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Ältere Spieler sind wie schlechter Wein: Irgendwann kippen sie um und dann ist Essig mit dem Investment. Aber in dieser Saison fahren ein paar Oldies mächtig Punkte ein. Wir zeigen, welche Alten Herren über 30 Jahre am besten liefern.
Naldo (FC Schalke 04, 97 Punkte, 35 Jahre)
Was für eine Hinrunde für Naldo: 97 Punkte hat der Brasilianer in der ersten Halbserie gesammelt, siebzehnmal stand er die vollen 90 Minuten auf dem Platz und hat dabei genau so viele Tore wie Gelbe Karten gesammelt. Ein Paket, das den 35-Jährigen zum Super-Oldie der ersten Saisonhälfte macht. Und dazu eine Leistungsbilanz, die ganz entscheidend zum nicht erwarteten Höhepunkt seiner Schalker beitrug, die sich zur Winterpause doch eher unverhofft auf dem Platz hinter dem FC Bayern wieder finden – und vor dem Revierrivalen aus Dortmund, denen Oldie Naldo mit seinem Ausgleichstreffer weit in der Nachspielzeit endgültig die schöne 4:0-Derbyführung verhagelte und damit das Ende vom Ende von Trainer Peter Bosz einleitete. Was für eine schöne Runde bisher für Naldo, der die stärkste Saison seiner Comunio-Laufbahn spielt und seinen bisherigen persönlichen Bestwert – 173 Punkte aus der Saison 14/15 – locker übertrumpfen könnte.
Raffael (Borussia Mönchengladbach, 84 Punkte, 32 Jahre)
Wow: Gladbachs Angreifer Raffael schwingt sich nach einer punktearmen Vorsaison mit nur 63 Punkten zu einer Superrunde auf: Sechs Tore in 16 Spielen – allesamt erzielt per Doppelpack – haben 84 Punkte aufs Konto des Brasilianers geschaufelt. Und bemerkenswert sind nicht die drei „Leuchtturmspieltage“ mit 18, 16 und 14 Punkten, sondern vor allem die Konstanz des „Seniors“: 16 Spiele, 14 mal im Plus, nur je einmal mit 0 und -2 Punkten. An seine bisher stärkste Saison – 188 Punkte in der Saison 13/14 – kommt Raffael zwar (bisher) noch nicht ran, aber in der Wertung „Ü-30“ reichen 84 Punkte mit weitem Abstand nach unten für Platz zwei!
Arjen Robben (FC Bayern München, 61 Punkte, 33 Jahre)
Elf Spiele, drei Tore – dann kam die obligatorische Muskelverletzung und die Hinserie war für Arjen Robben mal wieder vorzeitig beendet. Wer weiß, was sonst noch möglich gewesen wäre? So ist der Holländer mit 61 Punkten noch weit von seiner persönlichen Bestmarke – 209 Punkte aus der Vorsaison – entfernt. Immerhin ist der Außenstürmer wieder fit und wird ab Rückrundenstart wieder seinen immer gleichen, immer erfolgreichen Bauerntrick aufführen können. Hintertorkameras, macht euch bereit: In Kürze schlägt´s wieder ein im langen Eck.
Philipp Tschauner (Hannover 96, 58 Punkte, 32 Jahre)
Wow, das nennt man wohl ein Comeback: Zwölf Jahre nach seinem bis Saisonbeginn ersten und einzigen Bundesligaspiel für den 1. FC Nürnberg unter Wolfgang Wolf, ist Philipp Tschauner nach einem langen Weg durch die ersten vier Liegen endlich als Stammspieler oben angekommen und beweist: Beharrlichkeit zahlt sich aus – und manchmal führt auch der zweite Bildungsweg ins Bundesligator. Die Oberliga Bayern, die Regionalliga Süd, die 2. Bundesliga – der einmalige U-21-Nationalspieler hat alles mitgemacht. Nach Stationen in Nürnberg, bei 1860 München und auf St. Pauli schließlich in Hannover – und stieg als Ersatzkeeper ohne Einsatzminuten zunächst ab, dann – nach dem Abschied von Ron-Robert Zieler als Stammkraft – sofort wieder auf und durfte im Tor bleiben. Eine Entscheidung, die der 32-Jährige mit Leistung rechtfertigt. 58 Punkte in 16 Spielen sind eine ordentliche Ausbeute. Nicht nur für einen, der aus der Oberliga kommt.
Kevin-Prince Boateng (Eintracht Frankfurt, 56 Punkte, 30 Jahre)
Boateng liefert! Und zwar – scheinbar ganz gegen seine Gewohnheit – keine Negativschlagzeilen, sondern mindestens solide Leistungen im Eintracht-Mittelfeld. 17 Spiele, drei Tore, 58 Punkte, das ist aller Ehren Wert und ein wichtiger Grund, dass man in Hessen eher nach oben als nach unten schauen darf und zwischendrin sogar mal ganz oben mitgemischt hat. Aber was ist nur mit dem ghanaischen Nationalspieler los? Keine Großkotz-Interviews, kein Bling-Bling, keine „Aggressive Leader“-Grätschen, stattdessen eine Auszeichnung für sein Engagement gegen Rassismus und die Selbsteinschätzung: „Ich bin reifer geworden“. Und das alles steht Boateng gut, der unter seinem ehemaligen Kabinennachbar Niko Kovac wohl so etwas wie seinen inneren Frieden gefunden und ein paar Dämonen ausgetrieben hat. Der Wahnsinn macht Pause – oder ist er etwa ganz aus dem Leben des Mittelfeldstars verschwunden? Dann wird es noch ein paar gute Jahre geben für den Gereiften.
Salomon Kalou (Hertha BSC, 55 Punkte, 32 Jahre)
Hätte man so auch nicht gedacht: Salomon Kalou ist der erfolgreichste Hertha-Stürmer – trotz Ibisevic, trotz Selke, trotz dünnen 53 Punkten in der Vorsaison. Sieben Tore in 14 Spielen sind eine beeindruckende Quote für einen, der in der Hauptstadt schon langsam aufs Abstellgleis geschoben wurde. Und das ist gar nicht so lange her: Anfang Dezember noch dümpelte der Mann von der Elfenbeinküste bei einem Marktwert von 2.350.000, zu alt und zu langsam sei der Angreifer. Doch dann kamen die magischen Salou-Wochen mit vier Treffern in den letzten drei Spielen vor der Winterpause und Wert und Wahrnehmung explodierten. 55 Punkte – davon 32 alleine im Dezember – ließen den Marktwert des „Oldies“ auf aktuell 5.500.000 (Stand: 2.1.) hoch schnellen. Damit dürfte Kalou beste Karten haben, auch in der Rückrunde weiter von Anfang an weiter auf Punktejagd gehen zu dürfen.