Neuer Trainer, neue Spieler: Real Madrid will nach der erfolglosen Saison 2012/13 wieder ganz oben angreifen. Bringt das neue Konzept auf dem Transfermarkt den Titel in der Königsklasse?
Bernd Schuster muss es ja wissen. Immerhin zählt er zu den wenigen Deutschen, die das prestigeträchtige Trikot von Real Madrid überstreifen durften. Auch seine Zeit als Trainer der Königlichen befähigt ihn, eine fundierte Meinung über seinen Ex-Verein abzugeben.
Vor allem die Erwartungshaltung innerhalb des Haupstadtklubs und in dessen Peripherie sei für Schuster auf dem Weg zum zehnten Champions-League-Titel eine schier unmenschliche Last – ist das Scheitern vorprogrammiert?
„Die Bayern-Macher fordern auch nicht auf Teufel komm heraus die Triple-Wiederholung“, sagte der 53-Jährige der „Bild“. „Da sollte sich Real Madrid ein Beispiel nehmen: Die bauen in der Jagd auf den zehnten Champions-League-Titel einen Druck auf, an dem man scheitern muss.“
Selbst Mourinho schaffte es nicht
2002 streckte Real Madrid letztmals die Trophäe der Königsklasse in die Höhe. Seitdem rennen die Madrilenen dem größtmöglichen Erfolg auf Vereinsebene hinterher. Meisterschaften, Supercup, spanischer Königspokal, gar Siege gegen den Erzrivalen FC Barcelona – nichts, aber auch gar nichts, kann die Champions League ersetzen.
2010 wollte der Klub durch die Verpflichtung der personifizierten Titelgarantie Jose Mourinho die klaffende Wunde endlich schließen. Doch nach drei Jahren und dreimaligem Scheitern im Halbfinale der Champions League zerbröckelte die Zweckgemeinschaft.
Ancelotti neuer Coach
Reals Entscheidung , wer in Zukunft an der Seitenlinie stehen wird, fiel verhältnismäßig schnell – Carlo Ancelotti, jahrelang Mastermind des AC Milan, wird in Zukunft das Konsortium der Stars anführen. Ein intelligenter Schritt: Der 54-Jährige ist ein gewiefter Taktiker, der eine perfekte Mitte aus Disziplin und Attraktivität findet.
„Er ist ein Erfolgstrainer, aber seine Teams fahren nicht nur Resultate ein – sie spielen dazu auch schönen Fußball“, sagt Arrigo Sacchi. „Als Florentino Perez (Präsident Real Madrid, Anm. d. Red) mich nach ihm gefragt habe, riet ich ihm, nicht zweimal über eine Verpflichtung nachzudenken.“
Carlo Ancelotti weiß um die Schwierigkeit seiner königlichen Aufgabe. Doch bei seiner Vorstellung im Estadio Bernabeu ist der madrilenische Duktus schon in ihn übergangen: „Das wird die Saison von Real Madrid werden.“
Starke Talente verpflichtet
Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, nahm Real im Sommer für die Verbesserung des Kaders bislang rund 75 Millionen Euro in die Hand. Doch anders als in den vergangenen Jahren kauft der Verein in erster Linie nicht um des Namens willen – junge, hungrige und hoch veranlagte Nachwuchsspieler aus dem eigenen Land sollen zukünftig für Erfolg sorgen.
Mit Isco sicherte sich Real einen der talentiertesten Nachwuchsspielers Europas, der im offensiven Mittelfeld flexibel einsetzbar ist und den Etablierten mächtig Druck machen wird.
Asier Illarramendi gilt in Spanien als legitimier Nachfolger des Taktgebers Xabi Alonso und wird wohl mit Sami Khedira um einen Platz in der Startelf streiten. Auch der ehemalige Leverkusener Daniel Carvajal steht als Sinnbild für die neuerliche Transferpolitik. Carlo Ancelotti ist angesichts seines starken und verjüngten Kaders glücklich. Seine Akteure seien voller Perönlichkeit, voller Qualität, sagte er der spanischen Zeitung „AS“.
Das Damoklesschwert Champions-League-Sieg schwebt allerdings trotzdem über dem Verein. „Jeder weiß, was ‚La Decima‘ bedeutet“, sagte Ancelotti. „Ich nehme da eine Verantwortung auf mich. Aber das ist kein Problem, sondern eine besondere Motivation.“