Huub Stevens‘ (erneutes) Debüt mit dem VfB Stuttgart liegt hinter dem Niederländer. Der 4:1-Auswärtserfolg in Freiburg stellt einen positiven Auftakt der zweiten Amtszeit des Knurrers bei den Schwaben dar, doch wie geht es weiter in den Personalplanungen von Stevens? Wir schauen uns die einzelnen Mannschaftsteile an und wagen einige Prognosen.
Tor: Armin Veh entschied sich nach dem 2:2-Unentschieden gegen den BVB zu einem Torwartwechsel und machte sich im Fanlager des VfB damit eher wenig Freunde. Sven Ulreich stellt nicht nur den Publikumsliebling Nummer eins im Ländle dar, Konkurrent Thorsten Kirschbaum gab in seinen Auftritten zusätzlich meist eher unglückliche Figuren ab.
Vor der Partie gegen den SC Freiburg gab sich Stevens in der Torwartfrage zwar noch geheimnisvoll („lasst Euch überraschen“), entschied sich dann aber doch genau so, wie es eigentlich Jeder erwartet hatte: Ulreich begann zwischen den Pfosten, Kirschbaum saß draußen – wie es auch schon während Stevens‘ Amtszeit in der letzten Saison der Fall war. Und auch wenn Ulreichs Leistung gegen den SC eher nicht überzeugend war (Sportal-Note 4), dürfte diese Rangordnung konstant Bestand haben. Unantastbar ist Ulreich auch unter Stevens nicht, um seinen Platz kämpfen muss er aktuell allerdings auch nicht.
Verteidigung: Dreier- oder Fünferketten wird es unter Stevens vorerst genau so wenig geben wie unter Veh. Auch de Niederländer setzt beim VfB auf ein flexibles 4-2-3-1-System. In seiner Abwehrreihe nahm der Knurrer gegenüber Vehs Formation am Wochenende zuvor gegen Augsburg keine Änderungen vor. Mit Daniel Schwaab fehlte einer der Veh-Stammspieler zwar noch gesperrt und auch Georg Niedermeier war verletzungsbedingt gegen Freiburg noch keine Option für die erste Elf, nach der soliden Leistung gegen die Breisgauer werden sich Florian Klein, Timo Baumgartl, Antonio Rüdiger und Adam Hlousek aber wohl erneut in dieser Zusammensetzung beweisen dürfen.
Interessant könnten derweil Stevens‘ Überlegungen bezüglich der Linksverteidigerposition bei den Stuttgartern werden. Bislang war dieser Posten als eine der größten Schwachstellen des VfB bekannt, weder Hlousek, noch Gotoku Sakai oder Konstantin Rausch konnten dort bislang überzeugen. Veh testete sogar die Variante mit Rechtsverteidiger Klein auf der Gegenseite.
Gegen Freiburg war von einer Skepsis gegenüber den Stuttgarter Linksverteidigern allerdings nichts zu spüren. Hlousek spielte nicht nur durch, er beendete das Spiel sogar als linker Mittelfeldspieler mit Rausch (Linksverteidiger) und Sakai (defensives Mittelfeld) zusammen. Ob und wie genau Stevens diesen Trend fortsetzen will, bleibt abzuwarten.
Mittelfeld: Mit Carlos Gruezo, Timo Werner und Sercan Sararer stellte Stevens gleich drei neue Akteure im Stuttgarter Fünfermittelfeld auf. Gruezo und Sararer profitierten bei dieser Entscheidung zwar von einigen anderen Umständen (Sperre von Oriol Romeu und Zurückversetzung von Martin Harnik in die Spitze), dennoch dürften alle drei Neulinge durchaus Eigenwerbung betrieben haben.
Während Sararer, der in der Vorsaison unter Stevens noch überhaupt keine Rolle spielte, vor allem kämpferisch auffiel, trugen sich Gruezo und Werner beide als Torschützen auf dem Statistikbogen ein.
Romeus direkte Rückkehr in die Startaufstellung der Schwaben erscheint daher aktuell eher unwahrscheinlich – zumal Stevens bereits in der letzten Saison konstant auf den jungen Ecuadorianer setzte.
Während Alexandru Maxim gegen Freiburg die kompletten 90 Minuten auf der Bank saß, sollte (spätestens) die Rückkehr von Daniel Didavi wieder für eine Rotation im VfB-Mittelfeld führen, der sowohl Moritz Leitner, als auch Werner oder Sararer zum Opfer falllen könnten Dass dieser allerdings noch in der Hinrunde gelingt, ist derzeit eher unwahrscheinlich.
Sturm: Zwei Tore erzielt, eine Rote Karte herausgeholt – Martin Harniks Rückkehr ins Sturmzentrum hätte kaum besser laufen können (Sportal-Note 1,5). Gegen Schalke wird Stevens daher wohl auch nicht von dieser Entscheidung abrücken. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der VfB mit Daniel Ginczek, Vedad Ibisevic und Mo Abdellaoue (beide derzeit noch verletzt) gleich drei Mittelstürmer in der Hinterhand hat. Auch namentlich nicht gerade schlecht für einen Verein, der in dieser Woche noch die Rote Laterne trug. Schon im letzten Jahr hatte Ibisevic bei Stevens einen schweren Stand. Dass dies in Ginczeks Fall anders ist, ist nicht vorausgesetzt – zumal dieser als Konterstürmer nur bedingt in das Spielsystem des VfB passt.
Trotz allem ist die Anzahl an möglichen Sturmspitzen (auch Werner ist ein potenzieller Neuner) für Stevens in erster Linie mal ein Luxusproblem, das sich so mancher anderer Trainer wohl wünschen würde – auch wenn Ibisevic und Co. in dieser Spielzeit bislang praktisch noch überhaupt nicht positiv auf sich aufmerksam machen konnten. Da der beste Stuttgarter Torschütze in Person von Harnik im Sturm bislang deutlich bessere Leistungen erbringen konnte als auf dem Flügel, ist es derzeit schwer Argumente gegen den Österreicher im Angriff vorzubringen. Einen automatischen Plaz auf der Bank für seine Sturmkollegen muss dies jedoch auch nicht zwingend bedeuten – mit einem läuferisch starken Stürmer wie Harnik ist schließlich auch ein System mit zwei Spitzen denkbar.