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Wenn der Weg zu einem Spitzenteam gleichzusetzen ist mit dem Erwachsen werden, dann befindet sich die TSG Hoffenheim aktuell in der Pubertät. Und da dies sehr schwierige ist, raten wir Euch aktuell von den Kickern aus Sinsheim ab. Zu teuer für zu wenige Punkte. Allerdings weiß man in solch einer Lebensphase nie, was als nächstes passiert…
Lässt man die Partie gegen den 1. FC Köln außer Acht, wartet die TSG Hoffenheim seit Ende September auf einen Bundesliga-Sieg. Den gab es damals am 6. Spieltag gegen den FC Schalke 04. Seitdem verlaufen die Formkurven der beiden Teams divergent.
Während sich die Knappen nicht erst seit dem denkwürdigen Revierderby am vergangenen Wochenende zu einem der heißesten Teams der Liga gemausert haben, darbt die TSG vor sich hin. Spiele gegen den SC Freiburg und den HSV wurde verloren, hinzu kommt ein sang- und klangloses Aus in der Europa League.
Als die Elf von Julian Nagelsmann den FC Bayern am 3. Spieltag völlig verdient mit 2:0 besiegte, traute man der Truppe so einiges zu für die anstehende Saison. Doch der Weg zu einem Spitzenteam ist noch weit, dass erfahren nun auch die Sinsheimer.
„Ich bin ein Freund ganz ehrlicher Worte: Wir befinden uns in einer Ergebniskrise. Wir dürfen nicht davon zehren, was gewesen ist, und müssen wieder in der Realität leben. Wir müssen wieder alles dafür tun, um zu gewinnen“, sagte Nagelsmann nach dem bitteren 0:3 in Hamburg.
Ergebniskrise trifft es vermutlich sehr gut, denn es ist ja nicht so, dass die TSG von den anderen Gegnern auseinandergenommen wird – ganz im Gegenteil. Meist dominieren die Hoffenheim die Partie, belohnen sich aber letztlich nicht. Und das, obwohl mit Sandro Wagner (44), Mark Uth (52) und Andrej Kramaric (52) drei Stürmer das interne Comunio-Ranking anführen.
Allerdings überzeugte Wagner zuletzt lediglich beim Sieg über die Kölner (und die haben aktuell kein Bundesliganiveau) mit 14 Zählern, davor glänzte er am 4. und 5. Spieltag mit jeweils einem Treffer und sieben beziehungsweise neun Punkten. Seitdem sieht’s eher mau aus. Ob das womöglich was mit dem Wechsel-Theater zum FC Bayern zu tun hat?
Die Comunio-Glückstreffer der Saison
Auch Sturmpartner Kramaric wartet seit dem 2. Spieltag auf ein Erfolgserlebnis. Zwar punktet der Kroate meist konstant, wirklich herausragend ist es aber nicht. So ist derzeit Uth der einzige, der auf irgendeiner Weise Spitzenniveau verkörpert. Sein Auftritt gegen den FC Bayern war herausragend, allerdings liegt dieser auch schon länger zurück.
Vermeintliche Nationalspieler wie Kerem Demirbay (39), Nadiem Amiri (36) oder Serge Gnabry (10) spielen nicht schlecht, doch es fehlt an Highlights. Bei Gnabry führten Verletzungsprobleme dazu, dass er gegen den HSV erst seinen zweiten Startelfeinsatz für die TSG feiern konnte. Bei Demirbay und Amiri macht sich aktuell bemerkbar, dass sie im Sommer keine Pause hatten, sondern mit der U21 oder beim Confed Cup waren. Beide wirken aktuell überspielt.
Der junge Dennis Geiger (34) oder Sommerneuzugang Florian Grillitsch (26) haben noch nicht die Klasse, ein Bundesligateam zum Sieg zu führen. Bezeichnenderweise patzte gegen den HSV ausgerechnet Oliver Baumann, der in den vergangenen Wochen noch am konstantesten punktete und agierte.
Ärgerlich für Comunio-Manager ist, dass die TSG-Kicker zwar teuer sind, aktuell aber wenig bis nicht punkten. So liegt 1899 auf Platz 4 der Marktwerttabelle (77,55 Mio.) und damit sogar noch vor Bayer Leverkusen (74, 24 Mio.), Borussia Mönchengladbach (71,68 Mio.) oder dem FC Schalke (67,52 Mio.).
Natürlich war die Doppelbelastung durch die EL für die TSG neu, doch wenn Gnabry nach dem HSV-Spiel die Mentalität seines Teams bemängelt und feststellt, dass die Hamburger einfach mehr Willen zeigten, spricht das Bände.
Der Weg zu einem Spitzenteam ist steinig, selbst wenn man mit so viel Potenzial gesegnet ist, wie die TSG Hoffenheim. Es ist wie mit dem Erwachsen werden, auch das benötigt Zeit. Vielleicht hat die junge Nagelsmann-Elf ihre Pubertät nach der Winterpause schon überwunden und kann im Konzert der Großen wieder mitmischen. Aktuell reicht es dafür allerdings nicht.