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Der 1. FC Köln hat sich im Sommer punktuell verstärkt und zwei wichtige Leistungsträger gehalten. Große Sprünge sollte man in der kommenden Bundesliga-Saison dennoch nicht erwarten. Taktische Anpassungen sorgen für interessante und neue Comunio-Perspektiven. Hier kommt die Comunioblog-Saisonvorschau.
Die Situation: In Köln verfällt schon länger niemand mehr in Hektik. Den Transferwahnsinn, der vielerorts hereingebrochen ist, machen die Rheinländer nicht mit. Vielmehr ging es den Verantwortlichen darum, ihre Leistungsträger zu halten. Das gelang bei Jonas Hector ebenso wie bei Leonardo Bittencourt. Allerdings ließen die Kölner Yannik Gerhardt für ein beachtliches Schmerzensgeld von 13 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg abwandern.
Ansonsten verstärkte sich der Effzeh eher in die Breite. Mit Marco Höger, Konstantin Rausch und Artjoms Rudnevs kamen gestandene Bundesligakräfte. Dazu verpflichtete Köln mit Sehrou Guirassy eine Alternative für den Sturm. Der 20 Jahre alte Franzose fällt aber vorerst mit einem Meniskusschaden aus.
Doch auch wenn sich am Personal nicht so viel geändert hat, könnte sich die Grundordnung auf dem Feld etwas verschieben. Trainer Peter Stöger experimentierte in der Vorbereitung mehrfach mit einer Dreierkette, griff dann aber in den wichtigen Tests auf die bewährte Viererkette zurück. „Momentan habe ich das Gefühl, dass die Jungs sich damit von der Abstimmung und der Raumaufteilung her noch wohler fühlen. Vor allem, wenn wir versuchen, etwas höher zu verteidigen“, erklärte Stöger gegenüber dem „kicker“. Eine Dreierkette ist aber damit nicht vom Tisch. „Wir werden es weiter forcieren.“
Nationalspieler Hector, der schon in der Rückrunde häufig zentral vor der Abwehr spielte, hat dort endgültig seine neue Heimat gefunden. Im bevorzugten 4-2-2-2 kämpfen Kapitän Matthias Lehmann und Marco Höger um den Platz daneben. Auf den offensiven Außenbahnen sind Marcel Risse (rechts) und Leonardo Bittencourt (links) gesetzt. In der Defensive haben aktuell Pawel Olkowski und Konstantin Rausch die Nase vorn. Beide können auch eine Position weiter vorne agieren. Milos Jojic, der einen extrem fitten Eindruck macht, ist ebenfalls ein Kandidat für die Außenbahn.
Im Sturm muss Anthony Modeste nicht mehr den Alleinunterhalter geben. Der Franzose harmonierte in der Vorbereitung exzellent mit Rudnevs, sodass alles auf eine Doppelspitze hinausläuft. Bleibt noch die Innenverteidigung. Dort sind Dominique Heintz und Dominic Maroh gesetzt. Frederik Sörensen ist der erste Nachrücker und würde wohl auch hereinrücken, sollte Stöger mit einer Dreierkette agieren wollen. Selbst als Rechtsverteidiger ist der Däne eine Option. Timo Horn steht weiter im Kasten.
Comunios Player to watch: Leonardo Bittencourt. Der Flügelspieler verlängerte unlängst seinen Vertrag in Köln und geht nun gestärkt in seine zweite Saison als unumstrittener Stammspieler in Köln. Über den Talentestatus ist der U21-Nationalspieler inzwischen hinaus und es wäre nicht verwunderlich, wenn Bittencourt in der kommenden Saison den nächsten Entwicklungsschritt machen sollte. Mit einem Marktwert von 3,32 Millionen ist er auf jeden Fall eine Überlegung wert.
Youngster to watch: Sehrou Guirassy (1,67 Mio.). Knapp vier Millionen Euro legte Köln für den 20 Jahre alten Stürmer auf den Tisch. Guirassy kann in der Offensive alle Positionen bekleiden, ist aber in erster Linie für das Sturmzentrum vorgesehen. Trotz seines jungen Alters besitzt er schon einen imposanten Körper und sollte sich direkt in der Bundesliga behaupten können. Joker-Einsätze sind auf jeden Fall drin.
Prognose: Der Effzeh hat unaufgeregt seinen Job gemacht. Der Kern der Mannschaft blieb zusammen und wurde mit erfahrenen Kräften ergänzt. Allerdings einen Überflieger haben die Kölner nicht ergattert. Große Sprünge in der Tabelle sollte daher niemand erwarten. Vielmehr werden sich die Domstädter in ähnlichen Sphären wie im Vorjahr bewegen, aber das muss ja nicht zwingend schlecht sein.
Bisherige Transferaktivitäten:
Zugänge: Sehrou Guirassy (LOSC Lille, 3,8 Mio.), Marco Höger (Schalke 04, 1,3 Mio.), Konstantin Rausch (Darmstadt 98, ablösefrei), Artjoms Rudnevs (Hamburger SV, ablösefrei), Marcel Hartel, Lukas Klünter, Sven Müller (alle eigene U23), Salih Özcan (eigene U19)
Abgänge: Yannick Gerhardt (VfL Wolfsburg, 13 Mio.), Kevin Vogt (1899 Hoffenheim, 1,5 Mio.), Dusan Svento (Slavia Prag, ablösefrei), Bruno Nascimento (Omonia Nikosia, ablösefrei), Daniel Mesenhöler (Union Berlin, ablösefrei), Philipp Hosiner (Stade Rennes, Leihe beendet)