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Beim VfB Stuttgart lief in der abgelaufenen Vorrunde nicht viel zusammen, auch der Trainerwechsel verpuffte spektakulär. Was macht also Hoffnung auf eine bessere Rückserie? Nicht viel. Außer der Neue und der ganz Alte.
Kaderwert: 30.000.000 (Stand: 8.1.2019)
Kaderpunkte: 493
Comunio-Platzierung: 15.
Bester Spieler: Mario Gómez (65 Punkte)
Die Situation: Die Situation? Verfahren! Der VfB, immerhin die zweitbeste Mannschaft der Rückrunde 2017/18, taumelt von Niederlage zu Niederlage, der Trainerwechsel von Tayfun Korkut zu Markus Weinzierl machte alles nur noch schlimmer, vor der Winterpause verlor man dann noch völlig unnötig ein echtes Sechs-Punkte-Spiel gegen ähnlich schwache Schalker. Das Ergebnis dieser enttäuschenden Hinserie: Drei Siege, fünf Unentschieden, neun Niederlagen, dazu hat man mit zwölf Toren die wenigsten aller Bundesligisten erzielt.
Nun waren die sparsamen Schwaben in Sachen Toreschießen ja auch in der letzten Saison nicht eben übermäßig freigiebig, aber da konnte man auf eine überragende Defensivreihe um den Senkrechtstarter und späteren Weltmeister Benjamin Pavard bauen. Von diesem Bollwerk ist in dieser Saison nicht viel übrig geblieben. Der junge Franzose wirkte zuerst – völlig nachvollziehbar – doch etwas beeindruckt von seinem neuen Status, später fiel der Innenverteidiger dann lange (und bis heute) verletzt aus. Ähnlich erging es den Kollegen Timo Baumgartl und Holger Badstuber, die ebenfalls mit ihrer Gesundheit zu kämpfen hatten. So fand sich nie ein stabiles Fundament und waren es in der fulminanten Rückrunde nur 15 Gegentreffer, die VfB-Keeper Ron-Robert Zieler zu verkraften hatte, sind es in dieser Saison schon 35.
Auch ein Faktor: Mit Daniel Didavi konnte der Königstransfer von Michael Reschke aufgrund anhaltender Achillesehnenbeschwerden nur zweimal durchspielen (jeweils sechs Punkte), auf ein Tor wartet der dynamische Offensivspieler noch vergeblich. Ähnlich wenig bewegten die weiteren Sommer-Neuzugänge: Gonzalo Castro, vom BVB gekommen, pendelt zwischen Bankplatz und Startelf, der junge, aber immerhin auch rund zehn Millionen Euro teure Argentinier Nicolás González traf am 17. Spieltag zum ersten Mal in der Bundesliga, stellt aber ansonsten so gar keine Hilfe dar im Abstiegskampf. Bitter: Mit Undiszipliniertheit und mangelndem taktischem Vermögen (oder Willen) spielt sich der zwischenzeitlich nach guten Auftritten als großer Hoffnungsträger gehandelte Anastasios Donis mehr und mehr ins Abseits. Unnötig zu erwähnen, dass auch der junge Grieche lange verletzt ausfiel.
So bleibt eigentlich nur noch Mario Gómez als Heilsbringer. Der 35-Jährige entdeckte zumindest gegen Ende der Hinserie nach einer ewig langen Durststrecke kurzzeitig seine Torjägerfähigkeiten wieder. Gut für Comunio-Manager: Der Routinier bekommt von der Bank überhaupt keinen Druck und spielt immer. Schlecht für Comunio-Manager: Trifft der ehemalige Nationalspieler nicht, holt er auch keine Punkte – im Gegensatz beispielsweise zu einem Max Kruse.
Das sagten wir vor der Saison: „Die Qualität im Kader ist zu groß, als dass der VfB bei einem normalen Saisonverlauf gegen den Abstieg kämpfen müsste. Ein Ausreißer nach oben erscheint (erneut) möglich, sofern eines der etablierteren Teams oben in der Tabelle stolpern sollte. Trotzdem ist Vorsicht geboten: Geht der Saisonstart (trotz machbarem Startprogramm) in die Hose, könnte eine Abwärtsspirale drohen. Wir glauben allerdings an das gesunde Mittelmaß und glauben: Mit dem Abstieg hat der VfB nichts zu tun, am Ende wird es Platz neun für den fünffachen Meister.“ Hatten wir nun Recht oder Unrecht? Mit zwei Punkten aus den ersten fünf Partien ging der Start ordentlich in die Hose, danach kamen die Schwaben nicht mehr auf die Füße – und nach dem Trainerwechsel wurde alles noch viel schlimmer. Die Konsequenz: Abwärtsspirale, Abstiegskampf. Auch, weil es eben nie einen „Normalen“ Saisonverlauf in dieser in vielerlei Hinsicht dramatischen Hinrunde mit Verletzungen, Formschwächen und Trainerwechsel gab.
Comunio-Player to watch: „Er hat Mentalität, Einstellung, Durchsetzungsvermögen. Das sind Fähigkeiten, die uns in unserer Situation weiterhelfen können.“ So beschreibt VfB-Sportchef Michael Reschke in der Stuttgarter Zeitung seinen ersten Winterneuzugang Alexander Esswein. Der Flügelspieler kommt auf Leihbasis zunächst bis zum Saisonende von Hertha BSC und will in Stuttgart für ordentlich Betrieb auf der und Torgefahr über die Außenbahn sorgen. Geht es nach Markus Weinzierl, wird das gelingen. „Er hat Fähigkeiten, die uns gefehlt haben mit seiner Robustheit, seiner Geradlinigkeit und seiner Schnelligkeit.“ Esswein, der seine bislang beste Comunio-Saison 2015/16 mit 63 Punkten erlebte (damals noch für den FC Augsburg) könnte schnell ein Faktor auf der rechten Seite im VfB-Spiel werden, der erste, engagierte Testspielauftritt gegen den FC Utrecht (2:3) dürfte bei allen Beteiligten in jedem Falle Lust auf mehr gemacht haben.
Prognose: Nach dieser Hinrunde voller Pleiten, Pech und Pannen kann es in der zweiten Saisonhälfte bei den Schwaben nur besser werden. Und mit Steven Zuber (TSG Hoffenheim) und Alexander Esswein (Hertha BSC) hat man sich zumindest schon sinnvoll verstärkt, auch wenn mit diesen beiden Leihspieler die größte Problemzone noch nicht bearbeitet wurde: Der VfB braucht dringend noch einen zweiten torgefährlichen Stürmer neben Mario Gómez – und aus dem eigenen Kader ist da nach den Erfahrungen mit Nicolas Gonzales und dem sich immer weiter ins Abseits bugsierenden Anastasios Donis nichts in Sicht.
Nachdem die Zukunft von Benjamin Pavard, der zur nächsten Saison wie erwartet zum FC Bayern München wechseln wird, geklärt ist, ist zumindest ein Störfaktor eliminiert. Mit freiem Kopf sollte der Weltmeister nach seiner Genesung wieder für Stabilität in der VfB-Verteidigung sorgen können. Wofür das dann reicht? Eine Prognose ist schwierig. Tendenz: Der VfB rettet sich über den Strich – aber nur, wenn sich ein zweiter zuverlässiger Torschütze findet. Egal, ob extern oder intern organisiert.
Zugänge: Alexander Esswein (Hertha BSC), Steven Zuber (TSG Hoffenheim)
Abgänge: –