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Wolfsburg blieb mal wieder weit unter den eigenen Erwartungen und Ansprüchen zurück. Zum zweiten Mal in Serie wurde der Abstieg erst in der Relegation vermieden. Zurück bleibt ein Trümmerhaufen, den der neue Manager Jörg Schmadtke zusammen mit Trainer Bruno Labbadia aufräumen muss. Ein sehr schwieriges Unterfangen.
Spieler der Saison: Robin Knoche. Nach dieser katastrophalen Saison ist es gar nicht so einfach, einen Spieler zu benennen. Doch das Eigengewächs ist einer der wenigen Akteure im Kader, der sich wirklich mit dem Verein identifiziert. Dabei stand er vor der Saison im Grunde auf dem Abstellgleis, galt eher als Innenverteidiger Nummer 5. Durch Verletzungen wurde er aber doch ins Team gespült und blieb auch drin, als es wieder Alternativen in der Zentrale gab. In der Relegation sorgte er dann per Kopfball für die Vorentscheidung gegen Holstein Kiel.
Enttäuschung der Saison: Divock Origi. Hier gibt es dagegen etliche Spieler, die enttäuschten, aber der Belgier gehört sicher weit nach vorne. Die Leihgabe des FC Liverpool wollte in Wolfsburg Spielpraxis sammeln, um sich noch für den WM-Kader zu empfehlen. Nach anfänglichen Erfolgserlebnissen fiel Origi aber in ein Loch und stand zwischenzeitlich an Nummer 3 der Stürmerhierarchie hinter dem 19 Jahre alten Viktor Osimhen und dem 20 Jahre alten Landry Dimata. Als Krönung war ihm nicht mal Relegationsgegner Holstein Kiel ein Begriff, wie er im Interview zugab.
Größte Baustelle: In Wolfsburg gibt es so viele Baustellen, da ist es schwierig die eine Baustelle zu finden. Aber ein Problem mit dem der Verein seit Jahren zu kämpfen hat, ist die fehlende Identifikation der Spieler. Nirgendwo ist das Söldnertum so verbreitet wie in Wolfsburg. Die meisten Spieler kommen in erster Linie, weil es dort außergewöhnlich viel Geld zu verdienen gibt. Das ist legitim, wird aber schwierig, wenn die Leistung nicht stimmt. Es gibt keine Struktur in der Mannschaft. Ein Problem, dass der neue Manager Jörg Schmadtke und auch Trainer Bruno Labbadia angehen müssen und auch werden. Alles andere kommt danach.
Mögliche Probleme: Die Erwartungshaltung in Wolfsburg ist seit jeher groß, schließlich pumpt der Volkswagenkonzern Jahr für Jahr Millionen in den Verein und erwartet auch ein entsprechendes Outcome. Wenn es nicht für Titel reicht, so zumindest für eine positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Davon waren VW und Wolfsburg zuletzt weiter entfernt als Holland von einer konkurrenzfähigen Nationalmannschaft. Vielleicht sollten alle rund um die Autostadt erst mal wieder kleinere Brötchen backen und mal ein bisschen Ruhe einkehren lassen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass dies auch gelingt.
Mögliche Überraschung: Es wäre wirklich schon sehr überraschend, sollte Wolfsburg die Kurve bekommen und eine ruhige Saison absolvieren. Dafür lag und liegt im Klub eigentlich zu viel im Argen. Das werden Schmadtke und Labbadia nicht binnen einer Sommerpause aufräumen können, zumal sie vieles gar nicht selbst in der Hand haben. Sollte Wolfsburg wirklich einfach eine ganz normale Saison spielen, wäre das wirklich eine Überraschung.
Youngster to watch: Josip Brekalo. Der Kroate wurde im Winter vorzeitig aus Stuttgart zurückgeholt, weil er dort überzeugte und in Wolfsburg die verwaisten Flügel beleben sollte. Das gelang erst ganz am Ende, aber Brekalo hat in dieser Saison – zumeist in Stuttgart – angedeutet, dass er ein richtig Guter werden kann. Wir dürfen ja nicht vergessen, er ist erst 19 Jahre alt.
Gerüchteküche: Spieler sind genug im Gespräch, allerdings muss man erst einmal abwarten, was der neue Manager Schmadtke so plant. Der ist erst seit ein paar Tagen im Amt und wird sich selbst ein Bild machen wollen. Von daher sind die bisher gehandelten Namen nur bedingt aussagekräftig. Die Bestandsaufnahme beginnt gerade erst.
Zugänge: Felix Klaus (Hannover 96), Amara Conde (Holstein Kiel, Rückkehr nach Leihe), Paul Seguin (Dynamo Dresden, Rückkehr nach Leihe), Marvin Stefaniak (1.FC Nürnberg, Rückkehr nach Leihe), Kaylen Hinds (Greuther Fürth, Rückkehr nach Leihe), Ismael Azzaoui (Willem II, Rückkehr nach Leihe), Paul-Georges Ntep (AS St. Etienne, Rückkehr nach Leihe)
Abgänge: Max Grün (unbekannt), Divock Origi (FC Liverpool, Rückkehr nach Leihe)
Sommerfahrplan: Bis auf den Trainingsauftakt am 1. Juli ist noch nichts bekannt.