Nach der Saison ist vor der Saison. Comunioblog befasst sich mit dem Sinn von Testspielen und schaut, inwieweit sich Tendenzen über die Stärke und mögliche Aufstellungen der Clubs ableiten lassen.  Damit Spieler und Trainer nach dem wohl verdienten Urlaub dennoch wieder auf Kurs für die kommende Spielzeit kommen, nutzen die Vereine die Zwischenzeit für Trainingslager und Testspiele.

Nachdem Comunioblog letzten Sonntag sein Blick auf die Trainingslager richtete, befassen wir uns heute mit dem Sinn von Testspielen und stellen uns die Frage, inwieweit sich eine Tendenz über die Stärke, die Taktiken sowie die voraussichtlichen Aufstellungen der Clubs erkennen lässt.

Die Testspielphase ist kein Einbahnstraßenvergnügen!

Für unterklassige Vereine oder sogar Fußball spielende Fanclubs gehört die Testspielphase der Bundesligisten sicherlich zu den Highlights der Saison. Wann sonst hat der TSV Regen, der MTV Dannenberg oder gar eine Auswahl von Sat1 Allstars mal die Chance auf ein Aufeinandertreffen mit Profimannschaften wie Borussia Dortmund oder Bayern München? Trotzdem ist die Testspielphase kein Einbahnstraßenvergnügen. Auch Spitzenvereine gewinnen allerhand durch solche Begegnungen. Die Spieler beispielsweise halten sich fit, beugen Verletzungen vor und bringen sich demzufolge zurück in Wettkampfstimmung. Neuzugänge lernen die Laufwege ihrer Mitspieler kennen und können sich auf die Art und Weise besser integrieren. Junge Talente aus der Jugend erhalten Spielpraxis und haben die Chance sich mit guten Leistungen in den Fokus zu spielen. Im Gegenzug erhalten die Trainer Auskunft über die Fitnesswerte ihrer Spieler und gewinnen erste Eindrücke über das Zusammenspiel, des meist neu zusammengestellten Teams. Darüber hinaus werden Testspiele gerne genutzt, um neu einstudierte Taktiken auszuprobieren. Außerdem können Positionsänderungen von Spielern im Wettkampfmodus vorgenommen werden, ohne das Risiko, dass die Umgestaltung wichtige Liga-Punkte kostet. Und zu guter letzt, gewinnen natürlich auch die vielen Fußballfans, besonders die der unterklassigen Teams, durch die kunterbunten Begegnungen.

Wie aussagekräftig sind die Testspielergebnisse de facto?

Wolfsburg gewinnt 13:0 gegen den SV Jembke. Der FC Augsburg besiegt den MTV Berg sogar 16:0. Bei derartigen Testspielbegegnungen sind Resultate im zweistelligen Bereich keine Seltenheit. Doch wie aussagekräftig sind solche Ergebnisse im Endeffekt? Was sagt ein Sieg in der Größenordnung über die Mannschaft aus? Und ist beispielsweise ein Bas Dost, der vier Mal gegen Jembke einnetzte, automatisch als Stürmer gesetzt? Grundsätzlich ist zu sagen, dass sich Aufstellungen, gespielte Taktiken und Ergebnisse während der Testspiele, natürlich nicht exakt in der kommenden Saison wiederholen werden. Dafür ist das Kräfteverhältnis innerhalb solcher Paarungen meist zu ungleich. Obendrein dient die Testspielphase Experimenten. Man nutzt die Zeit zwischen den Pflichtspielen um Neues auszuprobieren. Aufstellungen und Spielsysteme werden in einem hohen Maße gewechselt. Dementsprechend Bundesliga unerprobt sind die meisten Testspielvarianten. Aufgrund der überwiegend unterklassigen Gegner, lässt sich trotz hoher Testspielsiege, eher weniger auf die Leistung der Bundesligisten in der Liga schließen. Bei solch torhungrigen Spielern, wie den oben genannten Dost (Sieben Testspieltore) oder einem noch mehr auf den Geschmack gekommenen Jan Schlaudraff (Elf Testspieltore), ist es hingegen schon eher möglich auf Bundesligaeinsätze zu spekulieren. Besondere Leistungen und leidenschaftliches Fußballspielen, auch während der Testspielphase, wird bei den Trainern Beachtung finden.

Der Medien-Hype um die Neuzugänge erzeugt zusätzlichen Druck

Neben den sportlich Verantwortlichen, richtet vor allem auch die Presse ihren Blick auf die Einsätze von Jugendspielern und Neuzugängen. Die Premiere von Dortmunds Rekordeinkauf Henrikh Mkhitaryan wurde beispielsweise mit großer Spannung erwartet. Am 10. Juli war es dann soweit, Mkhitaryan spielt die ersten 45 Minuten gegen den FC Basel. Seine Ausbeute: das 1:0 von Reus legt er mustergültig vor, das entscheidende 2:1 schießt er kurz vor der Halbzeit selbst. Dortmund feiert seine Mücke, wie ihn die “BILD“ und seine Fans liebevoll nennen. Und auch Roman Weidenfeller schwärmt gegenüber “Sky Sport News HD“: “Ein Riesen-Talent, dass uns extrem weiterhilft.“ Auch die vielen anderen Neulinge der Bundesliga (Comunioblog berichtete) wecken das Interesse der Medien. Sie sollen die Lücken schließen, die die diversen Abgänge hinterließen. Aber bedeutet das auch gleich einen sicheren Stammplatz für die Liga-Debütanten? Mit Kevin de Bruyne (170 Comunio Punkte letzte Saison) oder Javi Martínez (126 Punkte) gibt es offensichtlich Positivbeispiele, wo der Einstieg gelungen ist. Dass hochgehandelte Neuzugänge aber auch durchaus floppen können und es nicht schaffen Fuß in der Bundesliga zu fassen, beweisen Spieler wie Marcus Berg, Carlos Alberto oder Breno.

Kulturelle Unterschiede, eine andere Spielweise in der Liga oder Sprachbarrieren können demnach auch gegenteilig auf den Bundesliga-Einstand der Neulinge wirken. Ständige Berichterstattung erzeugt zusätzlichen Druck auf die Jungs. Auch wenn in der heutigen Gesellschaft alles schnell funktionieren soll/muss, kann gerade am Anfang etwas Geduld mit den Neuzugängen Wunder wirken.