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Schalke und Wolfsburg verpflichten zwei große Talente, die zuletzt in Nürnberg gespielt haben. Hertha holt einen alten Bekannten in die Bundesliga zurück. Krauß, Fischer und Kenny im Comunio-Check.
Tom Krauß (1. FC Nürnberg -> FC Schalke 04)
Position und bisherige Karriere: Der gebürtige Leipziger hat alle Jugendteams bei RB und der deutschen U-Nationalmannschaften nach Lehrbuch durchlaufen, konnte sich aufgrund der großen Konkurrenz aber noch nicht in der Seniorenmannschaft des aktuellen Pokalsiegers behaupten. Eine Leihe in die 2. Bundesliga zum 1. FC Nürnberg brachte die nötige Spielpraxis.
Tom Krauß hat in den letzten zwei Jahren 62 Zweitliga-Spiele absolviert (5 Tore, 4 Vorlagen), war dabei ein absoluter Leistungsträger beim Club und hat viele Begehrlichkeiten geweckt. Trotz großer Konkurrenz erhielt Schalke den Zuschlag, die den U21-Nationalspieler zunächst leihen und bei Klassenerhalt für vier Jahre verpflichten müssen. Krauß ist ein spiel- und zweikampfstarker Sechser, der sich aufgrund seiner Schnelligkeit und Torgefährlichkeit aber auch auf der Achterposition sehr wohl fühlt.
Situation: Schalke hat viel unternommen, um Krauß zu verpflichten. Dennoch hat er mit Danny Latza und Victor Palsson zwei Konkurrenten, die ihren Platz nicht kampflos hergeben werden. Auch der eigentlich gesetzte Rodrigo Zalazar könnte als Box-to-Box-Spieler ein Stammplatzkonkurrent sein. Doch Krauß hat einen großen Vorteil: Trainer Frank Kramer kennt ihn bestens aus der DFB-U18, dort war er sogar sein Kapitän. Dass sich Krauß bei den Knappen festspielt, halten wir für sehr wahrscheinlich.n
Marktwert und Entwicklung: Für 330.000 kam Krauß nach Ende seiner Leihe zunächst nach Leipzig zurück. Wer nach Saisonumstellung früh auf ihn setzte, konnte an diesen Betrag einfach mal eine Null anhängen. Aber auch bei 3,2 Mio. ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Vier bis fünf Millionen dürften kurzfristig drin sein, dann muss sich Krauß aber erst einmal behaupten. Er ist immerhin Bundesliga-Neuling.
Nach einer kurzen Anpassungsphase halten wir es aber für wahrscheinlich, dass der 20-Jährige sich zwischen drei und vier Millionen einpendelt, gerade auch, weil er für seine Position relativ torgefährlich ist. Langfristig investiert man hier aber ohne Übertreibung auf eines der vielversprechendsten deutschen Mittelfeldtalente.
Kilian Fischer (1. FC Nürnberg -> VfL Wolfsburg)
Position und bisherige Karriere: Kilian Fischer ist ein Rechtsverteidiger, dessen Karriere so richtig erst in diesem Jahr in Schwung kam. Bei 1860 München ausgebildet, spielte der heute 21-Jährige zunächst zwei Jahre lang für den mittlerweile insolventen Club Türkgücü in der Regionalliga und der 3. Liga. Nach dem Wechsel zum 1. FC Nürnberg im Sommer 2021 dauerte es rund ein halbes Jahr, bis er Stammkraft wurde. In der Rückrunde hat er sich dann mit starken Leistungen in den Vordergrund gespielt und wurde sogar für die U21 nominiert. Wolfsburg bezahlt rund 2,5 Millionen Euro Ablöse.
Situation: Fischer dürfte ziemlich sicher schon der Ersatz für Kevin Mbabu sein, der auf der Streichliste steht und mit nur noch einem Jahr Restvertrag in diesem Sommer gehen soll. Die Stammposition hat auf dieser Position aber immer noch Ridle Baku, der sich nach der ersten Schaffenskrise seiner bis dato steilen Karriere gegen Ende der Saison wieder gefangen hat. Fischer dürfte also als Backup in die Saison gehen, wo man auch nicht zu allzu großer Rotation gezwungen sein wird.
Marktwert und Entwicklung: Mit einer Million ist Fischer ein verhältnismäßig günstiger Comunio-Zugang, der aber immerhin recht schnell auf 1,5 Mio. klettern konnte. Viel mehr ist aber auch nicht drin als Backup-Spieler. Fischer ist eher ein Mann, der behutsam an die Bundesliga rangeführt werden dürften und zunächst auf Verletzungen oder Formschwankungen von Baku hoffen muss. Es wäre überraschend, wenn wir ihn in dieser Saison in mehr als der Hälfte der Spiele auf dem Rasen sehen.
Jonjoe Kenny (FC Everton -> Hertha BSC)
Position und bisherige Karriere: Jonjoe Kenny ist uns natürlich ein Begriff. Der Rechtsverteidiger spielte 2019/20 leihweise für Schalke. Der beim FC Everton ausgebildete Engländer nutze dieses Bundesliga-Jahr, um sich fortan nachhaltig durchzusetzen. Anschließend war er Stammspieler bei seiner halbjährigen Leihe bei Celtic Glasgow, danach kam er auch immer öfter in der Premier League für Everton zum Einsatz. Inzwischen blickt er auf 50 Premier-League-Partien zurück. Als englischer U-Nationalspieler wurde er außerdem U20-Weltmeister und U17-Europameister.
Situation: Kenny liefert sich nach den Abgängen von Zeefuik und Klünter ein direktes Stammplatzduell mit Oldie Peter Pekarik. Während Pekarik hier die solide Alternative für die Defensive darstellt, ist Kenny eher der Mann für den Vorwärtsdrang und Offensivaktionen. Dieses Duell ist völlig offen und Trainer Sandro Schwarz wird hier womöglich je nach Gegner entscheiden, wer der geeignetere Kandidat ist.
Marktwert und Entwicklung: Drei Millionen kostet Kenny zu Beginn. Das ist immerhin soviel wie Dortmunds Rechtsverteidiger Thomas Meunier. Bei Hertha sind nur noch Suat Serdar, Stevan Jovetic und Marco Richter teurer. Ein wenig Neulingsbonus hat Kenny wird Kenny schon noch haben und zumindest eine Million recht sicher drauflegen können. Halten wird er dieses Niveau aber nicht. Denn Wunderdinge sind von ihm nicht zu erwarten. Trotz einer gefühlt sehr soliden Saison kam Kenny 2019/20 nur auf 56 Punkte bei Comunio.