Mit dem Länderspiel gegen Paraguay startet die WM-Saison. Der Kader ist ausgeglichen, Bundestrainer Joachim Löw schürt den Konkurrenzkampf. Steht am Ende der Reise der ersehnte Titel? Comunioblog gibt einen Überblick.  

Der Kader: Bundestrainer Joachim Löw steht eine Mannschaft zur Verfügung, um die ihn die ganze Welt beneidet. Durch die Strukturreform der Jugendausbildung nach der desaströsen Europameisterschaft 2000 kann er auf gut ausgebildete Spieler zurückgreifen, die schon in den U-Mannschaften mit den meisten Merkmalen des Löw’schen Spiels konfrontiert wurden: sauberes und schnelles Passspiel, hohes Grundverständnis in taktischen Fragen sowie Positionsflexibilität.

Außerdem ein großer Vorteil für Löw: Der Kern des Kaders steht bereits fest und spielt quasi seit der Weltmeisterschaft in Südafrika zusammen. Der Führungszirkel um Kapitän Philipp Lahm weist zudem das beste Leader-Alter auf und blickt im WM-Jahr auf zehn Jahre Erfahrung im Trikot der Nationalmannschaft zurück.

Seit 2010 hat Löw um die Etablierten hoffnungsvolle Talente geschart – Spieler wie Andre Schürrle, Mario Götze, Julian Draxler und Ilkay Gündogan sind mittlerweile nicht mehr wegzudenken und auf dem Weg, Stammplätze zu erobern. „Aus meiner Sicht haben wir den besten Kader aller Zeiten“, sagte Rudi Völler dem „Express“. Der jetzige Kader sei „besser als der von 1954, 1974 oder 1990. So viele junge, gute deutsche Spieler gab es noch nie.“

Der Trainer: Seit 2006 leitet Löw die Geschicke der Nationalmannschaft. Er hat eine moderne Spielphilosophie implantiert, das DFB-Team ist mittlerweile fester Bestandteil der Weltspitze. Vor allem die erfrischenden Auftritte bei der WM in Südafrika haben dem Bundestrainer reihenweise Sympathien eingebracht.

Doch mit den guten Leistungen stiegen auch die Erwartungen: Das jähe Ende des Traums „EM-Titel“ in Polen und der Ukraine gegen die Italien ließ harte Kritik aufkommen. Löw propagierte zuvor, sich keinem Gegner anpassen zu wollen und die eigene Idee des Spiels durchzusetzen, um mit seinen taktischen Wechseln im EM-Halbfinale Unordnung in die Mannschaft zu bringen.

Die Hauptaufgabe im Hinblick auf die kommenden WM wird vor allem das Verfeinern des Defensivgefüges sein. Zu häufig klaffte zwischen dem Offensivspiel und der so wichtigen Arbeit gegen den Ball eine Lücke. In diesem Zusammenhang wird der Bundestrainer registriert haben, wie Jupp Heynckes dem FC Bayern ein starkes Defensivkonzept an die Hand gegeben hat, welches das Triple erst ermöglichte.

Die Vergangenheit: Durch den Champions-League-Sieg des FC Bayern hat die Diskussion ob einer unvollendeten Generation vorerst ein Ende. Und auch die Finalteilnahme Borussia Dortmunds mit einer äußerst jungen Kaderstruktur zeigt auf, dass deutsche Spieler mit Anfang zwanzig bereits für den ganz großen Wurf bereit sind.

Doch die aktuelle Situation ist vergleichbar mit allen anderen Turnieren nach dem deutschen Sommermärchen. Die Erwartungshaltung ist riesig, ein Scheitern wird nur schwer akzeptiert. Auch die Bilder nach den Turnieren sind oft identisch: Löw stellt sich nach einigen Wochen der Rekapitulation der Presse und erläutert, gute Leistungen gezeigt zu haben und am eingeschlagenen Weg festhalten zu wollen. Eine stetige Entwicklung sei zu erkennen, das ist die Hauptaufgabe.

Ist das gemessen am vorhandenen Spielermaterial zu wenig? Auffällig ist, dass die Nationalmannschaft seit Löws erstem Turnier als Bundestrainer 2008 stets an ausgebufften Teams gescheitert ist. Zweimal siegten die Spanier, einmal Angstgegner Italien. Sicherlich sind die Niederlagen auch an der fehlenden Erfahrung festzumachen, doch in den Do-or-die-Momenten hatte die Nationalmannschaft in den letzten Jahren erhebliche Probleme.

„Was soll ich daraus lernen, wenn ich nach einem verlorenen Spiel sage, dass zu wenig gelaufen wurde“, sagte Horst Hrubesch im Interview zu „SPOX“. „Das hat man ja schon vorher gewusst […].Wenn aber auf dem Platz von Anfang jeder für jeden einsteht, einer für den anderen arbeitet und man dann gewinnt, weiß man, was es für Siege braucht.“

Fazit: Deutschland kann und Deutschland sollte mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen in Richtung Brasilien schauen. Löw hat einen exquisiten Kader beisammen, die Grundpfeiler der Mannschaft sind im besten Fußballalter angekommen. Sicher – ein WM-Titel kann nicht am Reißbrett geplant werden, die Verantwortlichen können lediglich Voraussetzungen für den Erfolg schaffen.

„Wir haben eine gute Mannschaft, die eingespielt ist, die jung ist, belastbar und schon erfahren“, sagt Löw. „Aber man sollte nie vergessen, die Spitze ist ganz nahe zusammen. Wir gehen als Mitfavorit in dieses Turnier, aber es sind einige andere Mannschaften da, die die gleichen Ziele und die gleiche Qualität haben wie wir.“