auf große Experimente einlassen. Am Freitag wartet bereits das nächste Bundesligaspiel. Dann geht es gegen Werder Bremen. Chicharito, Julian Brandt und Karim Bellarabi dürften auch da die Eckpfeiler sein, Admir Mehmedi, Kevin Volland und Stefan Kießling heißen die Herausforderer.

Mehr Absicherung im Mittelfeld

Je nach System könnte Kai Havertz den Nebenmann des Mexikaners geben oder aber zentral dahinter agieren, flankiert von den beiden Nationalspielern. In einem 4-1-4-1 wäre Kampl eine Option als Nebenmann des Youngsters.

Ansonsten dürfte der Slowake den offensiveren Part der Doppelsechs einnehmen und neben Lars Bender spielen. Das oft vogelwilde und viel zu offensive Pärchen Kampl und Charles Aranguiz dürfte es nicht mehr geben. Auch Julian Baumgartlinger könnte bei Benders Verletzungsanfälligkeit wichtiger werden. 

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Auch an der Besetzung der Außenverteidiger gibt es wenig Grund zur Änderung. Rechts der von den Bayern umworbene Benjamin Henrichs, links Brasilianer Wendell. Solange Jonathan Tah noch mit einem Muskelfaserriss ausfällt, heißt das Duell um die Nebenposition von Ömer Toprak Aleksandar Dragovic gegen Tin Jedvaj. 

Keiner der Innenverteidiger konnte zuletzt sonderlich Eigenwerbung betreiben, was aber auch an der viel zu offensiven Spielweise der Bayer-Elf lag. Zu häufig wurden die Abwehrspieler allein gelassen. Auch Torwart Bernd Leno durfte das in letzter Instanz ausbaden. Gerade in der Abwehr lassen sich nun Schnäppchen machen, im Gegensatz zur potenten Offensivreihe sind hier die Marktwert richtig im Keller. 

Es wäre sehr verwunderlich, wenn Korkut die Stellschrauben am Personal anlegen würde, auch wenn nach einem Trainerwechsel die Reservisten häufig ihre Chance wittern und teilweise eben auch nutzen. Die Probleme liegen nun einmal in erster Linie an der Spielweise. 

Ähnlich wie in Mönchengladbach könnte eine stabile Ausrichtung allein schon für den Umschwung sorgen. Dann klappt es vielleicht auch mit einem längeren Engagement. „Es ist eine Chance für ihn und für uns. Nach der Saison ist alles möglich“, spornte Völler noch einmal an. 

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