So wirklich scheint man in Stuttgart noch nicht zu wissen, was die neue Saison bringen soll. Nach den zwei enttäuschenden vergangenen Spielzeiten muss der Abstiegskampf auf jeden Fall vermieden werden. Mehr scheint aktuell aber kaum drin zu sein. Die Saisonvorschau.
Die Situation: Um einen Einzug ins europäische Geschäft wollte man mitspielen. Der neue Präsident Bernd Wahler nahm (als langfristiges Ziel) sogar wieder das Wort „Champions League“ in den Mund. Am Ende der Saison 2013/2014 stand allerdings Platz 15 und viele Wochen mitten im Abstiegssumpf.
Trotz der verkorksten letzten Spielzeit hat sich im Ländle dennoch nicht allzu viel getan. Große Neuverpflichtungen blieben bisher aus. Mit Adam Hlousek und Christian Klein wurden zwar zwei neue Außenverteidiger verpflichtet. Die Sorgen der meisten VfB-Fans, die diese Position betreffen, konnten dadurch aber nicht wirklich beiseite gewischt werden. Angreifer Daniel Ginczek kostete zwar immerhin 2,5 Millionen Euro und deutete zu Beginn der vergangenen Saison durchaus seine Klasse an, wird den Schwaben zum Saisonstart aber noch aufgrund seines Kreuzbandrisses fehlen. Oriol Romeu hat zwar eine interessante Vergangenheit und lief schon für den FC Barcelona, den FC Chelsea und den FC Valencia auf, wird seinen Stammplatz im VfB-Team zu Beginn aber wohl ebenfalls nicht sicher haben.
Veh als Hoffnungsträger
Der Hoffnungsträger der Stuttgarter Anhänger ist daher der Neuzugang, der auf der Trainerbank Platz nehmen wird. Armin Veh wird immer noch mit der Deutschen Meisterschaft 2007 in Verbindung gebracht, zudem führte er die Frankfurter Eintracht vor zwei Jahren noch in die Europa League.
Direkt bei seinem Amtsantritt erklärte der 53-Jährige, man dürfe von ihm keine Wunder erwarten. Seine Ziele dürften dennoch wesentlich höhere sein, als die die der VfB in den vergangenen zwei Spielzeiten erreichen konnte. So gab Veh gegenüber Sport 1 zu Protokoll, er sei nicht nach Stuttgart gekommen, „um Zwölfter zu werden.“
Viele Fragezeichnen in der Mannschaft
Über genug Talent, um zumindest wieder in der oberen Tabellenhälfte zu landen, verfügt der Kader der Schwaben. Dieses muss allerdings auch konstant abgerufen werden – anders als in den letzten Jahren.
Fragezeichen gibt es auch in diesem Jahr wieder genug. Kann Antonio Rüdiger sein Potenzial endlich mal über einen längeren Zeitraum abrufen? Kommt Daniel Didavi verletzungsfrei durch die Saison? Kann Vedad Ibisevic seine Torjägerqualitäten wieder unter Beweis stellen? Macht Timo Werner den nächsten Schritt? Und, und, und. Fragen über Fragen.
Sollte der Großteil am Ende der Saison positiv beantwortet werden können, wäre es möglich, dass der VfB wieder international vertreten ist. Bei zahlreichen „Neins“ könnte es dagegen erneut gegen den Abstieg gehen.
Comunios Player to watch: Christian Gentner. 28 Spiele, vier Tore, vier Vorlagen, 90 Comunio-Punkte. Über Christian Gentners Ausbeute in der Saison 2013/2014 dürfte sich wohl kein Comunio-Manager ernsthaft beschwert haben. Der 28-Jährige zeigte grundsolide Leistungen und war einer der Leistungsträger im Stuttgarter Spiel. Als Gentner die Spieltage 17 bis 22 mit einem Muskelfaserris verpasste, setzte es fünf Niederlagen in Folge.
Bei einer stärkeren Saison des VfB dürfte auch Gentners Punkteausbeute noch besser ausfallen. Seinen Stammplatz im Stuttgarter Mittelfeld sollte der Kapitän sicher haben – trotz der Konkurrenz aus Moritz Leitner, Carlos Gruezo, William Kvist und Raphael Holzhauser im zentralen Mittelfeld.
Gentners Markwert steht aktuell bei 4,1 Millionen Euro. Trotz seiner starken Punkteausbeute als bester Feldspieler des VfB rangiert er diesbezüglich nur auf Rang drei im Team und ist noch einige Plätze von den Top-25-Mittelfeldspielern entfernt. Dass zum Beispiel ein Alex Meier, ein Lucas Piazon und ein Valon Behrami allesamt besser punkten werden, darf bezweifelt werden.
Prognose: Trotz der bisher ausgebliebenen größeren Transfers, sollte Stuttgart in der kommenden Saison nicht bis zuletzt um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Zu groß ist die Qualität von Spielern wie Gentner, Ibisevic, Maxim oder auch Didavi.
Ob für die Schwaben jedoch mehr drin sein kann als „nur“ das graue Mittelfeld der Liga, ist fraglich. Die Top-Sechs der vergangenen Saison scheinen in ihrer eigenen Liga zu spielen. Dazu könnten Vereine wie Hoffenheim, Mainz, Augsburg oder auch Hertha BSC (mindestens) auf Augenhöhe mit den Stuttgartern sein.
Eine ruhige und sichere Saison ohne Trainerwechsel könnte den Ansprüchen des VfB in diesem Jahr aber bereits gerecht werden, ehe 2015 mit der Ausgliederung der Fußballabteilung und einem eventuellen Daimler-Engagement eine neue Zeitrechnung beginnen soll.
Transferaktivitäten (06.06.2014):
Zugänge: Daniel Ginczek (1. FC Nürnberg), Adam Hlousek (1. FC Nürnberg), Florian Klein (RB Salzburg), Caniggia Ginola Elva (Calgary United), Raphael Holzhauser (FC Augsburg), William Kvist (FC Fulham)
Abgänge: Rani Khedira (RB leipzig), Arthur Boka (FC Malaga), Ibrahima Traore (Borussia Mönchengladbach), Cacau (wahrsch. Osaka)