Pfostentreffer-Bundesliga-Kolumne-Daniel-Traina

Comunioblog schickt mit Pfostentreffer seine fünfte Kolumne ins Rennen. Kuriose, spannende und überraschende Momente sollen hier den reinen Bundesliga Ergebnistatsachenbestand bunter gestalten.  

Die Köpfe waren am Rauchen. Die Luft im Konferenzraum (Küche) stickig und dünn. Soll sie nun Platzverweis, Falscher Neuner oder doch Dritte Gelbe heißen? Ich stand auf, lief etwas umher, trat gegen einen herumliegenden Tennisball. Wie konnte es anders sein, rollte er in dem Moment voll gegen das Esstischbein. Es machte Klick und umgehend war mir klar: nichts von dem vorab Überlegten wird’s – meine Kolumne heißt Pfostentreffer!

Rauball eröffnet die Saison im “falschen“ Stadion, Dante schießt im Gegenzug ins falsche Tor
Die Eröffnung der 51. Bundesligasaison begann mit einer ansehnlichen Zeremonie in der Allianz Area. In weiß gekleidete Artisten bewegen sich flott in Richtung Mittelkreis und fangen an das Bundesliga-Logo in einer Massenchoreografie zu tanzen. Ein gelungenes Spektakel. Wenn man das darauf folgende Pfeifkonzert gegen Ligapräsident Reinhard Rauball ignoriert. Ist aber auch irgendwie ungünstig, wenn die Eröffnungsrede in der Allianz Arena von dem Borussia Dortmund Präsident gehalten wird.

Nichtsdestotrotz gelang man ohne große weitere Vorfälle zum Anstoß und sah ein ansehnliches Duell zwischen Bayern München und Borussia Mönchengladbach. Auch wenn die beiden Neuzugänge Götze und Alcántara, zu denen sich die Presse schon Wochen zuvor Tag für Tag neue Schlagzeilen bastelte, zum Einstand nicht mal im Kader standen. Thiago quälte eine miese Sommergrippe. Da stellt sich mir die Frage: Oh wei, wie soll das nur ab November werden, wenn uns die berüchtigte deutsche Grippesaison bevor steht?

Pep Guardiola stellte ein 4-1-4-1 System auf. Das war voraussehbar. Den viel diskutierten Überangebotskürzeren zog Javi Martínez. Er fand im defensiven Mittelfeld ebenso wenig einen Platz wie in der Innenverteidigung. Aber wenigstens war der teuerste Bayerneinkauf der Geschichte im Kader und bekam ab der 85. Minute ein paar Spielminuten. Im zweiten Spiel, auswärts gegen Eintracht Frankfurt, sollte es nicht mal für den Kader reichen. Im Gegensatz zu Martínez durfte Dante beide Partien über die volle Distanz ran. Blöd nur, dass er anstatt Bayerngegentore zu verhindern bislang derjenige ist, der als einziger Manuel Neuer überwinden konnte. Das gehört wohl weniger zu seinen Aufgaben. Aber was soll‘s: Dante scheint neue Gefilde nicht zu scheuen, was er mit seinem „Meisterschaft-Champions-League-und Pokal-auch“-Lied schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat.

Nachträglich hitzige Diskussionen über Fehlentscheidungen führen – das ist Fußball!
Natürlich gab es schon nach dem ersten Spieltag Diskussionen über Fehlentscheidungen und Regelauslegungen. Beim Eröffnungsspiel bietet uns Domínguez gleich zwei Mal innerhalb weniger Sekunden Gesprächsstoff. Reporter und Sportsendungsmacher reiben sich derweil schon die Hände. Endlich kann wieder endlos über natürliche Handbewegung, ja oder nein, debattiert werden. Da rückt das eigentliche Elfer-Spektakel – Domínguez spielt Hand im Sechzehner , Müller verschießt, Robben setzt nach, Domínguez spielt erneut Hand, Elfmeterschützenwechsel bei Bayern, Alaba tritt an und trifft – selbstverständlich in den Hintergrund. Gut, dass Hoffenheim während des Samstagspiels gegen Nürnberg auch noch ein regulärer Treffer verwehrt wurde. Kevin Vollands Schuss in der Nachspielzeit der ersten Hälfte hatte die Torlinie im vollen Umfang überquert. Selbst Nürnberg Keeper Schäfer ließ schon den Kopf hängen. Doch dann Schiedrichter Kinhöfers Entscheidung: kein Tor. Auch wenn Kinhöfer nach der Partie seinen Fehler gegenüber “SKY“ eingestand und ergänzte: “Wo Menschen urteilen, passieren Fehler“, freuen wir von Comunioblog darüber und sagen: Herzlich Willkommen ständig wiederkehrende Diskussion über Torlinienkamera und Chip im Ball.

Überraschungspferde und die blau-weißen Schießbuden der Liga
Auch wenn nach dem zweiten Spieltag Dortmund, München und Leverkusen die Plätze eins bis drei belegen, gilt unser Blick anderen Akteuren. Fangen wir mit den Überraschungspferden an. Mainz sechs Punkte, Bremen sechs Punkte, Hertha BSC Berlin und Hoffenheim jeweils vier. Dazu Wolfsburg, die sich nach dem Gustavo-Wechsel plötzlich als Mannschaftsgebilde präsentieren. Was habt ihr in den Europapokal-Regionen verloren? Hätten wir etwa damit rechnen sollen, dass Dieter Hecking Luiz Gustavo einmal mit der Mannschaft trainieren lässt, ihn dann direkt auf der spielgestaltenden Sechs aufstellt und der VfL plötzlich CL-Teilnehmer Schalke 4:0 aus dem Stadion fegt? Wahrscheinlich nicht. Oder das unsere Hauptstadtaufsteiger aus Berlin Frankfurt mit 6:1 auseinander nehmen und nach Spieltag zwei mit acht Treffern das torgefährlichste Team stellen? Ich denke, auch das hätten die meisten bezweifelt. Aber alle oben genannten Clubs, auch Mainz, Bremen und die TSG aus Hoffenheim haben ihre derzeitigen Platzierungen durch Kampf, Offensivfußball und Zusammenhalt gerechtfertigt und verdient. Die dazugehörigen Trainer scheinen ihren Fußballjungs mal ordentlich die Leviten gelesen zu haben. Scheinbar funktioniert’s. Noch. Bleibt abzuwarten wie Attitüdenkicker wie Diego oder Firmino damit umgehen, wenn die Leichtigkeit im Spiel etwas verfliegt.

Gar keine Leichtigkeit, sondern viel eher schwierig aufzuarbeitende Brocken findet man dagegen beim Hamburger SV sowie dem FC Schalke 04. Mit acht Gegentreffern (HSV) und sieben Gegentreffern (Schalke) präsentieren sich die beiden Traditionsclubs jedenfalls nicht als internationales Kaliber, sondern stellen sich viel eher als Schießbuden der Liga dar. Glückwunsch! Und weil man beim HSV besonders gut mit Krisen und Krisenbewältigung umgehen kann, gab es für die Truppe von Thorsten Fink nach dem 1:5 Heimdebakel gegen Hoffenheim erstmal zwei Tage trainingsfrei. Super, dachte sich wahrscheinlich Dennis Aogo und flog daraufhin erstmal auf die Ferieninsel Mallorca. So kann man seine fußballerischen Leistungen doch auch mal aufarbeiten! Glücklicherweise brach René Adler auch mal für die strapazierten HSV-Fans die Lanze und polterte mit Puls 180: “Das war eine Demontage, absolut katastrophal! Die Fans tun mir leid. Sie müssen für diese Scheiße auch noch Geld bezahlen.“

Auf Schalke verarbeitet man den katastrophalen Saisonstart derweil etwas anders. Hinter verschlossenen Türen soll die desolate Leistung gegen den VfL Wolfsburg aufgearbeitet werden. Es wäre wahrscheinlich auch eher kontraproduktiv gewesen, hätte man sich auch noch vor dem Millionenspiel gegen Saloniki öffentlich zerfleischt. Das müssen sich jedenfalls Heldt und Co. gedacht haben. Gebracht hat es trotzdem nichts: Schalke spielt zu Hause 1:1 gegen PAOK, die 20 Millionen für die Teilnahme an der Königsklasse sind ernsthaft in Gefahr, aber Trainer Keller behält dennoch die Contenance: “Wir können mit der Leistung sehr zufrieden sein. Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt.“ Ich jedenfalls bin mir nicht so ganz sicher, ob Zurückhaltung und eine überragende erste Halbzeit die Konsolidierung auf Schalke tatsächlich vorantreiben werden.

Bisher sind erst zwei Spieltage gespielt. Zerbrecht euch nicht darüber den Kopf was noch alles passiert, wo es hingeht, das bringt doch alles nichts. Außerdem sind wir von Pfostentreffer doch dafür da. In dem Sinne, bis zum nächsten Rundumschlag!