Kurz nach seinem geplatzten Engagement in Hamburg wurde Felix Magath Teammanager des Fulham FC. Eine gute Wahl der „Whites“? Wir haben mit Comunio-Moderator und Fulham-Fan Chris über den Trainerwechsel gesprochen.
Chris ist als Moderator im Comunio-Forum („Alo Atog“) unter anderem für den internationalen Bereich zuständig. Sein Interesse gilt vor allem der englischen Premier League – als langjähriger Fan des Fulham FC reist er mit seinen zwei Brüdern und seinem Vater regelmäßig nach Großbritannien, um Fußballspiele zu sehen.
Comunioblog: Chris, die Meldung über Magaths Engagement bei Fulham kam ja ziemlich unerwartet. Warst Du ebenso überrascht, oder hast Du einen Trainerwechsel kommen sehen?
Chris: Im November gab es ja schon einen Trainerwechsel, doch ein Aufwärtstrend stellte sich auch unter René Meulensteen nicht ein. Daher war ich nicht überrascht, dass man, ähnlich wie beim HSV, noch einen zweiten Trainerwechsel vornehmen wollte.
Comunioblog: Trotz einer Ausbeute von lediglich 0,88 Punkten pro Spiel hatte Ex-Coach René Meulensteen bei den Fans Sympathien, sein Abschied wurde bedauert. Er selbst sprach von einer Panikreaktion der Verantwortlichen. War der Turnaround notwendig?
Chris: Man hat den Anschluss noch nicht ganz verloren und in den letzten beiden Spielen gegen Manchester United und den FC Liverpool hat die Einstellung auch wieder gestimmt. Zuvor gab es jedoch das Aus im FA-Cup gegen Sheffield United und zwei bittere Niederlagen gegen Swansea und Southampton. Ich glaube, dass man ihn bereits früher ausgetauscht hätte, wenn man früher den passenden Nachfolger gefunden hätte. An den nächsten drei Spieltagen trifft man u. a. auf West Brom und Cardiff, da wollte man vermutlich vor der FA-Cup Pause noch einmal neuen Schwung in den Verein bringen.
Comunioblog: Ist Magath der richtige Trainer für die Cottagers?
Chris: Ich kann mir gut vorstellen, dass Magath mit seiner Art gut nach England passt. Durch die größere Liga und die zwei Pokale hat man mehr Pflichtspiele als in Deutschland, sodass man mit einem größeren Kader arbeitet und auch mehr rotiert. Das kommt Magath entgegen. Ob er jetzt zwingend nach Fulham passt, muss man abwarten, aber der Verein führt ja eher ein Schattendasein neben Chelsea, Arsenal, den Spurs und sogar West Ham. Wenn er den Klassenerhalt schafft, denke ich, dass er am Cottage in Ruhe ein gutes Team aufbauen kann.
Comunioblog: Ist es dieser Trainertyp, den die Mannschaft jetzt braucht?
Chris: Magath hat zu Beginn seiner Trainerkarriere als Feuerwehrmann auf sich aufmerksam gemacht. Und genau so jemanden braucht man jetzt. Meulensteen hat zwar lange bei Manchester United gearbeitet, aber im Nachwuchsbereich und als Assistent von Alex Ferguson. Daher glaube ich, dass er für den Abstiegskampf nicht unbedingt gemacht ist. Ich hoffe, dass Magath diese Erfahrungen, auch wenn sie schon einige Zeit zurück liegen, jetzt zugute kommen werden.
Comunioblog: Englische Medien beäugen Magath eher kritisch. Wie viel Zeit wird man ihm geben? Wird das Umfeld schnell unruhig?
Chris: Wie bereits erwähnt, Fulham wird in London kaum beachtet. Die Schlagzeilen gehören den drei Top-Teams und die Arbeiterklasse orientiert sich eher an Vereinen wie West Ham oder Millwall. Die Fans von Fulham kommen eher aus der Mittelschicht und den Vororten. Ein ruhigeres Umfeld kann man kaum finden. In der direkten Nachbarschaft spielt aktuell Chelsea um die Meisterschaft und QPR um den Wiederaufstieg in die Premier League. Daher wird der Fokus der lokalen Medien aktuell auf anderes gerichtet sein.
Comunioblog: Bei Fulham trifft Magath auf drei seiner Ex-Spieler: die Deutschen Lewis Holtby und Sascha Riether sowie den iranischen Nationalspieler Ashkan Dejagah. Welche Auswirkungen hat das für die drei?
Chris: Riether ist bei Fulham eine Bank. Genau wie früher Moritz Volz gehört er zu den Lieblingen der Fans. Er spielt solide ohne große Fehler. An seinem Stammplatz dürfte sich nichts ändern. Auch Holtby dürfte weiterhin in der Startelf stehen. Die Kreativität war lange Zeit ein großes Problem von Fulham – der junge Schweizer Kasami hat zwar viel Talent, ist aber noch zu unerfahren, um eine Mannschaft in solch einer Lage zu führen.
Ob Dejagah auch wieder Stammspieler wird? Könnte ich mir durchaus vorstellen. Die offensiven Flügel sind nicht besonders gut besetzt und hier wurde in dieser Saison viel rotiert. Dadurch, dass Magath die drei kennt, haben sie schon einen gewissen Vorsprung, da er genau weiß, was sie können. Allerdings weiß er auch, wo ihre Schwächen liegen…
Comunioblog: Gibt es sonst noch Spieler der Whites, die für Comunio England interessant sind?
Chris: Im Winter hat man Konstantinos Mitroglou von Olympiakos Piräus verpflichtet. Er hat in Champions-League-Hinrunde für viel Aufmerksamkeit gesorgt und wurde ja auch beim BVB als Nachfolger von Lewandowski gehandelt. Da er im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, spricht er deutsch und hat somit einen direkteren Draht zu Magath.
Vom VfB Stuttgart hat man William Kvist ausgeliehen, von dem ich eigentlich sehr viel halte und der dem Mittelfeld hoffentlich wieder mehr Stabilität verleihen kann. Aber bei der Benotung ist das mit den Sechsern ja so eine Sache.
Auch der neue Innenverteidiger Burn könnte eine Überraschung werden, doch hier muss man abwarten, für wen sich Magath entscheidet. Es würde mich jedoch nicht wundern, wenn auch er weiter auf das Talent setzt, das hat er ja auch in der Bundesliga immer wieder getan.
Comunioblog: Als Teammanager ist Magath Trainer und Manager zugleich.Viele kritisieren, er habe bei Schalke und Wolfsburg aufgrund seiner Transferpolitik verbrannte Erde hinterlassen. Hast Du Angst, dass dies auch jetzt passieren könnte?
Chris: Das Thema wurde ja zuletzt auch im Comunio-Forum wieder heiß diskutiert. Ich will mich da nicht genau festlegen. Magath schaut einfach, wo Handlungsbedarf besteht und kauft, für viele vermutlich blind, ein, um während der Vorbereitung zu schauen, ob einer der neuen Spieler passt oder nicht. Dass Magath ein Auge für Talente hat, ist für mich unbestritten, allerdings fallen auch viele Spieler bei ihm über Bord.
Ich habe ja bereits angesprochen, dass die Kader in England breiter besetzt sind als in Deutschland, sodass es dort vermutlich nicht ganz so sehr auffällt, wenn er 30 Spieler im Kader hat. Und durch die Tatsache, dass alle Vereine in den Händen von privaten Investoren liegen, sind die finanziellen Aspekte ohnehin ganz anders zu bewerten als in der Bundesliga.
Comunioblog: Angenommen, der Klassenerhalt gelingt: Was ist für den Fulham FC in den nächsten Jahren möglich?
Chris: Vor sechs Jahren lag man in der Halbzeitpause des 36. Spieltags mit 0:2 bei Manchester City zurück und war zu diesem Zeitpunkt rechnerisch fast abgestiegen. Doch man kämpfte sich noch einmal zurück und schaffte unter Roy Hodgson noch den Klassenerhalt. Ein Jahr später wurde die Saison auf Platz 7, der besten Platzierung der Vereinsgeschichte beendet, woraufhin man im Folgejahr das Europa-League-Finale erreichte.
An solche Erfolge mag ich jetzt noch nicht wieder denken, doch im Fußball ist alles möglich. Wenn die richtige Mischung gefunden wird, kann es sehr schnell gehen. Und dass Magath eine Mannschaft weit nach vorne bringen kann, hat er ja in Wolfsburg gezeigt. Er erinnert mich ein wenig an Brian Clough und ich würde mich freuen, wenn er mit Fulham das erreichen könnte, was Clough in den 1970er und 1980er Jahren mit Derby County und Nottingham Forest erreicht hat.
Aber jetzt fange ich schon wieder das Träumen an… wichtig ist der Klassenerhalt, danach muss man von Schritt zu Schritt denken. Ernsthafte Ambitionen, in die Top 5 der Liga vorzustoßen, gibt es bisher nicht. Hier muss man abwarten, wie sich der neue Besitzer Shahid Khan verhält und welche finanziellen Möglichkeiten er Magath zur Verfüung stellt.
Comunioblog: Vielen Dank für das Gespräch!
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