Heute finden die beiden Halbfinals bei der U-21-EM in Israel statt. Spanien geht dabei als großer Favorit ins Rennen gegen Norwegen. Im Spiel zwischen der Niederlande und Italien wird es vermutlich deutlich spannender.

  • 17.30 Uhr: Spanien gegen Norwegen

Im Vorfeld des ersten Halbfinales scheint festzustehen: Spanien marschiert ins Finale. Wer ist schon die norwegische U 21, wenn man sowohl die Niederlande als auch Deutschland dominiert und besiegt hat? Ein Eindruck, der sich nur auf den ersten Blick bewahrheitet. Denn Norwegen glänzt nicht durch die individuelle Klasse seiner Spieler, sondern durch eine kollektiv starke Leistung, viel Teamgeist und einer defensiven Taktik. Aus der Bundesliga und bei Comunio sind zwei Spieler bekannt: Harvard Nordveit (Gladbach, 62 Punkte) und Vegar Eggen Hedenstad (16 Punkte).

Norwegen läuft in der Regel im 4-5-1-System auf. Die robusten King oder Pedersen agieren dabei als einzige Spitze. Vor allem die Mittelfeldreihe zeigt sich dabei sehr diszipliniert. Der Raum wird für den Gegner äußerst eng gemacht. Es ist schwer, sich durch das Mittelfeld zu kombinieren. Ein Aspekt, der vor allem im Spiel gegen Spanien äußerst wichtig ist. Der große Vorteil ist aber zugleich ein Nachteil für Norwegen. Denn durch die defensive Spielweise, kreieren die Norweger nicht gerade viele Chance. Dass sie dennoch als Zweiter die Qualifikation für das Halbfinale geschafft haben, lag auch an der starken Chancenverwertung. Besonders eindrucksvoll gelang das im Spiel gegen die Engländer, die gegen den Defensivriegel der Skandinavier keine zündende Idee hatten und hinten gleich drei Treffer kassierten.

Obwohl die Norweger keine großen Namen in ihrer Mannschaft besitzen, sind sie durchaus ein gefährlicher Gegner, weil sie taktisch sehr gut eingestellt sind. Im Kollektiv sind sie auch für die Spanier ein harter Brocken – sollte es nicht zu einem frühen Tor für die Iberer kommen. Denn von der individuellen Stärke ist Spanien deutlich überlegen. Alleine die offensive Dreierreihe im 4-2-3-1-System ist beeindruckend: Isco, Thiago und Tello. Dazu ein Stürmer, der bei Benfica Lissabon im Europa-League-Finale gespielt hat: Rodrigo.

Das Spiel der U-21-Mannschaft ist typisch spanisch: Viel Ballbesitz, viele Passstafetten – Tiki-Taka eben. Damit dominierte man auch bei der U-21-EM bislang jeden Gegner. Seien es die Russen oder Deutschen gewesen (gegen die man am Ende jeweils knapp und spät mit 1:0 gewann). Oder eben die Niederländer (die allerdings mit einer B-Elf antraten). Trotz aller Dominanz muss man aber sagen: Die Chancenverwertung der Spanier lässt noch zu wünschen übrig. Dass sie dennoch souverän im Halbfinale stehen, zeigt, wie gut diese Generation der Spanier ist. Das liegt auch an der Abwehr. Spanien musste noch keinen einzigen Treffer im Turnier hinnehmen.

  • 20.30 Uhr: Italien gegen Niederlande

Das zweite Halbfinale klingt vom Papier her spannender. Es gibt keinen Favoriten im Spiel zwischen Italien und den Niederlanden. Wobei vermutlich Italien mit einem minimalen Vorteil in die Partie gehen wird. Zum einen haben sie sich als Gruppenerster mit nur einem Gegentreffer für die Runde der besten vier qualifiziert. Zum anderen ist Italien der U-21-EM-Rekordhalter mit fünf Titeln. Außerdem fand am 15. August letzten Jahres noch ein Testspiel zwischen beiden Teams statt. Italien führte zur Halbzeit mit 3:0 und gewann das Spiel auch in der Höhe.

Doch der durchaus offensive Spielstil der Italiener könnte den Niederländern zugute kommen. Beide Mannschaften setzen auf ihre Außenspieler und führen ihre Angriffe blitzschnell aus. Das sieht auch Bruno Martins Indi von den Niederländern so: „Es ist ein Vorteil für uns, dass Italien auch offensiven Fußball spielt. Die Italiener sind aber ebenfalls stark in der Defensive und haben gefährliche Angreifer. Wir müssen sie mit unseren eigenen Stärken besiegen. Es wird eine tolle Herausforderung.“ Unter den Zuschauern im HaMoshava-Stadion wird auch Bondscoach Louis van Gaal sein. Schließlich hat er gleich zwölf Spieler, die bereits für seine Elftal aufgelaufen sind, zu beobachten. Martins Indi freut sich auf den Besuch des A-Trainers:  „Es ist sehr schön, dass uns Louis van Gaal unterstützt. Ein Spiel kann man immer live besser verfolgen als im Fernsehen. Hoffentlich können wir ihm auf dem Feld etwas Tolles zeigen.“

Die deutliche Niederlage der Holländer im letzten Gruppenspiel gegen Spanien spielt allerdings für Martins Indi keine Rolle mehr. „Es ist schade, dass wir gegen Spanien verloren haben. Aber wir stehen im Halbfinale und müssen jetzt dafür sorgen, dass wir das gewinnen“, so der Feyenoord-Verteidiger. Um gegen Italien zu bestehen, wird es vor allem darauf ankommen, dass die Viererkette fehlerlos steht. Trotz der durchaus großen Erfahrung von 17 A-Länderspielen hat die niederländische Defensive immer wieder große Lücken in den Abständen der einzelnen Spieler. Somit ist es für den Gegner leichter, sich in den gefährlichen Raum hinter die Abwehrspieler zu kombinieren. In der Offensive muss sich die Niederlande aber vor niemandem verstecken. Maher, Wijnaldum oder auch John. Alle drei haben bislang starke Leistungen gezeigt.

Vor der Auswahl der Niederländer hat auch Devis Mangia, Trainer der Italiener Respekt: „Die Niederlande hat tolle Spieler mit nach Israel genommen. Sie verfügen über viele A-Nationspieler. Dadurch hat Jong Oranje eine starke Mannschaft und sehr viel Talent. Es wird ein schwerer Wettkampf. Bisher haben meine Spieler starke Leistungen und schönen Fußball gezeigt. Sie vertreten den italienischen Fußball auf eine tolle Art und Weise. Das wollen wir auch gegen die Niederländer machen.“ Vor allem die große internationale Erfahrung sieht der italienische Spieler Marco Verratti, der selbst drei A-Länderspiele absolviert hat, als Vorteil für Jong Oranje: „Erfahrung bedeutet für einen Spieler auf diesem Niveau sehr viel. Man kann einfach entspannter und sicherer aufs Feld gehen. Wir haben weniger Erfahrung im Team, das ist ein Nachteil für uns. Die Niederländer setzen den Gegner gerne früh unter Druck. Wir müssen deswegen versuchen, die freien Räume hinter den ersten Reihen zu finden. Sie haben außerdem ein körperlich und auch technisch starkes Team. Wir müssen den Ball flach halten und vor dem Tor effizient sein.“

Wichtiger Bestandteil um das zu schaffen wird Nicola Sansone sein. Der Flügelspieler war im Gruppenspiel gegen Norwegen der antreibende Pol für das Zusammenspiel. Als schneller Flügelspieler, zieht er aber auch immer wieder in das Zentrum und sorgt damit für ein Übergewicht. Hier wird sehr viel auf die Defensivarbeit von Marco van Ginkel und Kevin Strootman ankommen. Strootman, der als Kapitän und absoluter Führungsspieler die Mannschaft anführt, konnte bisher noch nicht die hohen Erwartungen erfüllen. Van Ginkel entwickelt sich dagegen im Schatten von Strootman schon jetzt zu einer wichtigen Stütze im Defensivspiel der Niederlande.

Im Sturmzentrum darf sich jeder Zuschauer außerdem über ein indirektes Angreifer-Duell freuen: Mattia Destro gegen Luuk de Jong. Zwei Vollblutstürmer. Zweifelsfrei werden in dieser Partie zwischen Italien und den Niederlanden viele Tore fallen. Dafür haben beide Teams zu viele gute Offensivspieler im Aufgebot. Am Ende könnte die Erfahrung der Niederländer und ihre starke Physis auschlaggebend sein. Außerdem haben die Holländer Vorteile im Luftkampf und könnten durch Standard-Situation gefährlich werden. Spielerisch haben beide Mannschaften aber das Zeug, den andere an die Wand zu spielen.