Am letzten Spieltag der 2. Liga entscheidet sich im Fernduell zwischen Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden, wer in die Relegation muss.
Keine zwei Jahre ist es her, als Dynamo Dresden in einem wahren Relegationskrimi gegen den VfL Osnabrück in der Verlängerung den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt gemacht hat. Nach Jahren der vereinsinternen Querelen, finanziellen Probleme und dem zwischenzeitlichen Absturz bis in die Oberliga sollte nun in der sächsischen Landeshauptstadt alles besser werden.
Das baufällige Rudolf-Harbig-Stadion machte einer modernen Fußballarena Platz, die Mannschaft schien der Herausforderung 2. Liga gewachsen zu sein und in Sportdirektor Steffen Menze und Trainer Ralf Loose hatte Dynamo anscheinend endlich ein Gespann gefunden, das den Verein in ruhigeres Fahrwasser führen könnte. Die Hoffnung war groß, im Elbflorenz mittelfristig wieder Bundesligaluft zu schnuppern.
Duell mit Aue um den Klassenerhalt
Doch im Jubiläumsjahr des 1953 gegründeten Vereins steht all das auf der Kippe: Dynamo kann sich die Miete für das städtische Stadion kaum leisten, der Klub wurde nach wiederholten Fan-Ausschreitungen aus dem DFB-Pokal ausgeschlossen und statt Bayern München könnte demnächst wieder Wacker Burghausen in Dresden aufschlagen. Ralf Loose sitzt seit einem halben Jahr nicht mehr auf der Trainerbank. Für ihn kam der Österreicher Peter Pacult, mit dem Dynamo schon 2006 aus der 2. Liga abgestiegen ist.
Ausgerechnet mit dem Erzrivalen Erzgebirge Aue streitet sich die SGD nun am letzten Spieltag im Fernduell um den rettenden 15. Platz. Der Verlierer muss in die Relegation.
Kontrahent Aue dürfte den Dresdnern in Sachen Konsolidierung in den letzten Jahren ein Vorbild gewesen sein: Der Bergarbeiterverein setzte auf Trainer aus der Region. Gerd Schädlich führte Aue 2003 erstmals in die 2. Liga, wo man sich überraschend bis 2008 halten konnte. Unter Rico Schmitt gelang nach einem kompletten Umbruch im Kader 2010 der Wiederaufstieg. Doch nach einer überraschend starken Saison 2010/2011, in der Aue Herbstmeister wurde, am Ende aber als Fünfter einen sensationellen Aufstieg knapp verpasste, verlor der Klub seine Linie. Nach der Entlassung Schmitts kam mit Karsten Baumann ein Coach, der sportlich zwar die Erwartungen erfüllen konnte, der jedoch mit Fans und Region nie wirklich warm wurde.
Schafft Götz die Wende?
So trennte sich der Verein überraschend nach vier Spielen ohne Niederlage am 28. April von Baumann. Einen Seitenhieb konnte sich Klub-Präsident Lothar Lässig nicht verkneifen, als er bei der Vorstellung des Nachfolgers Falko Götz betonte, jetzt ein Trainerteam zu haben, „das für und in der Region lebt“. Lässig war es zuvor stets ein Dorn im Auge, dass Baumann auch über ein Jahr nach Amtsantritt noch in einem Hotel wohnte.
Doch die sportliche Ausbeute in den zwei Spielen unter Falko Götz, der zuvor sechs Jahre keinen Profiklub mehr trainiert hat, ist mager: In zwei Partien setzte es gegen Hertha BSC und den FC Ingolstadt zwei Niederlagen. Nur die bessere Tordifferenz trennt Aue noch von Dynamo.
Zudem hat Dresden am letzten Spieltag die wohl leichtere Aufgabe vor der Brust: Im Glücksgas-Stadion ist der abgeschlagene Tabellenletzte Jahn Regensburg zu Gast. Verzichten muss Dynamo-Trainer Pacult dabei jedoch auf Topstürmer Mickael Pote – ein herber Verlust für die ohnehin schon schwächste Offensive der Liga (32 Tore). Aue hingegen reist zum ebenfalls schon feststehenden Absteiger SV Sandhausen, und muss wie Konkurrent Dresden auf einen absoluten Leistungsträger verzichten: Jan Hochscheidt wird wegen eines Muskelfaserrisses voraussichtlich fehlen. Ohne ihn will das Götz-Team für ein Deja-vu sorgen. Auch in der vergangenen Saison sicherte Aue dank eines 2:1-Erfolgs gegen Bochum den Klassenerhalt ebenfalls am letzten Spieltag.
Sollte es diese Saison wieder so kommen, könnte sich für Dynamo Dresden in der Relegation ein Kreis schließen: Aus der 3. Liga wartet dort der VfL Osnabrück.