Die WM ist viel mehr als ein bloßes Turnier. Diktatoren, göttliche Hände und nicht gegebene Tore haben sich in die Gedächtnisse der Fußball-Fans eingebrannt.
Französische Rebellion: Noch gar nicht so lange her – aber nicht minder skandalös. Alles begann mit der zweiten Vorrundenpartie gegen Mexiko (0:2) bei der WM in Südafrika.
Nicolas Anelka beleidigte Coach Raymond Domenech in der Halbzeit im übertragenen Sinne wie folgt: „Führe den Analverkehr doch bitte mit Dir selber durch, Du Sohn einer Prostituierten.“ Domenech wechselte den aufmüpfigen Angreifer daraufhin selbstverständlich aus.
Die Situation eskalierte, als der französische Verband (FFF) davon Wind bekam. Zwar entschuldigte sich Anelka, doch der Präsident des FFF, Jean-Pierre Escalettes, suspendierte ihn. Damit war aber noch lange nicht genug. Die Mannschaft solidarisierte sich mit Anelka und verweigerte zwei Tage vor der Partie gegen Südafrika das Training.
Auch diese gestaltete der einst so stolze Welt- und Europameister nicht erfolgreich. Bereits nach der Vorrunde strich die Equipe Tricolore die Segel. Im eigenen Land war aber noch lange nicht Schluss. Der Skandal zog seine Kreise bis in die höchsten Sphären der französischen Politik. Sogar ein eigener Wikipedia-Eintrag ist den Franzosen sicher: Das „Fiasko von Knysna“.
Schiedsrichter 2002: Es wird wohl nie bewiesen werden können, dass Südkorea 2002 im eigenen Land bevorzugt wurde. Doch wer sich die Bilder vom Achtelfinale zwischen dem Gastgeber und den Italienern anschaut, kann zumindestens auf den Gedanken kommen, dass nicht alles mit rechten Dingen zu ging.
Schiedsrichter der Partie war der Ecuadorianer Byron Moreno. Er schickte Francesco Totti wegen einer angeblichen Schwalbe vom Platz, dazu erkannte er einen regulären Treffer der Tifosi in der Verlängerung nicht an. Lächerliche Abseits- und Freistoßentscheidungen inklusive. Doch damit nicht genug: Auch das Spiel der Südkoreaner gegen Spanien im WM-Viertelfinale quillt nur so von fragwürdigen Entscheidungen über.
Übrigens: Referee Moreno wurde 2010 mit sechs Kilogramm Heroin am John-F.-Kennedy-Airport in New York hochgenommen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Anleitung: Wer sich nicht an die Szenen erinnern kann – bitte bei einem großen Videoportal die Begriffe „Scandal“ und „World Cup 2002“ eingeben.
Argentinien 1978: Die Ausgangslage war klar. Argentinien muss mit vier Toren Differenz gegen Peru gewinnen, um das WM-Finale im eigenen Land zu erreichen.
Die Gäste kämpften tapfer, die Albiceleste fand keinen Weg durch die dicht gestaffelte Defensive. Doch auf einmal, in der Geschwindigkeit einer heutigen Online-Überweisung, brach Peru in sich zusammen. Keine Zweikämpfe mehr, von intensiven Läufen ganz zu schweigen. Argentinien gewann die entscheidende Partie letztendlich mit 6:0.
Was war passiert? Nun, bis heute gibt es keine Beweise dafür, dass das Spiel geschoben wurde.
Dennoch ein paar Anmerkungen: Erzfeind Brasilien, der mit Argentinien um den Einzug ins Endspiel kämpfte, musste nicht wie üblich zeitgleich ran, sondern absolvierte seine Partie gegen Polen bereits im Vorlauf. Somit wussten die Argentinier genau, dass ein Sieg mit vier Toren Unterschied her musste.
Auch berichteten peruanischer Spieler davon, dass ihre Gegenüber gedopt waren: „Man musste ihnen nur in die Augen sehen. Große, weit aufgerissene Augen“, erzählt Jaime Duarte, Ex-Nationalspieler Perus.
Am schwersten wiegt aber sicherlich der Eingriff des argentinischen Regimes. 50 Millionen Dollar, dazu ein Haufen Rohstoffe, soll es gekostet haben, die eigene Mannschaft ins Finale zu bringen.
Wembley 1966: Der Klassiker in der WM-Geschichte. Doch war es überhaupt ein Skandal per Defintion? Laut Duden ist ein Skandal ein „Geschehen, das Anstoß und Aufsehen erregt“.
In diesem Fall ist der krasse Fehler des Linienrichters im Endspiel 1966 zwischen Deutschland und England durchaus als ein solcher zu definieren. Das eigentliche Problem ist doch, dass sich 44 Jahre später die Geschichte wiederholt hat.
Den Engländern wurde im WM-Achtelfinale ein klares Tor aberkannt, welches mit der richtigen Technik für keinerlei Aufsehen gesorgt hätte.
Zum Glück reagierten die eigentlich in ihren Stühlen und Strukturen festklebenden Fifa-Funktionäre. Eine Torlinientechnik für das Turnier in Brasilien ist installiert.
Die Hand Gottes: Kein anderer Fußballer war 1986 auch nur annähernd so gut wie Diego Armando Maradona. Wohl kein Spieler prägte eine Weltmeisterschaft derart wie der damals 26-Jährige.
Das vom Falklandkrieg überschattete Viertelfinale zwischen Argentinien und England war in gewisser Weise eine Biographie, ein Abbild des Maradona.
Da war sein erster Treffer, den er regelwidrig und absichtlich mit seiner Hand an Englands Keeper Peter Shilton vorbeischlingelte. Die Engländer protestierten, doch vergeblich.
Nachdem Spiel kommentierte Maradona selbst: „Es war ein bisschen die Hand Gottes und ein bisschen Maradonas Kopf.“
Da war aber auch sein zweites Tor, bei dem Maradona von der Mittellinie ausgehend fast die gesamte Mannschaft der Three Lions auseinander nahm und das Fifa „WM-Tor des Jahrhunderts“ erzielte.
Genie und Wahnsinn lagen in diesem Spiel genau drei Minuten auseinander.