Am 9. August startet die Bundesliga in ihre 51. Spielzeit. Comunioblog wirft einen Blick auf die Teams und wagt eine Prognose. Im 5. Teil beleuchten wir den Neuanfang bei Werder Bremen.  

Die Situation: Nach drei Jahren im Niemandsland oder sogar im Abstiegskampf hat man sich in Bremen von der Werder-Institution Thomas Schaaf getrennt. Der neue Sportdirektor Thomas Eichin hatte den undankbaren Job, den Schritt zu vollziehen und Schaaf nach knapp 14 Jahren im Amt zu entlassen.

Die Grün-Weißen entschieden sich mit Robin Dutt für einen Nachfolger, der als ausgewiesener Taktiker gilt und ein Händchen für Talente hat. Die gibt es in Bremen eigentlich im Überfluss, den Durchbruch hat allerdings schon lange keiner mehr geschafft. Das soll sich nun unter Dutt ändern.

Der ehemalige DFB-Sportdirektor vertraut größtenteils dem alten Personal. Ein riskantes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass mit Kevin de Bruyne (zurück zum FC Chelsea) und Sokratis (Borussia Dortmund) erneut zwei Leistungsträger abgeben werden mussten. Cedrick Makiadi und Luca Caldirola heißen die Neuen. Der Ex-Freiburger Makiadi ist so etwas wie der Ziehsohn Dutts und soll dem defensiven Mittelfeld endlich mehr Struktur geben. Zlatko Junuzovic könnte damit wieder für das offensive Mittelfeld frei werden, wo der Österreicher das schwere Los hätte, de Bruyne zu ersetzen.

Caldirola, der Italien bei der U-21-EM als Kapitän bis ins Finale führte, dürfte in der Innenverteidigung gesetzt sein. Neben ihm erhält Sebastian Prödl wohl die nächste Chance. Der Österreicher ist mittlerweile fünf Jahre in Bremen, hat an sich selbst den Anspruch Stammspieler zu sein, aber zeigt nicht die Entwicklung, die sein Talent eigentlich versprechen ließ. Die Alternativen heißen Assani Lukimya und Mateo Pavlovic, bundesliga-erfahren geht anders.

Clemens Fritz rückt wohl wieder fest nach rechts hinten. Der Kapitän hat sich eine feste Position gewünscht. Dutt sieht den Routinier als Rechtsverteidiger und probierte daher Theodor Gebre Selassie auf links aus. Ausgang offen. Mit Lukas Schmitz fällt der angedachte Linksverteidiger noch mehrere Wochen aus.

Eine neue Chance erhalten die in der letzten Saison suspendierten Eljero Elia und Marko Arnautovic. „Jeder hat die Chance, sich in den Vordergrund zu bringen. Ich werde mir ein eigenes Urteil bilden“, sagt Dutt über die beiden. Bei einem entsprechenden Angebot wären die Bremer aber sich nicht abgeneigt, zumindest Arnautovic abzugeben. Der Vertrag des Enfant terrible läuft nach der Saison aus.

Im Sturm ist Nils Petersen gesetzt. Der Ex-Cottbusser wurde fest vom FC Bayern verpflichtet. Joseph Akpala und Denni Avdic können bei einem entsprechenden Angebot gehen, so dass Youngster Niclas Füllkrug als einzige Sturmalternative im Kader verbleiben dürfte.

Bleibt zu klären, wer der Partner von Makiadi im defensiven Mittelfeld wird und da bahnt sich eine echte Überraschung an. Dutt setzte in den Testspielen vornehmlich Mehmet Ekici auf der Sechs ein. Der Deutsch-Türke hatte unter Schaaf einen schweren Stand und kam vornehmlich auf der Außenbahn zum Einsatz. Jetzt darf Ekici wieder auf der Position ran, auf der er beim FC Bayern ausgebildet wurde.

Hinter der ersten Elf tummeln sich ein Haufen Talente, die alle auf ihre Chance lauern. Die besten hat sicherlich Özkan Yildirim. Der Dribbler verlängerte unlängst seinen Vertrag und könnte bei anhaltender Formschwäche der Außenspieler sicher einen Platz in der Startelf ergattern.

Dazu kommen Tom Trybull und Felix Kroos, die beide auf die Position von Ekici schielen. Allerdings soll möglichst noch einer der beiden verliehen werden. Konkurrenz gibt es zudem durch Aleksandar Ignjovski. Florian Hartherz, Levent Aycicek und Cimo Röcker sind erst einmal außen vor.

Comunio Player to watch: Mehmet Ekici. Für den Mittelfeldspieler soll die kommende Saison ein Neuanfang werden. Zwei Jahre spielt der türkische Nationalspieler bereits an der Weser, richtig angekommen ist er aber noch nicht. Verschiedene Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück und seine Bewährungschancen vergab Ekici bislang kläglich. Zu langsam am Ball und im Kopf waren die Kritikpunkte. Zudem wurde ihm ein nicht ganz einwandfreies Verhältnis zu Schaaf nachgesagt.

Jetzt soll es auf einer neuen alten Position besser werden. Den offensiven Part im defensiven Mittelfeld spielte er einst in der Jugend des FC Bayern, auf seiner Leihstation in Nürnberg überzeugte er dann in zentraler offensiver Position. Schaaf setzte ihn zumeist als offensiven Außen ein. Dort waren seine Schnelligkeitsdefizite allerdings nicht zu übersehen. Als Sechser fallen diese nicht so stark  ins Gewicht und zentral vor der Abwehr kann er zudem mit seiner überragenden Technik und Passfähigkeiten als Spielmacher agieren. Für moderate 2,4 Millionen darf man durchaus auf das Coming-Out des 23-Jährigen hoffen.

Prognose: Die bisherigen Testspiele zeigen, dass auch unter Dutt nicht sofort alles besser wird. Nach zwei klaren Siegen gegen unterklassige Gegner folgten fünf Spiele ohne Sieg (ein Remis, vier Niederlagen). Dutt möchte zuerst die Abwehr stabilisieren und sich vom Kader ein Bild machen, bevor eventuell weitere Verstärkungen kommen.

Bremen steht der nächste Umbruch bevor. Mit dem internationalen Geschäft wird man an der Weser nicht zu tun haben, aber dessen sind sich die Hanseaten bewussten. Am Ende wird es wohl ein Platz im gesicherten Mittelfeld werden.

Zugänge: Luca Caldirola (Inter Mailand), Cedrick Makiadi (SC Freiburg), Denni Avdic (PEC Zwolle/ war ausgeliehen)

Abgänge: Sokratis (Borussia Dortmund), Kevin de Bruyne (FC Chelsea/ war ausgeliehen), Christian Vander (Karriereende)