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Vor dem letzten Spieltag der Saison blicken wir in die Zukunft und fragen uns: Wer bleibt und wer geht beim SC Freiburg? Die Breisgauer spielen eine der besten Saisons der Vereinsgeschichte – das lockt Interessenten an. Der SCF im Transfer-Check.
Wer bleibt beim SC Freiburg?
Schon bei der ersten Position gibt es zwar Kontinuität, aber trotzdem viel Veränderung: Noah Atubolu wird aller Voraussicht nach in der neuen Saison Stammtorhüter des SC Freiburg werden, wenn Flekken den Verein verlässt. Benjamin Uphoff bleibt ebenfalls, scheint sich mit der Rolle als Nummer drei zufrieden zu geben.
In der Abwehr ist ein Wechsel von Matthias Ginter eigentlich ausgeschlossen. Genauso dürfte auch Christian Günter indiskutabel sein. Abwehrtalent Kiliann Sildillia hat im April seinen Vertrag verlängert und wird somit wohl ebenfalls bleiben. Ein Wechsel von Lukas Kübler scheint ebenfalls ausgeschlossen; der Routinier hat sich seinen Stammplatz zurückerobert und ist vielseitig einsetzbar. Darauf setzt Christian Streich. Auch Youngster Kenneth Schmidt wird wohl nicht gehen (ein Leihgeschäft ist aber nicht ausgeschlossen).
Im Mittelfeld ist eines klar: Nicolas Höfler bleibt! Auch Vincenzo Grifo dürfte derzeit keinen Vereinswechsel mehr anstreben – auch die italienischen Topklubs sind mit einem neugeborenen Kind wohl nicht mehr Reiz genug. Für Daniel-Kofi Kyereh wird es aufgrund seines Kreuzbandrisses auf keinen Fall einen Wechsel geben, Spielzeit beim SC ist jedoch auch nicht zu erwarten. Wirkte Merlin Röhl im Winter noch wie ein Leihkandidat, hat er sich nun näher an die erste Mannschaft herangespielt und darf immer mal in der Rotation ran. Eine Leihe steht vorerst wohl nicht mehr im Raum. Noah Weißhaupt zündete zuletzt richtig gut, startete zum ersten Mal und präsentiert sich formstark. Eine Leihe? Unwahrscheinlich. Er kann beim SC den direkten Durchbruch schaffen.
Im Sturm ist Lucas Höler ein dauerhafter Fixpunkt – es gibt wohl niemanden, der so sehr auf ihn setzen würde wie Streich. Deshalb verlängerte er Anfang des Jahres seinen Vertrag. Michael Gregoritsch zeigte zwar, vor allem in der Hinrunde, richtig gute Leistungen, für den nächsten Schritt bot er sich aber auch nicht an. Ein Verbleib ist sehr wahrscheinlich.
Welche Breisgauer werden sicher gehen?
Bundesliga-Rekordjoker Nils „Fußballgott“ Petersen beendet zum Saisonfinale seine Karriere – er wurde vom SC Freiburg bereits herzlich verabschiedet. Gehen wird zudem Jonathan Schmid, sein Vertrag läuft aus und auch bei ihm ist die Verabschiedung bereits geschehen. Er wird jedoch voraussichtlich anderswo seine Karriere fortsetzen.
Noch nicht bei 100 Prozent, jedoch bereits sehr sicher dürften zudem zwei weitere Wechsel sein. Bereits vor eineinhalb Wochen erklärte Sportvorstand Jochen Saier: „Es kann sein, dass Mark uns verlässt“ – Christian Streich verstärkte die Gerüchte rund um Stammtorhüter Mark Flekken in einer folgenden PK: „Es ist davon auszugehen“, sagte er. Ein Verbleib Flekkens beim SCF ist kaum vorstellbar, Ziel ist wohl der FC Brentford aus der Premier League.
Dasselbe gilt auch für Roland Sallai. Beim Ungarn sind die Transfergerüchte zwar deutlich ruhiger und offizielle Aussagen von Seiten des Vereins gibt es nicht, jedoch ist es spätestens nach der Suspendierung Sallais im Spiel gegen Leipzig – Christian Streich nannte es „Denkpause“ – kaum noch wahrscheinlich, dass Freiburg und Sallai noch einmal zusammenfinden und sich eine Zukunft vorstellen können. Bereits im März erklärte Sallais Vater, sein Sohn solle „im Sommer in die italienische Liga“ wechseln, es gebe „Interesse von Lazio“ Rom.
Diese Freiburger könnten den SCF verlassen
Die großen Sorgen in der Kaderplanung drehen sich derzeit um Philipp Lienhart. Der Innenverteidiger besitzt nur noch einen Vertrag bis Sommer 2024, müsste also in dieser Transferperiode verkauft werden, sollte er nicht verlängern wollen. Ein Vertragsangebot soll ihm bereits vorliegen, jedoch gibt es laut Medienberichten eine Ausstiegsklausel. Entsprechend hätte der SC es nicht in der eigenen Hand, ob man Lienhart abgibt oder nicht. Vor allem spanische Vereine sollen ihn reizen. Ausgang offen.
Abwehrkollege Manuel Gulde hat zuletzt seinen Status als IV3 verloren – besonders wenn der SC sich verstärkt, könnte ein Verkauf möglich werden. Kimberly Ezekwem gab zwar zuletzt sein Debüt, spielt aber selbst in der U23 des SCF nicht auf seiner Stammposition – ein Leihgeschäft klingt wahrscheinlich.
Dasselbe gilt für Robert Wagner, dem von Röhl zuletzt der Rang als ZM4 der Breisgauer abgelaufen wurde. Für ihn könnte es temporär in die 2. Bundesliga gehen. Auch Yannik Keitel könnte ein Kandidat für eine Leihe sein, sollte der SC sich im Zentrum noch einmal verstärken. Bleibt Keitel, könnte es aber auch Maximilian Eggestein treffen – hier wäre ein Verkauf möglich. Beide sind keine klaren Abgangskandidaten, könnten aber Opfer einer Kaderverstärkung werden.
Ritsu Doan ist eine schwierige Personalie. Mit seinen größtenteils überragenden Leistungen hat er sich auf die Zettel vieler Scouts gespielt – auch von Klubs, die entweder vom Standing oder den monetären Anreizen deutlich über dem SCF angesiedelt sind. Der SC würde ihn bestimmt gerne halten. Aber Freiburg hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt: Ab gewissen Summen ist jeder Spieler verkäuflich. Unklar ist auch, wie es mit Wooyeong Jeong weiter geht. Der 23-Jährige ist für seine Erfahrung zwar noch recht jung, stagniert in der Entwicklung aber schon seit längerem. Er ist durch seine Vielseitigkeit ein wichtiges Kaderpuzzlestück, viel Spielzeit sah er diese Saison aber nicht. Ein Wechsel könnte für seine eigene Karriere wichtig sein.
Wer wechselt zum Sport-Club Freiburg?
Anders als bei Eintracht Frankfurt gibt es beim SC Freiburg bisher noch keine verkündeten Zukunftstransfers. Auch die Gerüchteküche bleibt sehr ruhig. Klar ist, dass ein neuer Torhüter kommen wird. Nachdem Uphoff in der laufenden Saison zum dritten Torhüter heruntergestuft wurde, ist es wohl kaum wahrscheinlich, dass Freiburg mit dem jungen Atubolu, Uphoff und einem weiteren Youngster aus dem Nachwuchs in die Saison starten wird.
Auch für den möglichen Abgang von Roland Sallai wird sich der SC Freiburg offensiv verstärken müssen. Da den Breisgauern in Richtung Saisonende etwas die Puste ausging, in der kommenden Saison aber erneut das europäische Geschäft wartet, könnte auch beim finalisierten Verkauf von Kevin Schade (Leihe zu Brentford mit Kaufpflicht, das Geld kommt also erst im Sommer) ein Ersatz kommen. Zudem muss auch die Kaderrolle von Petersen aufgefüllt und die Langzeitverletzung von Kyereh kompensiert werden. Es ist also von zwei, eher drei Offensiv-Transfers auszugehen – solange Ritsu Doan bleibt.
Weitere qualitative Verstärkungen könnten im zentralen Mittelfeld oder auf der rechten Abwehrseite stattfinden. Für die Breite dürfte sowohl die Linksverteidigung als auch die Innenverteidigung ein Ziel sein – auch wenn hier nach aktuellem Stand mit Keven Schlotterbeck wieder ein Spieler von einer Leihe zurückkehrt, der etwas mehr Breite geben könnte. Es hatte Gründe, wieso er verliehen wurde.