Wir waren beim Testspiel zwischen Bayer 04 Leverkusen und Alemannia Aachen. Toprak und Kruse feierten ihr Comeback. Aber sonst? Die Erkenntnisse vom letzten Test der Werkself.
Nach dem letzten Testspiel von Bayer 04 Leverkusen auf dem Aachener Tivoli waren die Gesichter lang bei den Spielern und Trainern der Werkself. „Wir können nicht zufrieden sein. Wir müssen einen anderen Anspruch haben und uns anders präsentieren“, sagte beispielsweise Bayer-Trainer Roger Schmidt in den Katakomben des Tivolis.
Der Anspruch? Das ist mindestens das Erreichen der Qualifikationsrunde zur Champions League. Die Wirklichkeit sah beim Regionalligisten aus Aachen anders aus. Nach druckvollen ersten 20 Minuten verfiel die Werkself beinahe in einen Trott. Aachen ging – zu dem Zeitpunkt – überraschend in Führung und verdiente sich im Laufe der zweiten Halbzeit den knappen Vorsprung sogar. Wir liefern die wichtigsten Erkenntnisse vom letzten Test des Bundesligisten.
Son stark und beweglich – Calhanoglu noch blass
Erfreulich war vor allem aus Sicht von Bayer 04, dass Ömer Toprak in der Innenverteidigung sein Comeback feiern konnte. Er zeigte gemeinsam mit Spahic in der ersten Halbzeit eine starke Leistung. Ebenso wie Heung-Min Song. Der 22-Jährige war immer in Bewegung, forderte viele Bäle und war beinahe überall zu finden. Zudem waren seine Dribblings unnachahmlich. Er ließ im Gegensatz zu seinem Offensivkollegen Hakan Calhanoglu immer wieder einige Aachener stehen. Die Frühform von Son lässt auf eine kommende starke Saison hoffen.
Calhanoglu hingegen blieb gegen den Regionalligisten blass. Der Deutsch-Türke verlor vorne links häufig die Kugel gegen den Aachener Rechtsverteidiger. Auch seine Standard-Situationen waren nicht sehr gefährlich. Bei Calhanoglu bleibt also noch Luft nach oben. Son gefiel bei der Werkself am besten. Denn Kießling, der erst in der zweiten Halbzeit ins Spiel kam, hing völlig in der Luft und Drmic… Nun ja, der hatte zwar die beiden besten Leverkusen-Chancen in der ersten Halbzeit, scheiterte aber beide Male am Aachen-Keeper Frederic Löhe, weil er viel zu lässig mit den Chancen umging, die er bekam.
Allerdings konnte man auch sehen, dass Leverkusen – wenn einmal das Tempo angezogen wurde – gefällig nach vorne spielte. Die neue offensive Ausrichtung zeigte also durchaus seine Wirkung. Auch ließ Leverkusen nicht wirklich viele Chancen zu. Doch gegen einen Regionalligisten, auch wenn dieser bereits in einer Woche in die Saison einsteigt und damit viel weiter in der Vorbereitung ist, muss einfach mehr kommen. Erschreckend war, dass in der zweiten Halbzeit beinahe nichts mehr von Leverkusen zu sehen war.
Neben dem Toprak-Comeback konnte auch der Australier Robbie Kruse nach langer Verletzung endlich wieder spielen. Einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte Kruse in den wenigen Minuten allerdings nicht. Empfehlen wollte sich bei der Werkself auch der junge Südkoreaner Seung-Woo Ryu. Sein Eindruck war sicher bleibend. Doch der Einsatz des 20-Jährigen ging gehörig in die Hose. Zuerst beschwerte sich Ryu bei jeder erdenklichen Gelegenheit beim Schiedsrichter, dann erzielte er sehenswert den 1:1-Ausgleich. Nur wenige Minuten später foulte er im Mittelfeld rüde und ließ sich zu einem Kopfstoß hinreissen.
Ryu flug mit Rot vom Platz und wird nun für drei Testspiele gesperrt. „Er wurde provoziert, aber das sind die Momente, in denen man sich im Griff haben muss“, findet Roger Schmidt.
Das Fazit von Schmidt fiel jedenfalls nicht sehr positiv aus: „Wir haben zu viel quer- und zurückgespielt. Damit kann man niemanden erschrecken.“ Und auch Rudi Völler polterte nach den 90 Minuten: „Das war heute zu wenig und wir sollten nicht alles auf die Müdigkeit schieben. Das wäre zu billig.“ Bayer 04 Leverkusen hat noch viel zu tun bis zum Saisonstart. Einige Lichtblicke sind allerdings bereits jetzt zu erkennen.