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Lange hing der Transfer in der Schwebe, kurz vor Schluss hat man den Deal noch eingetütet: Mit Reiss Nelson kommt einer, von dem man sich viel verspricht. Vielleicht sogar, dass er große Fußstapfen füllt.
Position: „Durch seine variablen Einsatzmöglichkeiten auf der Achterposition, als Außenstürmer oder hängende Spitze“, so beschreibt TSG-Manager Alexander Rosen die Erwartung an den Transfer, werde Nelson Trainer Julian Nagelsmann „wieder deutlich mehr Optionen geben“. Ursprünglich ist der 18-Jährige vor allem auf dem rechten Flügel zuhause, in der Premier League 2 lief er allerdings zuletzt zweimal als Linksaußen auf.
Bisherige Karriere: Elf Jahre Arsenal, das dürfte eine gute Ausbildung bedeuten, die Reiss Nelson seit seinem siebten Lebensjahr genossen hat. Bei den Gunners durchlief der vielfache U-Nationalspieler (mit 14 debütierte Nelson in der U16 Englands) sämtliche Jugend- und Nachwuchsteams, der endgültige Sprung ins Profiteam gelang dann allerdings (noch) nicht. Unter Arsène Wenger durfte der schnelle Mann insgesamt 16-mal in Pflichtspielen für die Profis auflaufen, unter dessen Nachfolger Unay Emery war der 18-Jährige dann wieder außen vor.
Dass man in London dennoch große Stücke auf das Eigengewächs hält, zeigen die Rahmendaten des Deals mit der TSG: Vor dem Abflug in die Bundesliga verlängerte Nelson doch noch seinen Vertrag bei den Gunners, nach einer einjährigen Leihe wird das Talent wieder zurück erwartet.
Einstiegsmarktwert: 1.430.000. Das ist ein moderater Wert in der Dimension der Sturmkollegen Belfodil und Otto.
Situation: Mit Kerem Demirbay, Denis Geiger, Nadiem Amiri und Lukas Rupp ist das Hoffenheimer Lazarett mit Mittelfeldspielern prominent und zahlenmäßig stark belegt. Da dürfte Julian Nagelsmann hörbar aufgeatmet haben, als ihm sein Sportdirektor die Ausleihe einer vielseitigen Offensivalternative bestätigt hatte. Und dann kommt auch noch eine von einem solchen Kaliber. Auf der Insel wird Reiss Nelson als eine der überragenden Nachwuchshoffnungen betrachtet, in neun U19-Länderspielen erzielte der Außenstürmer schon drei Tore, nach der abgelaufenen Saison wurde der 18-Jährige für die Longlist des „Golden Boy“-Award, den Preis für Europas besten Nachwuchsspieler, nominiert. Mit anderen Worten: Nelson ist schon sehr, sehr weit.
Und man darf getrost davon ausgehen, dass Nagelsmann und Rosen ihrer neuen Allzweckwaffe in der Offensive den Schritt nach Sinsheim mit der Aussicht auf schnelle Einsatzzeiten schmackhaft gemacht haben dürften. Anders hätte sich Nelson, der ausdrücklich auf der Suche nach Spielpraxis in einer europäischen Topliga ist, vermutlich nicht für den Schritt begeistern lassen. Und um den Spieler langfristig aufzubauen, wäre eine einjährige Leihe natürlich Unsinn. Nein, Nelson tritt im Kraichgau an, um zu spielen. Und diese Möglichkeit wird ihm Julian Nagelsmann sicher schnell verschaffen.
Der Trainer verglich seinen neuen Offensivspieler bereits mit dessen Vorgänger in Sinsheim: «Reiss ist ein Spieler, der vergleichbar mit Serge Gnabry ist, was das Tempo angeht. Das war mein Wunsch, dass wir da nochmal nachlegen. Er kann sehr, sehr viel an der Murmel.“ Serge Gnabry verließ die TSG bekanntlich nach Ablauf der Leihe nach München und hinterließ ein gewaltiges Loch. Das gilt es nun zu füllen.
Marktwertpotenzial: Erfüllt Nelson nur die Hälfte von dem, was man sich von ihm erhofft, wird sich der Marktwert des 18-Jährigen positiv entwickeln. Gelingt es dem „neuen Gnabry“ allerdings wider Erwarten nicht, sich schnell ans und ins Team zu spielen, ist Stagnation angesagt. Aber wie gesagt: Man leiht einen hochdekorierten Nachwuchsspieler nicht für ein Jahr aus, um für den eigentlichen Arbeitgeber die Aufbauarbeit zu machen. Das wird spannend!