Der SC Freiburg hat in Christian Streich einen der schillerndsten Trainer der Liga. Doch in seinem Schatten steht eine junge Mannschaft mit Hunger und Potenzial – auch für Comunio.
Als Christian Streich am 29. Dezember 2011 vom Co- zum Cheftrainer des SC Freiburg befördert wurde, waren die Breisgauer abgeschlagener Tabellenletzter, hatten die meisten Gegentore aller Teams kassiert und waren dazu noch im Begriff, mit Papiss Demba Cisse den einzigen Hoffnungsträger eines Kaders voller No-Names zu verlieren.
14 Monate später schnuppert der SC ohne Cisse am internationalen Geschäft, der zuvor weitestgehend unbekannte Streich hat sich als einer der Charakterköpfe der Liga entpuppt, und nicht zuletzt: Die Freiburger sind die Comunio-Schnäppchen schlechthin.
Erfolg auch ohne große Transfers
Mit einem Comunio-Marktwert von etwa 32 Millionen Euro liegt der Kader der Breisgauer im unteren Mittelfeld aller Bundesligisten, die Punkteausbeute ist hingegen fürstlich: 750 Zähler sammelten Kruse, Krmas und Co. bisher und sind damit die fünfterfolgreichste Mannschaft, noch vor den Millionentruppen aus Schalke oder Wolfsburg.
Dabei hat sich personell im Vergleich zur letzten Saison wenig getan: Für 1,25 Millionen Euro hat Sportdirektor Dirk Dufner den SC Freiburg verstärkt – kein Bundesligist gab weniger für neue Spieler aus. Der teuerste Transfer der Freiburger in dieser Saison war die Verpflichtung von St. Paulis Max Kruse für 750.000 Euro. Nicht einmal ein Jahr später soll der bereits vor einem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach stehen – für 2,5 Millionen Euro. Und selbst das wäre dank einer Ausstiegsklausel in Kruses Vertrag ein Dumpingpreis.
Der Querkopf Streich ist offenbar der richtige Mann am richtigen Platz: Während die Mannschaft unter seinem Vorgänger Marcus Sorg noch profillos und überfordert auftrat, setzte Streich von Beginn an auf vereinseigene Talente wie Matthias Ginter, Oliver Sorg oder Jonathan Schmid und schneiderte ihnen eine taktisches Korsett auf den Leib, das dem Team Sicherheit gab und dem Gegner seither Kopfzerbrechen bereitet. Kein Wunder, dass nur die Bayern in dieser Saison weniger Comunio-Gegnerpunkte zuließen (-88) als Freiburg (527).
No-Names trumpfen auf
Zudem schafft es Streich mit seiner schrulligen, aber authentischen Art, die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen und so Druck von seiner Mannschaft zu nehmen. Bayern-Coach Jupp Heynckes sagte über Streichs SC: „Der beste Mann in Freiburg sitzt auf der Bank.“ Und so steht auch in der Öffentlichkeit der Trainer und seine Taktik des offensiven Verteidigens im Fokus, die Spieler würden indes wohl nur die wenigsten im Supermarkt erkennen.
Beispielhaft dafür steht der 33-jährige Verteidiger Pavel Krmas. Der Tscheche kam die ersten neun Spieltage gar nicht zum Einsatz. Als ihn Streich erstmals am 10. Spieltag gegen Mönchengladbach (1:1) aufstellte, überzeugte er und hat seitdem einen Stammplatz sicher. Längst hat er die Comunio Top 100 der Gesamtpunkte geentert: Rang 72 belegt er dort, Tendenz steigend. Mit 4,15 Punkten pro Spiel gehört er in dieser Sparte gleichauf mit Frankfurts Alex Meier zu den Top 30 und ist dabei mit rund 2,3 Millionen Euro Marktwert der mit Abstand günstigste Spieler in diesem Ranking.
Aber auch Keeper Oliver Baumann (100 Punkte, viert-bester Torwart nach Punkten), Daniel Caligiuri (in den Top 25 der Mittelfeldspieler gibt es nur zwei Günstigere), Jonathan Schmid oder Julian Schuster sind für fast jeden Kader eine verhältnismäßig preiswerte Verstärkung. Zudem können auch Cedric Makiadi (58 Punkte, Marktwert knapp 1,5 Millionen) oder Fallou Diagne (51 Punkte, 1,7 Millionen) als Rotationsspieler Gold wert sein.
Am erfolgreichsten ist jedoch Kruse, der nach sieben Toren und sieben Vorlagen auf 107 Punkte kommt. Nur vier Stürmer waren besser. Für den 25-Jährigen ist das Erfolgsrezept klar: „Es gibt hier keine sogenannten Stars, die nur für sich spielen, sondern wir leben als Kollektiv. Ich denke, das kommt mir sehr gut entgegen.“
Pause zur rechten Zeit?
Dieser Faktor könnte den zuletzt schwächelnden Freiburgern (2:5 gegen Wolfsburg, 1:5 gegen Dortmund) nun wieder zu Gute kommen: In der Länderspielpause konnte sich der Großteil des Kaders nach den harten letzten Wochen mit dem 3:2 nach Verlängerung gegen Mainz im DFB-Pokal-Viertelfinale als Höhepunkt erholen. Ein Luxus, der den meisten Bundesligisten vergönnt blieb.
Und so könnte jetzt der perfekte Zeitpunkt für die Verpflichtung Freiburger Spieler sein: Die Marktwerte sanken zuletzt nach zwei schwächeren Auftritten – doch Streich und seine Truppe haben sich schon aus brenzligeren Situationen befreit.
Der Kader des SC Freiburg im Überblick