it dem AC Milan und dem FC Arsenal stehen gleich zwei internationale Spitzenklubs in der Champions-League-Qualifikation. Beide Teams haben schwere Gegner zugelost bekommen – eine Gefahr?  

  • PSV Eindhoven – AC Milan, Dienstag, 20.45 Uhr (Rückspiel: 28. August, 20.45 Uhr)

Trotz eines zweiten Platzes in der Eredivisie war die Saison für die PSV Eindhoven verkorkst. Lange lag man während der Spielzeit an der Tabellenspitze. Die Meisterschaft schien nur Formsache zu werden. Doch gegen Ende der Saison brach die PSV ein. Daran konnten auch die insgesamt 103 geschossenen Tore nichts ändern. Am Ende gewann wieder Ajax Amsterdam die Meisterschaft. Mark van Bommel und Co. mussten sich mit Platz zwei begnügen. Immerhin darf man an der Champions-League-Qualifikation teilnehmen.

Doch dort wartet ausgerechnet der wohl härteste mögliche Gegner: Der AC Milan. Zwar strahlen die „Rossoneri“ nicht mehr den Glanz vergangener Tage aus, nichtsdestotrotz gehören sie zum besten der italienischen Liga. Für Eindhoven eine erste große Standortbestimmung. Nach der vergangenen Saison erfolgte unter Trainer Phillip Cocu ein großer Umbruch. Die zentrale Achse um Mark van Bommel (Karriereende) und Kevin Strootman (AS Rom) brach weg. Zudem verließen die Leistungsträger Dries Mertens (SSC Neapel), Jermain Lens (Dynamo Kiev) und Erik Pieters (Stoke City) den niederländischen Spitzenklub.

Statt aber das generierte Geld (immerhin etwa 42 Millionen Euro) teuer in Neuzugänge zu investieren, setzte man vermehrt auf die Jugend. Die PSV lief im letzten Ligaspiel mit einem Altersdurchschnitt von 20,8 Jahren auf. Lediglich Adam Maher (allerdings auch erst 20 Jahre) ließ man sich etwa acht Millionen Euro kosten. Die jungen Wilden zahlen ihrem Trainer Cocu bislang das Vertrauen zurück. Drei Siege gab es zum Saisonstart (Torverhältnis 11:2). Damit liegt Eindhoven an der Spitze der Eredivise.

Beim AC Milan weiß man noch nicht so richtig, wo man steht. Die Saison in Italien hat noch nicht begonnen. Die Testspielergebnisse waren eher durchwachsen. Vor allem die 3:5-Niederlage beim Audi Cup gegen Manchester City spukt noch in den Köpfen herum. Eklatante Schwächen in der Abwehr wurden bei den Italienern offengelegt. Da auch Eindhoven mit schnellen Spielern über die Außen agiert, liegt hier sicher eine Möglichkeit für die PSV gegen den Favoriten für eine Überraschung zu sorgen. Cocu sieht seine Mannschaf aber als Außenseiter im Spiel gegen die Italiener: „Es wird ein schwieriges Unterfangen für uns, aber ebenso eine tolle Herausforderung, welche uns zeigen wird, inwiefern wir mit solchen Top-Teams mithalten können. Mailand hat zuletzt zwar viele jüngere Spieler eingebaut, hat aber immer noch ein sehr hohes Niveau.“ Ein Vorteil für die Niederländer ist sicher, dass sie bereits im Wettkampfmodus sind und die ersten Pflichtspiele hinter sich gebracht haben.

Die Ergebnisse der Mailänder aus der Vorbereitung waren eher durchswachsen. Auf Seiten der Italiener sieht man die Testspiel-Ergebnisse aber nicht so negativ. „Ich denke, wir haben gute Spiele gezeigt, bis auf das Spiel gegen Man City. Ich kann versichern, dass wir bis zum Play-Off Spiel bereit sind“, sagte Kevin-Prince Boateng bei „Topmercato.com“. Trotz der starken Konkurrenz aus Turin und Neapel schätzt Boateng sein Team stark ein: „Milan wird in diesem Jahr um die oberen Plätze mitspielen. Unser Team ist solide und ich bin überzeugt, dass wir am Ende auf dem Podium stehen werden. Viele Leute denken, wir sind nicht wettbewerbsfähig, aber die liegen falsch. Es sind weniger Top-Namen bei uns, aber immer noch Spieler mit großem Talent wie Balotelli, El Shaarawy und Montolivo. Man kann sich sicher sein, dass Milan am Ende oben stehen wird.“ Allerdings wird sich Milan erst einmal gegen die PSV Eindhoven beweisen müssen. Und das wird im ausverkauften Philips Stadion alles andere als einfach.

  • Fenerbahce Istanbul – FC Arsenal, Mittwoch, 20.45 Uhr (Rückspiel: 27. August, 20.45 Uhr)

Diese Saison sollte alles anders werden! Der FC Arsenal will endlich mal wieder einen Titel gewinnen. Der Start in die Spielzeit verlief zuerst perfekt. 60.000 Zuschauer waren im Emirates Stadium und sahen nach sechs Minuten die Führung der Londoner durch Giroud. Alles lief perfekt. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse: Erst hielt Szczesny einen Benteke-Strafstoß, doch im Nachschuss konnte der Belgier ausgleichen (22.). Gibbs musste mit einer Platzwunde ausgewechselt werden (26.), dann konnte Bentekte durch seinen zweiten Strafstoß das Spiel drehen (61.), Koscielny flog mit Gelb-Rot vom Platz (67.) und Luna erhöhte sogar noch auf 3:1 für Aston Villa (85.). Ein gebrauchter Tag für Arsenal.

Nach diesem missglückten Saisonstart kommt jetzt die Champions-League-Qualifikation. Das Erreichen der Königsklasse ist für die Engländer beinahe schon ein Muss. Die Stimmung in London ist nicht gerade gut. Vor der Saison war der Schrei nach Neuzugängen erneut groß im Emirates. Und wieder einmal ließ sich Arsene Wenger nicht beeindrucken und verpflichtete lediglich Yaya Sanogo ablösefrei vom AJ Auxerre. Nach dem verpatzten Saisonstart könnten die Londoner aber noch einmal kräftig aufrüsten. So steht offenbar Swansea-Torjäger Michu hoch im Kurs. Der Spanier würde allerdings rund 30 Millionen Euro kosten.

Sollte jetzt noch die Champions League verpasst werden, könnten sogar für Arsenal-Ikone Wenger die Luft dünner werden. Das weiß der Franzose auch selbst: „Es ist ein wichtiges Spiel für uns. Schließlich haben wir die ganze Saison für diese Chance hart gearbeitet“, sagt Wenger auf der offiziellen Vereinswebsite. Dass der Gegner aus der Türkei dabei eventuell für alle internationalen Wettbewerbe disqualifiziert wird, spielt für den Arsenal-Coach keine Rolle: „Wir dürfen nicht auf ein CAS-Urteil spekulieren. Wichtig ist, dass jeder Fußballer den Ehrgeiz haben muss, auf dem Spielfeld zu gewinnen.“ Sich auf den Sport konzentrieren, das würde auch gerne Fenerbahce. SPOX-Redakteur und Türkei-Experte Fatih Demireli weiß: „Bei Fenerbahce ist seit dem 3. Juli 2011 nichts mehr normal. Seit dem Tag, als Präsident Aziz Yildirim und weitere Funktionäre wegen des Verdachts der Spielmanipulation in U-Haft gesteckt wurden.“

In Sachen missglückter Saisonstart kann Fenerbahce aber ebenfalls ein Wörtchen mitreden. Beim Aufsteiger Torku Konyaspor lag man bereits nach 27 Minuten mit 2:0 in Führung. Dann drehten die Gastgeber aber auf und das Spiel um. Letzten Endes verlor Fener sein Auftaktspiel mit 2:3. Trotz der Auftaktniederlage sieht Demireli die Stärken der Türken: „Die Mannschaft schafft Beachtliches, spielt seit dem Verdacht der Spielmanipulation immer um die Meisterschaft bis zum Schluss mit und hat letztes Jahr gar das Halbfinale der Europa League erreicht. Dennoch: Sollte der CAS am 29. August Fenerbahce die zweijährige Sperre der UEFA bestätigen, wäre das ein herber Rückschlag und vor allem ein finanzieller Kollaps. Der Zusammenhalt, der im Klub zwischen Vorstand und Anhängerschaft noch herrscht, wäre dann wohl sehr brüchig. Die aktuelle Mannschaft ist aber qualitativ so stark besetzt, dass sie wieder zu den Titelfavoriten gehört.“

Der Glaube an ein sportliches Weiterkommen gegen Arsenal und einen Auftritt in der Champions League ist allerdings noch immer vorhanden. „Wir haben eine Chance. Mit unseren Fans im Rücken, wollen wir uns durch ein gutes Resultat im Hinspiel eine gute Ausgangsposition verschaffen“, sagt Emre Belozoglu. Die Rückkehr von Meireles und Topal wird sicher eine große Rolle spielen. Beide sind absolute Stammspieler. Viel wird davon abhängen, ob Fenerbahce im berüchtigten Sükrü Saracoglu ein gutres Ergebnis vorlegen kann. Sollten die Türken das Hinspiel gewinnen, könnte Arsenal – zumindest sportlich – gehörig ins Stolpern kommen. Das sieht Demireli auch so: „Fener ist in den Heimspielen grundsätzlich stark, letztes Jahr in der Europa League wurden Benfica und Lazio geschlagen. Daher sehe ich die Chancen nicht schlecht.“