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Bayern wollte ihn, er wollte zu Bayern, doch am Ende bekam Hoffenheim den Zuschlag für das Defensiv-Juwel aus den USA. Was taugt der 18-Jährige bei Comunio?
Position
Justin Che ist ein so genannter Defensiv-Spezialist. Der Rechtsfuß kam in seiner bisherigen Karriere als Innenverteidiger und Rechtsverteidiger zum Einsatz. „Justin ist ein sehr talentierter Spieler, der in der Defensive variabel eingesetzt werden kann und durch seine Schnelligkeit und seine Fertigkeiten am Ball besticht“, sagte Direktor Profifußball Alexander Rosen bei seiner Verpflichtung.
Es deutet vieles darauf hin, dass der 18-Jährige eher für die rechte Seite vorgesehen ist, weil er dort zuletzt meist gespielt hat und es hier bei Hoffenheim bessere Möglichkeiten für ihn gibt.
Bisherige Karriere
Der in Texas geborene Che, der aufgrund seiner Eltern auch für Russland und Kamerun spielen könnte, wurde beim FC Dallas und dessen Farmteam North Texas Soccer Club an den Profifußball herangeführt. Nach einem ersten Profijahr in der 3. US-Liga wurde Che 2020/21 zum FC Bayern München verliehen. Dort kam er in der letzten Saison in der Drittliga-Reserve zwar nur auf acht Einsätze, hinterließ aber so einen guten Eindruck, dass ihn Bayern direkt verpflichten wollte.
Dallas wollte seinen Schützling aber erst einmal zurück und so debütierte er im Sommer in der Major League Soccer an der Seite von Augsburgs Ricardo Pepi. Diese 15 Auftritte (3 Assists) reichten für eine Nominierung für die US-Nationalmannschaft, wo Che im vergangenen Dezember aber nur auf der Bank saß. Bayern war wollte nun erneut zuschlagen, Che nicht abgeneigt, doch offenbar waren Angebot und/oder Perspektive bei Hoffenheim nun besser. Che wird bis 2023 zunächst ausgeliehen – Kaufoption inklusive.
Einstiegsmarktwert
Zwei Millionen. Für einen externen Neuzugang, der obendrein noch US-Nationalspieler ist, darf man das als moderat bezeichnen. Stammplatzkonkurrenten wie Stefan Posch oder Kevin Akpoguma kosten derzeit fast genau so viel.
Situation
Neben den „extrem vielversprechenden Anlagen des Spielers“ hätten die „hochattraktiven Konditionen zum aktuellen Zeitpunkt“ den Transfer abgerundet, so heißt es in der Pressemitteilung der Hoffenheimer. Fakt ist, dass Che zum einen ein polyvalenter Spieler ist, der durch Zweikampfführung, Technik, Spieleröffnung und einer beeindruckenden Ruhe am Ball besticht. Ein Gesamtpaket, dass besser kaum sein könnte bei einem 18-Jährigen, der zusätzlich noch den für deutsche Klubs so hoch attraktive US-Markt öffnet.
Auch die Eingewöhnung dürfte nicht allzu schwer fallen. Che war bereits ein Jahr in Deutschland und hat Großeltern aus Mannheim, er spricht bereits fließend deutsch. Stellt sich nur die Frage nach den kurzfristigen Perspektiven. In der Innenverteidigung ist die TSG mit Florian Grillitsch, Stefan Posch, Kevin Vogt, Chris Richards und Benjamin Hübner exzellent besetzt. Hier dürfte es schwierig werden.
Interessanter ist es auf der rechten Abwehrseite, wo Pavel Kaderabek „bis auf Weiteres“ ausfällt. Kevin Akpoguma hat hier sicher nicht seine Idealposition. Hier könnte Che möglicherweise in die erste Elf finden.
Marktwertentwicklung
Ein gewisser Hype kann diese Personalie schon auslösen, doch die Ernüchterung wird schnell kommen, wenn Che in den nächsten Wochen vielleicht noch nicht im Kader steht oder zum Bankdrücker wird. Denn hat er zuletzt im Oktober ein Pflichtspiel absolviert. Die Wettkampfpraxis fehlt, das Niveau der Bundesliga kennt er auch noch nicht. Mittelfristig – bis spätestens zur neuen Saison ist er aber eine enorm interessante Personalie, mit der sich auch Marktwertgewinne erwirtschaften sollten. Schließlich verlässt auch Florian Grillitsch die TSG.
Sollte sich Che schon in dieser Saison in der Startelf etablieren, dann wäre wir überrascht. Dass wir ihn schon hier und da als Joker sehen, ist hingegen wahrscheinlich. Wer hier nach einem kurzen Tief nicht nervös wird, kann kaum was verlieren. Che hat das Potenzial zu einem Top-Bundesliga-Spieler.