Mit 1,68 Meter einer der kleinsten Spieler in der Bundesliga und mit 19 Lenzen noch blutjung. Dennoch blüht ihm eine große Zukunft bei den Fohlen.

Im heimischen Borussia Park liegt die Fohlenelf gegen den amtierenden Deutschen Meister mit 0:1 zurück. Borussia Mönchengladbach verzweifelt an der Defensive von Borussia Dortmund. Alles sieht nach einer Heimniederlage aus. In der 67. Minute hat Amin Younes genug gesehen. Voller Unbekümmertheit schnappt er sich den Ball, dribbelt von der linken Seite zur Strafraumkante und zieht einfach mal trocken und flach ab. Mit etwas Glück springt die Kugel von BVB-Verteidiger Felipe Santana unhaltbar ins Eck. Es ist das ersehnte Ausgleichstor. Erzielt von einem 19-jährigen Jungspund, der seinen ersten Startelfeinsatz sogleich gerechtfertigt hat.

Seit er sieben Jahre als ist spielt eben dieser Amin Younes in der Gladbacher Jugend Fußball. Der gebürtige Düsseldorfer, mit libanesischen Wurzeln, ist seitdem ein echter Gladbacher. Seit eineinhalb Jahren trainiert er bei den Profis unter der Riege von Lucien Favre mit. Gegen Dortmund bekam er seine erste Bewährungsprobe von Beginn an – er nutzte diese Möglichkeit eindrucksvoll. „Das war oft schwer. Die Geduld zu bewahren, wenn du angeblich gut trainiert hast und trotzdem immer warten musst“, beschreibt der kleine Tempodribbler unmittelbar nach dem Spiel die Wartezeit bis zum Startelfdebüt. War diese erste große Duftnote der Beginn einer großen Zukunft?

Ein offensiv vielseitiger Nobody als neue große Hoffnung

Amin Younes bringt alles mit, um im System der Gladbacher eine wichtige Rolle zu spielen. Nach dem Abgang von Marco Reus gibt es ein großes Loch bei der Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison. Mit Luuk de Jong wurde ein Stoßstürmer geholt, der sich eher im Strafraum aufhält. Die Suche nach einem offensiven Spieler, der mit Tempo über die Seite kommt, aber auch immer wieder in die Spitze vorstößt, sollte intern gelöst werden. Patrick Herrmann war dafür die Lösung Nummer eins. Doch Herrmann wirkte oftmals verkrampft und war eindeutig noch nicht so weit, wie Reus bei seinem Abgang. Dass Gladbach-Trainer Favre ein gutes Händchen für Talente besitzt, hat er oft bewiesen. Mit Younes hat er jetzt den nächsten Nobdy ausgepackt.

Die Einsatzmöglichkeiten der neuen Gladbacher Hoffnung beschreibt Favre so: „Er kann wie gegen Dortmund als hängende Spitze, aber auf der rechten und linken Außenbahn spielen. Es ist gut für Gladbach, so einen Jungen in der Pipeline zu haben.“ Zusammen Mit Herrmann besitzt Gladbach damit eine temporeiche, dribbelstarke und abschlussfreudige Offensive. Es ist vor allem eine tolle Unbekümmertheit, die Amin Younes an den Tag legt. Er riskiert viel. Vertändelt sich auch öfter in Dribblings. Aber es versucht es immer wieder. Wenn er einen Ball verliert, setzt er nach, gibt nicht auf.

In der Offensive bringt der 19-Jährige viel neue Qualität und einen großen Überraschungsfaktor mit – den Dortmund schon schmerzlich zu spüren bekam. Defensiv muss sich der schmächtige Younes allerdings noch weiter entwickeln. Das sieht auch Teamkollege Marc-Andre Ter Stegen in der „Sportschau“ so: „Ich habe ihm gesagt, dass er auch an die Defensive denken soll – aber dass er vor allem Spaß haben und so unbekümmert spielen soll, wie er das schon seit langem im Training tut.“

Mit Gelassenheit auf die Marktwertexplosion reagieren

Dieser trickreiche offensive Spaßfußball weiß zu begeistern. Das sieht man auch an der Marktwertentwicklung von Younes bei comunio. Trotz erst 328 gespielten Minuten in dieser Saison (das sind allerdings immerhin schon 65,5 Minuten im Schnitt pro Spiel) und 16 erspielten Punkten, ist der Marktwert von Younes auf über drei Millionen Euro gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat ist das ein Plus von über 600.000 Euro. Vor wenigen Wochen war der 19-Jährige also noch ein richtiges Schnäppchen.

Trotz der großen medialen Aufmerksamkeit in den letzten Wochen und den vielen auf der Hand liegenden Vergleichen zu Marco Reus bleibt Younes gelassen und bescheiden:  „Natürlich will ich der Mannschaft jetzt immer wieder helfen. Ich bin froh über jede Einsatzminute und denke, dass ich dem Trainer gezeigt habe, dass er auf mich zählen kann.“ Der Trainer und sein Manager, Max Eberl, danken ihm seine Leistungsexplosion erstmal mit einer Vertragsverlängerung bis 2016.  Und auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) stehen die Aktien für den aktuellen U-19-Nationalspieler gut. Vor kurzem entschied er sich vollends dafür, den Adler auf der Brust zu tragen. Die Möglichkeit für den Libanon aufzulaufen, schlug er aus.

Max Eberl äußerte sich im Rahmen der Vertragsverlängerung auf der offiziellen Website von Borussia Mönchengladbach lobend über seinen Schützling: „Amin ist bei Borussia, seit er sieben Jahre alt ist. Er ist ein weiteres großes Talent aus unserem eigenen Nachwuchs, das den Sprung in die Bundesliga geschafft hat. Wir freuen uns, dass wir ihn weiter bei uns haben und sind gespannt auf seine weitere Entwicklung.“ Diese Sätze tätigte Eberl 23 Tage vor Younes‘ erstem Startelfeinsatz und dem Ausgleichstor gegen den BVB. Er wird sich in seinen Aussagen bestätigt fühlen.

Der Kader von Borussia Mönchengladbach im Überblick