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Hertha BSC überraschte in der abgelaufenen Bundesliga-Saison mit einem starken sechsten Platz. Diese Platzierung berechtigt die Berliner zur direkten Teilnahme an der Euro League. Wie gehen die Berliner mit der Dreifachbelastung um? Comunioblog analysiert.
Kaderwert: 49.720.000
Kaderpunkte: 929
Comunio-Platzierung: 11.
Bester Spieler: Jarstein (3,0 Mio., 122 Punkte)
Die Situation: Hertha BSC hat eine bärenstarke Hinrunde gespielt und wieder einmal in der Rückrunde eine Art Schwächeanfall bekommen. Am Ende reichte es trotzdem noch für den 6. Tabellenplatz – die Berliner spielen das erste Mal seit sieben Jahren wieder auf europäischer Bühne. Torjäger Ibisevic prophezeit: „Das wird eine knallharte Saison.“
Damit könnte der Berliner Kapitän durchaus Recht behalten. Dennoch ist die Vorfreude des Hauptstadtclubs auf die drei Wettbewerbe riesengroß. In den beiden Trainingslagern in Bad Saarow und Schladming hat das Trainerteam die Mannschaft nach bestem Gewissen auf die neue Saison vorbereitet – was wirklich möglich ist, kann niemand gewiss einschätzen.
Die Comunio-Manager trauen den Herthanern offenbar nicht so richtig zu, dass ihnen die Dreifachbelastung gut tun wird – in der Kaderwert-Tabelle landet Hertha BSC nur auf dem elften Platz. Wahrlich waren die Berliner Kicker auch in der letzten Saison keine Punktemonster – der punktbeste Spieler war Rune Jarstein mit 122 Punkten. Als bester Feldspieler erreichte Vedad Ibisevic 85 Comunio-Punkte.
Die zehn besten Herthaner der Saison 16/17
In der Sommerpause war die Alte Dame nicht untätig und hat bisher fünf Mal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Wie in den vergangenen Jahren auch, haben einige Neuzugänge gleich zu Beginn der Saison Probleme mit Verletzungen.
Davie Selke wurde als große Sturmhoffnung aus Leipzig geholt, wo er die meiste Zeit auf der Bank verbrachte. Die Euphorie ist aktuell jedoch etwas getrübt, da der U21-Europameister an einer Knochenmarkschwellung laboriert und laut transfermarkt.de erst Ende August wieder einsatzfähig ist. Das erste Bundesligaspiel dürfte der Neuzugang demnach auf jeden Fall verpassen – und dann nach der Länderspielpause voll angreifen.
Ebenfalls verletzt ist Valentino Lazaro, der in diesem Sommer vom österreichischen Meister RB Salzburg zu den Berlinern wechselte. Die Verletzung war den Berlinern allerdings schon vor dem Transfer bekannt, weshalb der 21-jährige vorerst nur ausgeliehen statt fest verpflichtet wurde. Sobald er fit ist, soll der Neuzugang auf dem rechten Flügel für die Berliner wirbeln.
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Seit Jahren wird immer wieder laut, dass Hertha ein Schnelligkeitsproblem hat. Mit den diesjährigen Transfers sollte dieses Defizit behoben werden. Selke und Lazaro gelten nicht als sonderlich langsam, ebenfalls für ein hohes Tempo bekannt ist Mathew Leckie, der von Absteiger Ingolstadt zu den Berlinern gewechselt ist.
Während der Vorbereitung war Trainer Pal Dardai stets noch nicht mit dem Speed zufrieden, nach dem Testspiel gegen den FC Liverpool (0:3) sagte er: „Wir brauchen gegen den Ball mehr Speed, müssen mehr Sprints ziehen.“ Der Ungar möchte seine Gegner mit klugen Rhythmuswechseln überraschen.
Ein Lichtblick ist außerdem Mitchell Weiser, der schon zum Ende der Saison nach seiner langen Verletzung oft bester Berliner war. Im Testspiel gegen Liverpool bewies er, dass er sich auch gegen europäische Topclubs etwas zutraut. Nach dem Spiel sagte der Youngster: „Ich liebe es, gegen solche Spieler zu spielen. Ich sehe so, was noch fehlt und wo ich schon mithalten kann.“
Den Faktor Schnelligkeit könnte auch Alexander Esswein für sich nutzen und sich in Abwesenheit von Davie Selke im Sturmzentrum neben Ibisevic festspielen. Esswein hat in der Vorbereitung überzeugende Leistungen als hängende Spitze gezeigt – gelingt ihm das auch in der Liga, könnten die eher schwachen Auftritte aus der letzten Saison auf dem Flügel in Vergessenheit geraten.
Ob er den Platz neben oder hinter Ibisevic auch nach Selkes Rückkehr behaupten kann, bleibt abzuwarten. Taktisch hat Coach Dardai jedenfalls angekündigt: „Wir werden variieren zwischen einem 3-5-2-System und einem 4-4-2-System. Fakt aber ist, dass wir fast immer mit zwei Stürmern spielen wollen.“
Vor der Verletzung Davie Selkes klang der Plan noch so: „Mit Vedad haben wir einen erfahrenen, coolen und abgezockten Spieler vorne, der nicht viele Möglichkeiten braucht, um ein Tor zu erzielen. Davie ist die perfekte Ergänzung dazu, er ist schnell, auch gut im Abschluss und noch jung und unbekümmert“
Comunios Player to watch: Ondrej Duda. Der Slowake ist ein Quasi-Neuzugang. Der 22-jährige kam in der Sommerpause vor der Saison 2016/17 zu den Herthanern und verletzte sich bereits nach wenigen Bundesligaminuten schwer an der Patellasehne. Er kam den Rest der Saison nicht mehr in die Gänge und sammelte am Ende nur 67 Minuten in der höchsten deutschen Spielklasse. Das hat er sich sicher anders vorgestellt. Jetzt scheint Duda komplett fit und motiviert zu sein, sodass er voll angreifen kann. Seine Kreativität als Spielmacher können die Berliner sicher gut gebrauchen.
Youngster to watch: Jordan Torunarigha. Einen einzigen Youngster im Team ausfindig zu machen ist schwer, schließlich haben die Berliner mit Weiser, Stark und Selke gleich drei U21-Europameister im Kader. Trotzdem fällt die Wahl auf Jordan Torunarigha – der 20-jährige durfte in der abgelaufenen Saison bereits acht Bundesligaspiele in der Verteidigung absolvieren und erzielte dabei sogar ein Tor. Rekik und Langkamp werden aller Voraussicht nach als Stamminnenverteidiger in die Saison gehen – und Torunarigha muss sich seine Chance erneut erkämpfen. Wir trauen ihm aber durchaus zu, dass er diese zu nutzen weiß, sobald sie sich ihm bietet.
Prognose: Eine Prognose ist bei den Berlinern immer schwierig. Als eigenes Ziel hat Dardai die 50 Punkte-Marke (nach 49 Punkten in der letzten Saison) ausgegeben. Wir würden sagen: Ambitioniert, aber machbar! Die Berliner haben sich sinnvoll punktuell verstärkt und das Grundgerüst aus der Vorsaison weitestgehend zusammengehalten (nur Brooks ist zum VfL Wolfsburg abgewandert). Können die Herthaner Dardais Vorgaben umsetzen und kommt der Motor aufgrund der Dreifachbelastung nicht ins Stottern, dürften die Berliner auch in dieser Saison wieder nichts mit dem Abstieg zu tun haben.
Bisherige Transferaktivitäten:
Zugänge: Davie Selke (für 8 Mio. Euro von RB Leipzig), Mathew Leckie (für 3 Mio. Euro vom FC Ingolstadt), Karim Rekik (für 2,5 Mio. Euro von Olympique Marseille), Valentino Lazaro (ausgeliehen von RB Salzburg), Arne Maier, Julius Kade, Florian Baak, Palko Dardai (alle aus dem U19-Team)
Abgänge: John Anthony Brooks (für 17 Mio. Euro zum VfL Wolfsburg), Florian Kohls (Würzburger Kickers), Alexander Baumjohann (Coritiba FC), Sami Allagui (FC St. Pauli), Nils Körber (Preußen Münster), Allan (Leih-Ende, Liverpool U23)