Am 12. Juni 2014 startet die WM in Brasilien. Das Gerüst des deutschen Kaders steht, doch einige Plätze sind noch zu vergeben. Drei 25-jährige Offensivmänner wittern ihre Chance und mischen die Liga auf.
Nicolai Müller: Wer hätte gedacht, dass der Mainzer in den ersten drei Spieltagen die meisten Comunio-Punkte einfahren würde? Vier Saisontore sprechen für sich. Müller ist schnell, abschlussstark und effektiv – ein Mann, der in jedem Spiel den Unterschied machen kann. Gleich zweimal landete der Rechtsaußen, der auch als Mittelstürmer agieren kann, in der Elf des Tages! Der Garant für den perfekten Start von Mainz steht jedenfalls fest.
Dass Müller Ende Mai zu den Freundschaftsspielen gegen Ecuador und die USA nominiert wurde, war durchaus eine kleine Überraschung, wenngleich dies dem Fehlen der Champions-League-Finalisten von Borussia Dortmund und Bayern München geschuldet war. Zwar durfte er für die Nationalmannschaft bislang nur 14 Minuten in zwei Kurzeinsätzen absolvieren, doch erste Erfahrungen hat er gemacht. Inzwischen ist Müller noch stärker geworden und empfiehlt sich in der Liga regelmäßig für eine weitere Nominierung.
Prognose: Gerade in der Offensive ist die Konkurrenz nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ extrem groß. Zwar gibt es hinter Thomas Müller keinen richtigen Rechtsaußen, doch mit Marco Reus, Mario Götze und André Schürrle können drei etablierte Jung-Nationalspieler positionsfremd auf den rechten Flügel weichen. Sollte Löw diese Spieler für andere Positionen fest einplanen, könnte auf rechts ein freier Platz entstehen. Dennoch ist es Stand jetzt eher unwahrscheinlich, dass Müller zum Aufgebot gehören wird – die Saison ist jedoch noch lang.
Sidney Sam: Nach dem Wechsel von André Schürrle befürchteten einige, Bayer Leverkusen könnte in der Offensive auf einige Probleme zusteuern. Von wegen! Sidney Sam, in der letzten Saison über weite Strecken eher noch Joker als Leistungsträger, übernimmt inzwischen Verantwortung und ist mit drei Toren und zwei Vorlagen effektiv wie selten zuvor. Bei Comunio liegt er auf Platz zwei hinter Nicolai Müller! Auch im Pokal war er mit einem Doppelpack und zwei Vorlagen der Matchwinner.
Bis zum Frühling stand angeblich die Entscheidung, Sam könne für Nigeria spielen, im Raum. Dieses Gerücht dementierte der Offensivmann jedoch und stellte klar, nur für Deutschland spielen zu wollen. Beim Freundschaftsspiel gegen Ecuador feierte er sein Debüt in der Startelf und bereitete einen Treffer vor, ebenso wie bei seinem 26-minütigen Jokereinsatz gegen die USA. Trainer Löw lobte ihn am Samstag beim 4:2-Sieg der Leverkusener gegen Mönchengladbach als den „spielentscheidenden Mann“.
Prognose: Ebenso wie Müller könnte Sam davon profitieren, dass Löw noch einen echten Rechtsaußen benötigen könnte. Dabei hat der Leverkusener den Vorteil, in dieser Saison auch in der Champions League Erfahrungen zu sammeln und auf höchstem Niveau auf sich aufmerksam machen zu können. Darüber hinaus scheint Löw derzeit von ihm angetan zu sein. Obwohl es auch für Sam schwierig wird, dem Konkurrenzkampf zum Trotz noch in den Kader zu rutschen, ist die Möglichkeit gegeben.
Max Kruse: Der Neu-Gladbacher ist zwar weniger furios gestartet als Müller und Sam, konnte jedoch in der abgelaufenen Saison mit elf Toren und acht Torvorlagen (165 Comunio-Punkte) am meisten überzeugen. Der Wechsel nach Gladbach war für die „falsche Neun“ der richtige Schritt und für seinen neuen Arbeitgeber zeigte er bereits starke Ansätze, dazu ein Tor und eine Vorlage gegen Hannover. Es scheint, als könne Kruse auch nach dem Vereinswechsel an seine Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen.
Zudem hat Kruse in den Testspielen einen sehr guten Eindruck gemacht: Gegen Ecuador durfte er von Beginn an ran und bereitete einen Treffer vor, bei der Niederlage gegen die USA wurde er zur Halbzeit eingewechselt und brachte neben einem Tor auch sehr viel Schwung in das Spiel. Löw äußerte sich schon einige Male sehr positiv über Kruse und scheint seine Entwicklung aufmerksam zu verfolgen. Der Bundestrainer stellte mehrmals klar, dass Kruse hinter Gomez und Klose die Nummer drei im Sturm sei.
Prognose: Angesichts der Tatsache, dass Stefan Kießling wohl einen Torrekord aufstellen könnte, ohne von Löw berücksichtigt zu werden, hat Kruse gute Chancen, als dritter Stürmer mit zur WM zu fahren, da der Konkurrenzkampf im Sturmzentrum weit weniger hart ist wie auf den offensiven Mittelfeldpositionen. Eine Gefahr für Kruse könnte das System des FC Bayern werden: Sollte Pep Guardiola Mario Götze mittelfristig als falsche Neun aufbieten, könnte dies für Löw eine realistische Option werden.
Fazit: Am morgigen Donnerstag beruft Joachim Löw sein Aufgebot für die WM-Qualitikationsspiele gegen Österreich und die Färöer Inseln am 6. und 10. September. Seine Anwesenheit beim Spiel zwischen Leverkusen und Mönchengladbach deutet ebenso auf die Nominierung von Sidney Sam und Max Kruse hin wie die Interviews, in denen der Bundestrainer über die beiden spricht. Anders als Nicolai Müller scheinen die beiden der Nationalmannschaft schon recht nahe zu sein, wobei der brutale Konkurrenzkampf auch dafür sorgen könnte, dass keiner der drei Spieler zur WM mitfahren wird – unabhängig davon, ob sie ihre Leistungen konservieren können oder nicht. Nichtsdestotrotz sind Müller, Sam und Kruse die Überraschungskandidaten mit der besten Chance auf ein WM-Ticket.