Am Montag hat sich der VfB Stuttgart von Bruno Labbadia getrennt, nachdem die Mannschaft am Sonntag zuvor die dritte Saison-Niederlage einstecken musste. Jetzt soll Thomas Schneider die Wende schaffen.  

„Wir haben null Punkte nach drei Spielen. Nicht mehr und nicht weniger“, kommentierte VfB-Stürmer Vedad Ibisevic betont gelassen die 1:2-Niederlage gegen den FC Augsburg am dritten Bundesliga-Spieltag. So relaxt wie er sahen aber längst nicht alle den Fehlstart der Stuttgarter, immerhin hatte die Mannschaft auch schon das Hinspiel in der Playoff-Runde zur Europa League gegen HNK Rijeka aus Kroatien überraschend verloren. Die Konsequenz: Teile der VfB-Fans riefen „Bruno raus!“ und Sportdirektor Fredi Bobic reagierte empfindlich auf die Frage, ob Labbadia beim Rückspiel gegen Rijeka noch auf der Bank sitze: „Das ist eine dumme, respektlose Frage!“

Die Entlassung hatte sich schon am Tag der Niederlage in Augsburg angekündigt, als Bobic sich gegenüber den anwesenden Medien mit einem Bekenntnis zu seinem Trainer merklich zurück hielt: „Es ist doch nach dem Spiel klar, dass ich sagen muss: Lasst uns das Spiel erst einmal aufarbeiten!“ Angesichts der Verdienste von Bruno Labbadia beim VfB Stuttgart wirkt seine Entlassung trotzdem etwas überhastet; immerhin hatte er den VfB im Jahr 2010 vor dem Abstieg bewahrt und nur zweieinhalb Jahre später bis ins Finale des DfB-Pokals geführt. In der Spielzeit 2012/2013 war der VfB Stuttgart unter seiner Leitung erst im Achtelfinale der Europa League an Lazio Rom gescheitert.

Zusammen mit Bruno Labbadia wurde auch Co-Trainer Erdinc „Eddy“ Sözer entlassen. Bei der Pressekonferenz anlässlich des Rausschmisses dankte Bobic zwar dem scheidenden Trainergespann: „Ich möchte Bruno Labbadia und seinen Assistenten den Dank für zweieinhalb intensive Jahre aussprechen.“ Jedoch wolle er jetzt den Blick nach vorn richten, was nun mal einen Trainerwechsel erfordere: „Die Auftritte insgesamt, aber auch die letzten Wochen im Generellen, haben mich wahrnehmen lassen, dass diese Mannschaft nicht mehr hundertprozentig erreicht worden ist.“

„Grünschnabel“ Thomas Schneider übernimmt
Nur wenige Stunden nachdem der VfB Stuttgart die Entlassung von Bruno Labbadia offiziell gemacht hatte, wurde auch schon sein Nachfolger den Medien vorgestellt: Thomas Schneider (40), der bisher die U 17 des Vereins trainiert hatte, wurde mit sofortiger Wirkung zum Cheftrainer der Bundesliga-Mannschaft befördert. In der Saison 2012/2013 war Schneider mit seinem Team Deutscher B-Jugend-Meister geworden. Als Profi war Schneider von 1992 bis 2003 beim VfB Stuttgart aktiv, bevor er zu Hannover 96 wechselte, wo er zwei Jahre später seine aktive Laufbahn beendete.

Ihn nun als neuen Cheftrainer einzustellen ist mutig: Abgesehen von der U 17 des VfB Stuttgart hat Schneider nur beim Landesligisten FC Dingolfing Erfahrung als Trainer gesammelt; anderthalb Jahre bei der ersten Mannschaft und zwei Jahre bei der U 19. Der Sprung auf die Trainerbank der VfB-Profis ist entsprechend riesig. Bei seiner offiziellen Vorstellung übte sich Schneider wohl auch deshalb in Demut: „Ich möchte mich für das Vertrauen bedanken. Ich bin auch etwas nervös. Es ist eine große Herausforderung, die ich mit dem nötigen Respekt angehe.“

Aktuell steht der VfB Stuttgart mit null Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Schlechter ist nur Aufsteiger Eintracht Braunschweig – wegen des schlechteren Torverhältnisses. So schwach war Stuttgart zuletzt vor drei Jahren in die Saison gestartet. Es gibt mit Sicherheit leichtere Aufgaben – erstrecht für einen Anfänger.

Punkte holen um jeden Preis
Mit Thomas Schneider als Cheftrainer wandelt der VfB Stuttgart auf den Spuren von Vereinen wie dem FSV Mainz 05. Dort wurde im Sommer 2009 Thomas Tuchel – bis dahin ein unbeschriebenes Blatt im Profi-Geschäft – etwas überraschend als Nachfolger von Jörn Andersen vorgestellt. Zuvor hatte Tuchel neun Jahre lang Erfahrung als Trainer und Assistent der Nachwuchsteams in Stuttgart, Augsburg und Mainz gesammelt. Heute gilt er als einer der modernsten Vertreter seiner Zunft; immer wieder gibt es Gerüchte, die seinen Namen mit den großen Vereinen der Bundesliga in Verbindung bringen.

Für den neuen VfB Stuttgart-Trainer Schneider wird es jetzt darauf ankommen, schnell die ersten Punkte zu holen, um die Gemüter im Verein und im Umfeld zu beruhigen. Immerhin muss er beweisen, dass die Entscheidung, ihn zum Cheftrainer zu machen, zwar mutig, aber nicht unüberlegt war. Am Dienstag leiteten er und seine beiden Assistenten Alfons Higl und Tomislav Maric das erste Training mit den Profis, schon am Donnerstag steht das erste Pflichtspiel vor heimischem Publikum auf dem Programm: In der Playoff-Runde zur Europa League muss der VfB die 1:2-Hinspielniederlage gegen HNK Rijeka vergessen machen (Anstoß: 18 Uhr).

In der Bundesliga empfängt der VfB Stuttgart am Sonntag, 1. September, die TSG 1899 Hoffenheim, die bisher noch ungeschlagen mit einem Sieg und zwei Remis auf Tabellenplatz acht steht. Hier muss Stuttgart sich mit allen Mitteln gegen die nächste Saison-Niederlage stemmen. Denn mit null Punkten aus vier Spielen würde wohl auch Vedad Ibisevic so langsam nervös werden.