Selten wurde dem DFB-Team so wenig Beachtung geschenkt wie in den letzten Tagen. Debütanten und Ehemalige dürfen sich beweisen, der Stammkader fehlt. Ist die Reise überhaupt nötig?  

Das spricht für den Trip: Der Deutsche Fußball-Bund wurde vom amerikanischen Verband anlässlich seines hundertjährigen Bestehens in die USA eingeladen. So weit, so gut. Am 29. Mai trifft die Nationalmannschaft in Boca Raton auf Ecuador, am 2. Juni geht es in Washington, D.C. gegen das US-Soccer-Team.

Zwei Gegner, gegen die es sich lohnt, im Hinblick auf die kommende Weltmeisterschaft zu testen. Vor allem die Partie gegen die Südamerikaner wird für Bundestrainer Joachim Löw von höchster Wichtigkeit sein. Ecuador belegt in der FIFA-Weltrangliste den zehnten Platz und ist darüber hinaus auf dem besten Wege, sich für Brasilien 2014 zu qualifizieren.

Ecuador ist spielstark und unheimlich kraftvoll – Grundspezifika der meisten südamerikanischen Mannschaften und somit vor allem für das Trainerteam eine gute Vorbereitung auf mögliche Gegner bei der WM. „Ich habe selten eine Mannschaft gesehen, die von ihrer körperlichen Robustheit und Athletik so stark ist. Sie sind geradezu süchtig nach Zweikämpfen“, sagt Löw.

Integration neuer Spieler

Viel wichtiger als die Auswahl der Gegner war allerdings die Nominierung des Kaders. Über die Hälfte der angestammten DFB-Crew steht nicht zur Verfügung. Hinzu kommt, dass sich die U-21-Nationalmannschaft auf die Europameisterschaft in Israel vorbereitet und somit weitere potenzielle Akteure wegfallen.

Herausgekommen ist ein bunter Mix aus Debütanten, Ehemaligen und Etablierten – die Chance, den Bundestrainer auf der Reise nachhaltig zu überzeugen, ist also gegeben. Der Konkurrenzkampf würde bei ansprechenden Leistungen noch einmal verschärft, die Qualität innerhalb der Mannschaft noch höher werden. „So mancher Spieler, der zuvor noch keine prägende Rolle in der Nationalmannschaft hatte, kann sich beweisen und nun Verantwortung übernehmen“, erklärt Löw.

Das spricht gegen den Trip: Löw hat für die USA-Reise einen Kader um sich geschart, den er in dieser Form nie wieder nominieren wird. Das Gerüst der Nationalmannschaft steht im Großen und Ganzen seit der WM 2010 und wird sich auch innerhalb eines Jahres nicht mehr verändern.

Ein weiterer Aspekt ist die U-21-Europameisterschaft. Löw hatte Coach Rainer Adrion zugesichert, dass er keine Rücksicht auf den USA-Ausflug nehmen soll. Damit fallen für den Bundestrainer aber Spieler aus dem Raster, die geradezu prädestiniert wären, einen solchen Test zu absolvieren. Sebastian Rode, Lewis Holtby und Kevin Volland haben sicherlich nicht weniger Chancen auf Brasilien als Nicolai Müller oder Stefan Reinartz.

Ebenfalls problematisch: Strapaziöse Reisen und intensive Trainingseinheiten bei weit über 30 Grad nach einer langen Saison. Spieler wie Per Mertesacker oder Lukas Podolski hatten im Gegensatz zu ihren deutschen Kollegen keine Winterpause und sind seit August 2012 im Dauereinsatz. Zudem beginnt bei den meisten Vereinen die Vorbereitung auf die lange WM-Saison bereits Ende Juni – viel Zeit zur Regeneration bleibt nicht.

Der Kader im Überblick:

  • Tor: Rene Adler, Marc-Andre ter Stegen, Ron-Robert Zieler
  • Abwehr: Dennis Aogo, Benedikt Höwedes, Marcell Jansen, Per Mertesacker, Heiko Westermann, Philipp Wollscheid
  • Mittelfeld: Lars Bender, Sven Bender, Julian Draxler, Aaron Hunt, Nicolai Müller, Roman Neustädter, Lukas Podolski, Stefan Reinartz, Max Kruse
  • Sturm: Sidney Sam, Andre Schürrle, Miroslav Klose