Nach der Disqualifikation von Metalist Charkow heißt Schalkes Gegner in den Champions League Play-Offs PAOK Thessaloniki. Der griechische Vizemeister wird ausgerechnet von S04-Jahrhundertcoach Huub Stevens trainiert. Eine Gefahr?  

Schwarz und weiß, das sind die Vereinsfarben von PAOK Thessaloniki, dem Gegner des FC Schalke 04 in den Play-Offs zur Champions League. Schwarz und weiß, das steht für Trauer und Hoffnung. Denn PAOK (ein Akronym von „Panthessalonikischer Sportklub der Konstantinopler“) wurde 1926 von griechischen Flüchtlingen aus Konstantinopel während des griechisch-türkischen Krieges gegründet. Die Vereinsfarben stehen dabei einerseits für die Trauer über den Verlust der Heimat, andererseits für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Damit einhergehend hat der Doppelkopf-Adler im Emblem des Klubs die Flügel angelegt.

In den Play-Offs gegen Schalke 04 will Thessaloniki, das dem russisch-griechischen Mäzen Ivan Savvidis gehört, seine Flügel allerdings spreizen und zum Angriff übergehen. Nach der durchaus respektakblen sportlichen Leistung von PAOK, das mit 0:2 und 1:1 gegen Metalist Charkow in der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League ausschied, bekommt der griechisch-türkische Klub durch die Disqualifikation der Ukrainer die große Chance, sich für das Millionengeschäft Champions League zu qualifizieren.

Ausgerechnet gegen den Jahrhunderttrainer

Für den sportlichen Erfolg soll dabei ausgerechnet der zum königsblauen Jahrhunderttrainer gewählte Huub Stevens sorgen. Seit Juli dieses Jahres ist der gebürtige Kerkrader verantwortlich für den griechischen Vizemeister, der 15 Punkte hinter Meister Olympiakos Piräus in der heimischen Super League landete. „Ich freue mich über die Herausforderung bei diesem Traditionsverein. Ich möchte, dass hier alles auf dem Thema Teamwork basiert – unsere Organisation, unser Teamspirit, unsere Leistungen auf dem Platz“, so Stevens bei seinem Amtsantritt.

Dabei zählt bei Stevens, wie schon damals auf Schalke, vor allem das Kollektiv: „Niemand steht über der Mannschaft. Unser Ziel ist es, mit den Topteams mithalten zu können und jedes Spiel zu gewinnen. Am Ende der Saison werden wir dann sehen, wie gut das geklappt hat und was wir erreicht haben.“ Über einen hochkarätigen Neuzugang, der zu diesem Ziel beitragen soll, durfte sich Stevens bereits freuen. Von Fenerbahce Istanbul wurde Mirosvlav Stoch ausgeliehen. Der 23-jährige Slowake ist mit einem Makrtwert von rund acht Millionen Euro der wertvollste Spieler der Griechen.

Doch neben Stoch ragen auch Stefanos Athanasiadis, Tomas Necid, Lucas und Dimitrios Salpingidis aus der Mannschaft heraus. Salpingidis dürfte durch seine zwei Tore (eins davon gegen Deutschland) während der Europameisterschaft 2012 noch gut im Gedächtnis vieler Fußball-Interessierter sein. Der PAOK-Kapitän ist zwar inzwischen 32 Jahre, gehört aber immer noch zu den Leistungsträgern der Mannschaft. Vor allem in der Offensive kann PAOK also durchaus interessante und gefährliche Spieler aufbieten, die der Schalker Abwehr, die momentan mehr als wackelig steht, durchaus Probleme bereiten kann. Dabei dürfte besonders der Spanier Lucas ein wichtiger Faktor werden. Der 24-Jährige ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Griechen.

„Gegen Schalke wird es schwer“

Die Generalprobe gelang Thessaloniki – ganz im Gegenteil zu den Schalkern – vollkommen. Mit 3:0 fertigte man Skoda Xanthi zum Saisonauftakt ab. Dank des hohen Sieges liegt PAOK derzeit an der Tabellenspitze. „Solche Siege über Xanthi stärken unsere Psyche. Gegen Schalke wird es dennoch schwer, aber wir geben unser Bestes“, so Lucas, der einen Treffer gegen Xanthi selbst erzielen und zwei weitere Tore vorbereiten konnte. Zeigt die kurze Arbeit von Huub Stevens bereits erste Früchte? „Unser neuer Trainer setzt auf harte Arbeit und Disziplin. Diese beiden Eigenschaften haben PAOK neben Teamgeist und individueller Qualität in den vergangenen Jahren gefehlt“, sagt Eigner Savvidis.

Mit einer gestärkten Psyche wird der FC Schalke 04 keinesfells die Partie gegen PAOK Thessaloniki angehen. Nach dem spektakulären 3:3-Unentschieden zum Auftakt gegen den Hamburger SV und vor allem der peinlichen 0:4-Klatsche beim VfL Wolfsburg brennt der Baum in Gelsenkirchen. „Wir müssen jetzt versuchen das Positive aus diesem Spiel mitzunehmen. Es war auch nicht alles schlecht, auch wenn sich das blöd anhört“, so Benedikt Höwedes in der „Sportschau“.

Allerdings wird das Millionenspiel gegen PAOK nicht nur wegen seiner monetären Bedeutung entscheiden, wie es mit Schalke 04 in dieser Saisom weitergeht. Auch sportlich würde ein Abrutschen in die Europa League ein schwerer Schlag für das eigentlich so ambitionierte Schalke sein. Zu allem Überfluss wird Torjäger Klaas-Jan Huntelaar gegen Saloniki fehlen. Für ihn rutscht Adam Szalai in die Startelf. „Ich freue mich riesig auf das Spiel. Auch wenn es ’nur‘ ein Quali-Spiel ist, ist es mein erstes Champions-League-Spiel. Für mich zählt nur, dass ich einfach Spaß habe und meine beste Leistung abrufen kann“, so der Ungar.

Einfach Spaß haben, das will PAOK Saloniki im Spiel gegen Schalke 04 auch. Damit die Hoffnung auf eine bessere Zukunft bei den Griechen erneut entflammt wird. Und der Adler seine Flügel wieder spreizen kann.