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Filip Kostic entwickelte sich bei Eintracht Frankfurt zu einer Institution. In 170 Einsätzen für die Adler erzielte er 96 Scorer- und 635 Comunio-Punkte. Nun stehen alle Zeichen auf Abschied. Wie ersetzt Frankfurt so eine Scorer-Maschine?
Eins ist klar: Um einen Leistungsträger wie Filip Kostic eins zu eins ersetzen zu können, muss man Manchester City, Paris Saint-Germain oder einen ähnlichen Namen haben. Für Eintracht Frankfurt ist das ein Ding der Unvorstellbarkeit. Zumal der Serbe im November schon 30 Jahre alt wird und man keine Unsummen mehr mit dem Verkauf eines solchen Topspielers einnehmen kann.
Noch dazu läuft sein Vertrag im kommenden Jahr aus. Denn nach seiner Leihsaison 2018/19 unterschrieb er einen Vierjahresvertrag. Drei der vier Jahre sind nun vorüber und es muss eine Entscheidung getroffen werden: Verlängern oder Verkaufen? Kostic soll ein Angebot, die Zusammenarbeit auszuweiten, abgelehnt haben. Stattdessen steht er Berichten zufolge vor einer Einigung mit Juventus Turin.
Nicht nur Eintracht Frankfurt wird Kostic vermissen. Auch Comunio-Manager werden einen anderen Kandidaten für garantierte Top-Punkte finden müssen. Auch wenn er seine 174 Punkte aus der zweiten Saison 2019/20 nicht nochmal toppen konnte, waren seine anderen drei Saisons mit 146, 162 und 153 Comunio-Punkten ebenfalls bockstark.
Taktik-Wechsel ohne Kostic? Die Viererkette steht an!
Die Eintracht plant also für die Zeit nach Filip Kostic. Bereits im letzten Sommer stand der Flügelspieler vor einem Wechsel, damals hatte man vorgesorgt: Jens-Petter Hauge kam für die linke Offensivbahn. Doch dieser ist kein „Wingback“. Hauge ist ein Linksaußen, der immer wieder ins Zentrum zieht und einen Linksverteidiger hinter sich braucht. Da der gesamte sonstige Kader ebenfalls auf eine Viererkette getrimmt ist, steht wohl ein Systemwechsel bevor.
Dafür spricht auch die Verpflichtung von Aurelio Buta. Die rechte Wingback-Position hatte sich in der Rückrunde Ansgar Knauff erkämpft. Trotz des Abgangs von Danny da Costa (Mainz 05) stehen derzeit mit Timothy Chandler, Almamy Toure und Erik Durm drei Backups im Kader. Einen Rechtsverteidiger-Neuzugang mit Stammplatzanspruch, wie es Buta ist, braucht es nur, wenn Knauff eine Reihe weiter vorne auflaufen soll.
Was verändert sich, wenn Kostic geht?
Der wichtigste Unterschied wäre dann, dass es nur noch zwei Innenverteidiger gibt. Mit Evan N’Dicka und dem Brasilianer Tuta ist diese Position stark besetzt. Auch wenn N’Dicka den Verein noch verlassen könnte (Vertrag läuft 2023 aus), scheint der bisherigen Mittelmann Martin Hinteregger keine Zukunft im Verein zu haben. Um den Österreicher ranken sich Abgangsgerüchte nach diversen Verfehlungen.
Dahinter hat man mit Jerome Onguene und Hrvoje Smolcic zwei starke Backups mit Potential für mehr geholt. Zusammen mit Routinier Makoto Hasebe, der nur als Zentralmann in Frage kommt, könnte man trotzdem situativ auf eine Dreier-/Fünferkette umstellen. Ein wichtiges Puzzleteil der neuen Defensive wird die Linksverteidiger-Position sein. Hier darf sich Christopher Lenz gute Chancen ausrechnen. Er wird mit einem Neuzugang ins Duell gehen. Eine Verpflichtung von Ridvan Yilmaz soll sehr wahrscheinlich sein.
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Offensiv wird man auf echte Flügelstürmer setzen. Neuzugang Randal Kolo Muani könnte ein Kandidat sein, der die offensive linke Seite beackern soll. Zwar ist er gelernter Mittelstürmer, doch dort hat er mit Rafael Borre einen starken Konkurrenten. Das Duo zentral wäre zwar in einem 4-2-3-1-ähnlichen System möglich, vermutlich wird dort aber Daichi Kamada gesetzt sein, sofern er bleibt. Sein Vertrag läuft ebenfalls 2023 aus.
Da sich weitere Gerüchte um Zehner-Neuzugänge drehen, wird einer von Borre und Muani also auf den Flügel ausweichen müssen. Für den zweiten Flügel-Posten dürfte zwar BVB-Leihgabe Ansgar Knauff Ansprüche stellen, doch auch das eigene Talent Jesper Lindström gehört in die Startelf. Weil das nicht reicht, soll man nach weiterer Verstärkung für die Neuner-Position suchen. Hier sind Lucas Alario, Wout Weghorst und Sebastian Polter im Gespräch.
Die Schaltzentrale: Das defensive Mittelfeld
Im zentralen bzw. defensiven Mittelfeld verändert sich eigentlich wenig. Klar ist jedoch: Mit der Umstellung auf eine Viererkette wird die Dringlichkeit nach einem Sechser noch größer. Die Spielgestaltung von der Libero-Position wird wegfallen und im Spielaufbau wird der Sechser häufiger mal in die Abwehrkette zurückfallen. Hierfür ist die Eintracht auf der Suche nach einem Spielmacher.
An Marc Roca war man interessiert, der soll Gerüchten zufolge jedoch zu Leeds United wechseln. Schalke-Leihspieler Ko Itakura soll ebenfalls im Blickpunkt gewesen sein. Hier dürfte aktuell aber Borussia Mönchengladbach die Nase vorn haben. Und so geht es nach dem letzten Sommer, in dem eine Verpflichtung von Khephren Thuram an den Finanzen scheiterte, erneut auf Sechser-Suche. Der kreative Mann neben Djibril Sow wird gesucht.
Situativ könnte es sogar ein Dreier-Mittelfeld geben. Das Wolfsburger 4-2-3-1, mit dem Oliver Glasner in die Champions League einzog, ist mitnichten in Stein gemeißelt. Auch ein 4-3-3 wäre eine Option. Gerade in der Königsklasse selbst könnte man mit Kristijan Jakic oder Sebastian Rode zusätzlich in der Zentrale mehr Kompaktheit und Defensivstabilität erzeugen.
Und wer ersetzt die Comunio-Punkte von Kostic?
Die Suche nach dem Comunio-Nachfolger für Filip Kostic ist natürlich schwer. Vermutlich wird man einfach den nächstbesten Mittelfeldspieler noch teurer bezahlen. Doch bei Eintracht Frankfurt öffnet sich ebenfalls ein Punktepotenzial. Christopher Lenz könnte mit seinen ausgezeichneten Standards für einige Assists sorgen und Kostic quasi „positionsgetreu“ (bzw. im direkten Tausch) ersetzen.
Vor allem im Offensivspiel wird Eintracht Frankfurt jedoch einen „Plan L“ finden, denn der Plan K(ostic) geht. Von seiner Stammposition dürfte man dem eingangs erwähnten Jens-Petter Hauge definitiv mehr Punkte zutrauen – der Linksaußen hatte in der Debüt-Saison noch einige Probleme.
Maximilian Arnolds Topleistungen unter Oliver Glasner zeigen aber auch großes Potential für den noch zu findenden Sechser auf. 155 (2019/20) und 170 Comunio-Punkte (2020/21) haben Kostic-Niveau. Der neue Spielmacher von Cheftrainer Glasner wird also ein heißer Anwärter auf viele Punkte sein. Ein doppelter Grund, ihn zu kaufen – wie auch immer er heißen wird.