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Eher zurückhaltend gab man sich in Mainz im abgelaufenen Transfersommer: Nur fünf externe Neuzugänge hat man sich geleistet, dafür für Mainzer Verhältnisse jedoch ungewöhnlich tief in die Taschen gegriffen. Wir sagen, welche Investition sich auf Anhieb gelohnt hat.
Nach dem knapp vermiedenen Abstieg im vergangenen Jahr wollte man Trainer Sandro Schwarz offensichtlich diesmal vor allem Spieler zur Verfügung stellen, die schnell helfen können und das schon in europäischen Topligen bewiesen haben – oder in Holland. Nach neun Spielen ist es Zeit für einen kurzen Check, wer die Erwartungen erfüllen konnte, wer noch hinten dran und wer auf dem Sprung ist. Und wie sich der Neue aus Holland schlägt…
René Adler (1.070.000, Torwart)
Geholt als unumstrittene Nummer 1, wird der ehemalige Nationaltorhüter diesem Anspruch gerecht: René Adler wurde sofort zum Führungsspieler, der der Mainzer Hintermannschaft durch klare und laute Ansprache wichtige Impulse verpasste. Daran krankte es bei Vorgänger Jonas Lössl, der im Verbund mit einer bisweilen völlig verunsicherten Abwehr in der letzten Saison nie seine (vermutete) Qualität in die Waagschale werfen konnte. Adler spielt immer, hat noch keinen entscheidenden Bock geschossen – aber auch noch kein Spiel für die Nullfünfer gewonnen. Zweimal -2 Punkte, jeweils einmal 4 und und und fünfmal 2 Punkte ergeben 10 Saisonpunkte. Wann der Keeper wieder auf Punktejagd gehen dann, ist derzeit abzuwarten: Im Pokalduell der Mainzer gegen Holstein Kiel musste Adler wegen einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden. Comunio-Managern sei in diesem Zusammenhang Stellvertreter Robin Zentner (190.000) ans Herz gelegt.
Kenan Kodro (560.000, Sturm)
Im Juli noch mit über 4.000.000 gehandelt, ist gerade einmal vier Einwechslungen (alle nach der 70. Minute) später vom Marktwert des vom CA Osasuna gekommenen Kenan Kodro kaum noch etwas übrig: Für 520.000 können sich interessierte Manager die Dienste des bosnischen Nationalstürmers sichern. Ob das ein lohnendes Risikoinvestment ist, werden die kommenden Wochen zeigen. Im vergangenen Spiel beim FC Schalke 04 konnte Kodro immerhin in etwas mehr als zehn Minuten 2 Punkte sammeln. Immerhin: Lässt Trainer Sandro Schwarz mit zwei Spitzen spielen, dürfte Kodro erste Wahl für den Platz neben Yoshinori Muto sein. So lange ist derzeit aber wohl (noch) nicht mehr drin als die Jokerrolle. Sein torloser Startelfauftritt gegen Holstein Kiel war jedenfalls kein beeindruckendes Bewerbungsschreiben.
Abdou Diallo (2.820.000, Abwehr)
Der ehemalige 05-Manager Christian Heidel hat den 1. FSV Mainz einst vom Aus- zum Weiterbildungsverein entwickelt und dabei ein Geschäftsmodell zur Meisterschaft gebracht, das dem Verein in der inzwischen zehnten Bundesligasaison am Stück ein geruhsames, solides Investieren in Stein und Bein ermöglicht: Günstig einkaufen, weiterentwickeln, teuer verkaufen. So transferierten die Mainzer in den vergangenen Jahren Spieler wie Geis, Schürrle, Szalai oder jüngst Cordoba quer durch die Liga und erzielten traumhafte Renditen. Einer, mit dem der Mainzer Sportvorstand Rouwen Schröder diese Tradition fortsetzen könnte, ist Abdou Diallo. Für den Kapitän der französischen U21-Nationalmannschaft hat man zwar vor der Saison für Mainzer Verhältnisse überaus stattliche 5 Millionen Euro nach Monaco überwiesen, dafür ist der vielseitige, physisch präsente Defensivspieler jedoch seit dem ersten Tag unumstrittene Stammkraft. Und wenn die Entwicklung so weiter geht, dürften vielleicht schon im Winter die ersten Premier League-Klubs anklopfen. Und bei denen wird bei Transfers unter 10 Millionen noch nicht mal der D-Jugend-Trainer nervös.
Viktor Fischer (830.000, Sturm)
Am ersten Spieltag auf Anhieb in der Startelf, danach nur noch ein Einsatz von Beginn an, aber immerhin vier Einwechslungen: Viktor Fischer ist ein On-/Off-Spieler in den Plänen von Sandro Schwarz. Außergewöhnlich viel Durchschlagskraft konnte der Linksaußen noch nicht entwickeln, zeigt aber immer wieder mal, wie er mit viel Dynamik und Mut im Dribbling gegnerische Abwehrreihen vor Probleme stellen kann. Mit Pablo de Blasis streitet er um die Gunst des Trainers, in der der kleine Argentinier im Moment die Nase vorne hat. Aber das Duell findet absolut auf Augenhöhe statt, Fischer ist jedes Wochenende ein Kandidat für die Startelf. Seine ersten beiden Pflichtspieltore gegen Holstein Kiel dürften die Aktien des Neuzugangs aus Amsterdam auf alle Fälle noch einmal verbessert haben.
Alexandru Maxim (1.930.000, Mittelfeld)
Der Neuzugang vom VfB Stuttgart sollte in Mainz schnell in die Rolle schlüpfen, die seit dem Winter-Abgang von Yunus Malli vakant war: Ein „Achterzehner“ mit Torgefahr und präzisen Standards im Repertoire. An diesem Anspruch scheiterte der Rumäne zunächst und fand sich nach zwei Startelfeinsätzenzu Saisonbeginn schnell auf der Bank wieder. In den letzten fünf Spielen wurde Maxim entweder ein- oder ausgewechselt, begeisterte dabei immerhin gegen den HSV mit seinem ersten Tor für die Mainzer und zehn Punkten. „Dank“ des Überangebots im Mainzer Mittelfeld bleibt er aber weiterhin ein Wackelkandidat, der es bisher noch nicht geschafft hat, sich als Fixpunkt in der offensiven Dreierreihe zu etablieren, die Sandro Schwarz üblicherweise aufs Feld schickt. Prognose: Maxim wird sich künftig mehr Spielanteile erarbeiten können. Was er daraus macht? Maxim-Manager werden es mit Spannung verfolgen.