Im HSV-Trainingslager in Harsewinkel stellte sich Neuzugang Emir Spahic heute Mittag den Fragen der Journalisten. Comunioblog war mit dabei. Der Bosnier gab dabei Auskunft über seine Rolle beim HSV, sein Image und sein Talent für Sprachen.
Heute Mittag, kurz vor dem Ende der ersten Trainingseinheit: Zwei HSV-Spieler diskutieren lautstark nach einer vergebenen Chance im Trainingsspiel. Emir Spahic kommt von hinten und ruft: „Weiter, weiter Jungs!“ Sofort kehrt Ruhe ein.
Eine Situation, die es wohl tagtäglich im Training zu beobachten gibt, und daher eigentlich nichts Besonderes ist. Und trotzdem sagt sie einiges über die Hierarchie im HSV-Team aus. Emir Spahic, der 34-jährige, mit allen Wassern gewaschene Innenverteidiger, ist der neue Chef in Hamburg.
Zwei Stunden nach der Trainingseinheit nimmt sich der Ex-Leverkusener Zeit für die Journalisten. Der Eindruck, den er dort von sich vermittelt, passt so gar nicht zu dem Bild, das viele von ihm nach seiner Prügelattacke gegen einen Leverkusener Ordner haben. Der Bosnier ist freundlich, lacht oft und spricht zudem sehr gut Deutsch. Comunioblog fasst seine Aussagen zusammen.
Emir Spahic über…
…seine ersten Wochen beim HSV:
„Ich kannte schon vor meinem Wechsel sehr viele Leute hier. Eine große Rolle während meiner ersten Tage haben Bruno Labbadia und Peter Knäbel gespielt. Sie haben mir sehr geholfen, mich hier zurecht zu finden.“
…seine Rolle als Führungsspieler:
„Wir haben viele junge Spieler, denen ich helfen möchte. Ich versuche, immer hundertprozentig an ihrer Seite zu stehen, damit sie im entscheidenden Moment die richtige Entscheidung treffen. Meine Erfahrung hilft mir dabei natürlich sehr. Klar ist, dass diese Rolle aber alles andere als spaßig ist. Ich muss diese Rolle leben und das ist nicht immer einfach. Wenn ich einen Fehler mache, ist das direkt ein Problem. Ich muss Verantwortung übernehmen, voran gehen und versuchen, alles im Griff zu haben.“
…sein schlechtes Image nach dem Vorfall in Leverkusen:
„Dieses Image belastet mich nicht. Aber natürlich bin ich dem HSV sehr dankbar, dass er mir die Chance gegeben und das Vertrauen geschenkt hat.“
…seine „zweite“ Chance in der Bundesliga:
„Es war sehr wichtig für mich, weiter in der Bundesliga zu spielen. Ich hatte zwei sehr gute Jahre in Leverkusen und ich finde, dass die Bundesliga eine der drei stärksten Ligen der Welt ist. Mein klares Ziel ist es jetzt, mit dem HSV eine gute Rolle in der Liga spielen.“
…den Zuspruch, den er von vielen Menschen nach seiner Suspendierung in Leverkusen erhalten hat:
„Der Zuspruch hat mir sehr gut getan. Es ist schön, wenn man in solch einem schweren Moment viele Menschen an seiner Seite hat.“
…die Rolle von Sergej Barbarez beim Wechsel zum HSV:
„Er hat eine sehr große Rolle gespielt. Segej ist wie ein großer Bruder für mich. Ich kenne ihn schon sehr lange, er war mein erster Kapitän in der bosnischen Nationalmannschaft. Und er hat mir gesagt, dass ich nach Hamburg gehen soll.“
…seinen Fitnessstand und das Niveau der Mannschaft:
„Bei hundert Prozent bin ich noch nicht, das ist klar. Ich bin auch oft müde, weil wir schon sehr hart arbeiten. Derzeit sehe ich mich bei ungefähr 70 Prozent. Außerdem befinden wir uns noch mitten in der Vorbereitung. Da ist klar, dass nicht alles klappt. Im Hinblick auf die neue Saison habe ich aber ein gutes Gefühl.“
…seine Zukunft in der bosnischen Nationalmannschaft:
„Ich werde weiter für die Nationalmannschaft spielen. Momentan ist unsere Situation in der WM-Qualifikation nicht so gut, aber vielleicht ergibt sich noch eine Chance. Ich bin eigentlich nach der WM zurückgetreten. Dann hatte die Mannschaft aber Probleme und ich wurde gefragt, ob ich noch einmal helfen könne. Da hat mein Herz entschieden und ich habe zugesagt.“
…sein Talent für Sprachen:
„Ich denke, es ist Teil meines Jobs, die Sprache des Landes zu lernen, in dem ich gerade spiele. Es ist wichtig für mich, dass ich mit meinen Mannschaftskollegen in der Kabine und auf dem Platz kommunizieren kann. Deswegen spreche ich inzwischen Russisch, Spanisch, Französisch, Englisch, Deutsch und Slawisch.“
…die Zimmersituation im Trainingslager:
„Ich bin alleine auf einem Zimmer. Das war schon meine ganze Karriere so, weil es sehr wichtig für mich ist, meine Ruhe zu haben. Dann kann ich auch meine eigene Musik hören. Ich höre gerne kroatische oder bosnische Lieder.“