Die vorläufigen Kader aller Nationalmannschaften stehen fest. Aber wer fliegt letzten Endes wirklich mit nach Brasilien? Wir stellen euch einige Wackelkandidaten vor.
Rafael van der Vaart, Niederlande
Mit aktuell 109 Länderspielen ist Rafael van der Vaart neben Robin van Persie und Arjen Robben einer der erfahrensten Elftal-Spieler überhaupt. Der Unterschied zu van Persie und Robben ist allerdings, dass die beiden ihr WM-Ticket schon sicher haben. Van der Vaart steht zwar im vorläufigen Aufgebot, muss aber noch zittern. Denn die Leistungen des Mittelfeldspielers waren in dieser Spielzeit nicht gerade überragend. Dennoch hat Louis van Gaal den Kapitän des Hamburger SV ins vorläufige Aufgebot berufen. Denn in der niederländischen Nationalmannschaft zeigte VdV immer durchaus ansprechende Leistungen.
Zum Verhängnis könnten für van der Vaart zwei Dinge werden: Zum einen stellt van Gaal nach der schweren Verletzung von Kevin Strootman das System komplett auf 5-3-2 um, zum anderen ist van Gaal einer, der sich nicht vor harten Entscheidungen sträubt und den ultimativen Schnitt in der Elftal vollziehen könnte. Denn in der Dreierreihe im Mittelfeld ist Daley Blind gesetzt. Zudem präsentierte sich Jordie Clasie im Testspiel gegen Ecuador in starker Form und spielte einen Traumpass zum 1:1 auf van Persie. Bisher hielt es van Gaal so, dass die defensiveren Parts im Mittelfeld besetzt waren und er auf der Zehn immer zwischen van der Vaart und Sneijder wechselte. Beide sind bereits über ihrem Zenit, beide können der enorm jungen Elftal aber weiterhin helfen. Sollte van Gaal aber den völligen Schnitt vollziehen, würde sich Sneijder mit dem jungen Wijnaldum abwechseln.
Antonio Cassano, Italien
Die ganze Karriere von Cassano war im Grunde ein auf und ab. Er zeigte immer wieder, was für ein toller Fußballer er ist, glänzte aber auch mit privaten Eskapaden neben dem Platz. Seit der EM 2012 stand Cassano nicht mehr im Aufgebot der Azzurri. Er war nach durchwachsenen Leistungen bei Inter Mailand aus dem Fokus gerückt. Andere, jüngere Spieler, bekamen eine Chance und nutzten diese auch. Doch dann kam eine starke Rückrunde für Cassano mit seinem neuen Verein FC Parma. Insgesamt schoss er in 32 Spielen für Parma zwölf Treffer.
Deswegen berief ihn Nationaltrainer Cesare Prandelli wieder ins vorläufige Aufgebot. Ob Cassano aber wirklich mit nach Brasilien fliegt, ist ungewiss. Schließlich bieten sich Prandelli, der traditionell eher auf eine massierte und gut organisierte Defensive als auf eine überragende Offensive setzt, im Angriff mehrere Optionen. Balotelli dürfte gesetzt sein. Auch Guiseppe Rossi wurde trotz langer Knieverletzung nominiert. Mit Immobile steht zudem der Torschützenkönig der Serie A im Aufgebot und außerdem bietet sich Prandelli mit Insigne vom SSC Neapel ein ähnlicher Spielertyp an, der aber wesentlich jünger ist.
Lars Bender, Deutschland
So richtig gut lief die Saison für Lars Bender im Trikot von Bayer 04 Leverkusen nicht. Nur 85 Comunio-Punkte konnte der defensive Mittelfeldspieler sammeln. Für den vielseitig einsetzbaren Bender sicherlich eine Enttäuschung. Dennoch wurde er, im Gegensatz zu seinem Bruder Sven, für das vorläufige Aufgebot der DFB-Elf nominiert. Aber ob Lars Bender auch mit nach Brasilien fliegt, ist bei dem großen Angebot auf der Sechser Position noch fraglich. Denn immerhin wurde auch der nach langer Verletzung genesene Khedira nominiert. Zudem scheinen Schweinsteiger und Kroos im Mittelfeld gesetzt. Und mit Philipp Lahm bietet sich nach der vergangenen Bundesliga-Spielzeit noch eine weitere Option.
Ein Zeichen dafür, dass Bender eventuell in Deutschland bleiben muss, ist auch die Nach-Nominierung des jungen Kramer. Denn dieser stand zunächst nicht im vorläufigen Aufgebot. Offenbar überzeugte der Spieler von Borussia Mönchengladbach aber DFB-Trainer Joachim Löw im Training und der Testspiel-Partie gegen Polen. Das Angebot ist groß und Bender lieferte keine überragende Saison ab. Er könnte also noch aus dem vorläufigen DFB-Aufgebot gestrichen werden.
Radamel Falcao, Kolumbien
Er ist zweifelsfrei der große Superstar der kolumbianischen Nationalmannschaft: Radamel Falcao. Für rund 50 Millionen Euro wechselte der Stürmer vor der laufenden Spielzeit zur AS Monaco, soll dort kolportierte 14 Millionen Euro pro Jahr verdienen. In bisher 17 Spielen für Monaco konnte er auch annehmbare neun Treffer erzielen. Seine Quote bei Atletico Madrid war zuvor unlängst eindrucksvoller. In 68 Spielen traf er 52 Mal. Und auch in der kolumbianischen Nationalmannschaft zeigte sich das Kraftpaket treffsicher. 20 Tore in 49 Auftritten lassen sich durchaus sehen.
Am 22. Januar dieses Jahres im Coupe de France-Spiel gegen Monts d’Or Azergues Foot dann der große Schock: Kreuzbandriss! WM-Aus? Zumindest ist die Teilnahme Falcaos zweifelhaft. Der Angreifer steht im vorläufigen Angebot, könnte auch angeschlagen mit nach Brasilien fliegen und dann erst zum Ende der Gruppenphase oder in einem möglichen K.o.-Spiel antreten. „Ich weiß noch nicht, ob ich rechtzeitig fit werde“, sagte er dem französischen TV-Sender „Canal+“. Er fügte aber direkt hinzu: „Mir geht es schon deutlich besser, mein Knie wird besser uns besser. Ich habe weiterhin das Ziel, bei der WM dabei zu sein.“ Falcao konnte immerhin wieder beim Mannschaftstraining von Monaco teilnehmen. Und selbst ohne Falcao könnte Kolumbien die Gruppe mit Griechenland, Japan und der Elfenbeinküste überstehen.