Kurz vor dem Viertelfinale geht im Campo Bahia eine kleine Grippewelle um – Rio ist trotzdem fest im Blick. Dazu: Gibt es bald den vierten Einwechselspieler?
Scheißgrippe!: Ungünstiger kann eine seichte Epidemie nicht kommen. Nachdem am vergangenen Montag bereits Mats Hummels aufgrund einer Erkältung aussetzte, plagen sich laut „Bild“ gleich sieben Spieler mit Grippesymptomen herum.
Wer diese sieben DFB-Kicker sind, wird allerdings nicht spezifiziert. Torwarttrainer Andreas Köpke sprach am Mittwoch lediglich davon, dass es nun auch Christoph Kramer erwischt habe. Leichter Schüttelfrost lautete die Diagnose.
Thomas Müller hat seine kleine Erkältung wohl schon ausgestanden, auch er stand für die Partie gegen Algerien kurzzeitig auf der Kippe.
Wollen wir einfach hoffen, dass die viele Reiserei, die verschiedenen Klimazonen und die Klimaanlagen es gut mit unseren Jungs meinen. Sonst hilft ja auch ein Actimel.
Vierter Auswechselspieler: Kommt nach der Torlinientechnologie bald die nächste größere Regeländerung? Aufgrund der vielen kräftezehrenden Verlängerungen in Brasilien überlegt die „Technical Study Group“ (TSG) der FIFA darüber nach, in der Overtime einen vierten Einwechselspieler in die Partie bringen zu können.
Eine durchaus sinnvolle Optionen, denkt man nur an die vielen Unterbrechungen und Auswechslungen in Brasilien, weil die Körper der Spieler nach einer fast elfmonatigen Saison nicht mehr die frischsten sind.
Darüber hinaus ergäbe sich für den jeweiligen Trainer die Möglichkeit, auch zu einer späteren Zeit Veränderungen vorzunehmen oder auf Unwägbarkeiten zu reagieren.
Müller reflektiert: Zeit seiner Karriere schafft es Thomas Müller, weichgespülten und vorgekauten Aussagen aus dem Weg zu gehen. Die Antworten des Bayers sind meist durchzogen von feiner Ironie, auch hat ihm das Medientraining nicht seiner Schlagfertigkeit und Spontanität beraubt.
Nach der schwierigen, aber erfolgreich gestalteten Partie gegen Algerien ließ sich Müller es nicht nehmen, die Situation mit seinen eigenen Worten zu umschreiben.
Zwar könne er nachvollziehen, dass nach dem Achtelfinale vor allem die erste Halbzeit kritisiert würde, „doch ich mag diesen Ausblick nicht, dass wir gegen Frankreich eh keine Chance haben. Es herrscht eine Stimmung, als ginge der Weltfußball unter. Wenn die Italiener ein Spiel so gewinnen würden, hieße es: Was sind das für clevere Hunde!“
Ganz Unrecht hat er nicht. Natürlich agierte die Nationalmannschaft am Montag unter ihren Möglichkeiten. Dass es trotzdem zum Viertelfinaleinzug gereicht hat, zeugt allerdings von der Klasse, die in der Truppe steckt.
Oder etwa nicht?
Schlechte Stimmung?: Wie schon bei den vorherigen vier Spielen üblich, reiste der DFB-Tross zwei Tage vor der Partie an den Spielort. Am späten Mittwochabend trafen Lahm und Co. in Rio de Janeiro ein, danach ging es zügig ins Mannschaftshotel „Radisson Atlantica“.
Auch der Tag vor dem Viertelfinale ist komplett choreographiert. Joachim Löw und Toni Kroos sind auf der Abschlusspressekonferenz, dazu gibt es das obligatorische Abschlusstraining im Maracana.
Doch trotz der Vorfreunde auf den Klassiker: Irgendwie ist die Stimmung rund um die Nationalmannschaft schwer zu greifen.
Anders als bei den vorangegangen Turnieren ist der Großteil der Berichterstattung negativ angehaucht. Die Diskussion ob des Einsatzgebietes des Kapitäns, die (angebliche) Sturheit des Bundestrainers und der für die Medien zu unbefriedigende Sieg über Algerien bestimmen den Pressespiegel.
Ganz im Duktus Per Mertesackers kann die Frage gestellt werden, „wat“ eigentlich gewollt wird. Keine Nation hat bislang alles überrannt, zudem ist das DFB-Team noch immer im Turnier. Fakten, die vor einigen Jahren noch ohne zu Murren unterschrieben worden wären.
Dabei liegt die gestiegene Erwartungshaltung in der Natur der Sache: Wer eine solch talentierte und begabte Truppe um sich hat, muss sich über den Titel und seine Leistungen definieren.
Allerdings sind die Spieler nach einem erfolgreich (!) absolvierten Achtelfinale niemandem etwas schuldig.
Die Online-Redaktion des „11Freunde“-Magazins kommentierte diese Tage treffend, dass Fußball noch immer ein Sport sei, der sich in erster Linie über Sieg oder Niederlage definiert- und nicht über den Unterhaltungsanspruch der Öffentlichkeit.
Sie haben Recht.