Dietmar Beiersdorfer und Bruno Labbadia

Neue Philosophie? Zu teuer. Auf die Jugend setzen? Lieber verkaufen, das bringt Geld. Jetzt Umbruch? Immer noch zu teuer. Hat man beim HSV gelernt? Offenbar nicht. Wohin führt der Weg in diesem Jahr? Die Saisonvorschau!

Die Situation: In einer denkwürdigen Relegation schaffte der Hamburger SV mit Hängen und Würgen den Klassenerhalt. Zuvor hatte Bruno Labbadia mit zehn Punkten aus sechs Bundesliga-Spielen die Grundlage dafür gelegt, dass zumindest Platz 16 erreicht wurde. Wieder einmal ist der HSV mit seiner Misswirtschaft davongekommen.

Vor zwölf Monaten wähnte man sich auf einem guten Weg, nachdem für mehr als 30 Millionen Euro Spieler wie Valon Behrami oder Nicolai Müller eingekauft wurden. Doch die zahlreichen Neuen harmonierten nicht – auch, weil Mirko Slomka keine Zeit bekam, sie harmonieren zu lassen. Drei Trainer hat der HSV wieder verschlissen, ausgerechnet der Ex mutierte zum Retter.

Kaum einen wundert es, dass Labbadia nun bei den Wettanbietern die niedrigste Quote auf eine Entlassung hat. Aktuell hat der 48-Jährige eine Art Heldenstatus inne, doch dass Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer seine Meinung schnell ändern kann, zeigt auch die jüngste Transferpolitik.

Rüpel-Routinier statt Rohdiamant

Mit der Verpflichtung von Emir Spahic (hier im Interview mit Comunioblog) ist dem HSV zwar sportlich ein Coup gelungen, doch das kurz zuvor ausgerufene Besinnen auf die eigene Jugend wurde wieder wegen finanzieller Aspekte mit Füßen getreten. Jonathan Tah zog es anschließend für rund 7,5 Millionen Euro nach Leverkusen, wo Spahic im letzten Jahr noch spielte.

Dass direkt nach dem Klassenerhalt die Stadionuhr und das Maskottchen zu den ersten Diskussionsthemen gehörten, passt auch ins Bild. Dazu kommen die Forderungen nach mehr TV-Geldern. Es hat nicht den Anschein, als habe das Management dazugelernt – Zeit, sich dem Kader zu widmen.

Saisonvorschau FC Ingolstadt: Bundesliga-Bereicherung oder vorlauter Prügelknabe?

Das Selbstbewusstsein beim Zweitliga-Meister ist groß, der FCI sieht sich keinesfalls als Außenseiter. Doch reicht das für die Bundesliga oder überschätzen sich die Schanzer? Die Saisonvorschau!

weiterlesen...

Augemistet? Check! Verstärkt?

Rafael van der Vaart, Marcell Jansen, Heiko Westermann, Slobodan Rajkovic, Valon Behrami – einige überbezahlte Namen wurden in der Sommerpause aussortiert, sodass Platz im Kader geschaffen und vor allem der Etat erleichtert werden konnte.

Mit Spahic als Abwehrchef geht der HSV sicherlich stabiler in die Saison, doch ob Gotoku Sakai (31 Comunio-Punkte aus den letzten drei Jahren) die Außenverteidigung wirklich verstärkt, darf bezweifelt werden. In den Mittelfeldstrategen Albin Ekdal werden dagegen große Hoffnungen gesetzt – gemeinsam mit Lewis Holtby und Gojko Kacar oder Marcelo Diaz könnte der Schwede die zentrale Achse bilden.

Für den Flügel wurde Michael Gregoritsch aus Bochum verpflichtet, ein hoffnungsvolles Talent, das wiederum in Beiersdorfers ausgerufenes Konzept passt. Sven Schipplock ist ein ähnlicher Stürmertyp wie Pierre-Michel Lasogga, arbeitet jedoch ähnlich wie Ivica Olic mehr für das Team. Allerdings sind beide verletzungsanfällig.

Labbadia könnte in einem 4-3-3 agieren lassen, wobei die Zentrale ganz gut aufgestellt ist, die Außenbahnen jedoch qualitativ nicht allzu vielversprechend sind. Wichtig ist vor allem, dass aus dem Mittelfeld mehr Kreativität entwickelt wird – das Offensivspiel war im letzten jahr nicht nur das große Manko, sondern eine einzige Katastrophe.

Der Comunio-Kader des Hamburger SV im Überblick

Comunios Player to watch: Michael Gregoritsch. Neben Hamburg war auch Bayer 04 Leverkusen am 21-Jährigen interessiert, der in der letzten Saison auf 87 Comduo-Punkte für den VfL Bochum kam. Sieben Tore und vier Vorlagen gelangen dem Österreicher, davon vier Treffer und drei Assists in den letzten zehn Spielen.

Gregoritsch steht noch am Anfang seiner Entwicklung – spielerisch wie bei Comunio. Noch zeigt der Marktwertpfeil steil nach oben, noch können Manager einen Gewinn mitnehmen. Wenn Gregoritsch gut integriert wird, hat er mehr als nur Marktwertpotenzial.

Youngster to watch: Zwei junge Spieler wurden mit Gregorisch und Bahutan Altintas dazugeholt, wobei Letzterer wohl langsamer an das Team herangeführt wird. Ronny Marcos und Mohammed Gouaida sind Namen, die aus der letzten Saison bekannt sind und weitere Schritte machen können.

Zu guter Letzt bleibt Kerem Demirbay, der in Kaiserslautern zum Stammspieler reifte und nun zurückgekehrt ist. Der 22-Jährige verfügt über das Potenzial eines Bundesliga-Spielers und ist auf Sicht definitiv ein Kandidat für die Stammelf, hat allerdings im zentralen Mittelfeld eine Handvoll Konkurrenten.

Saisonvorschau SV Darmstadt 98: Comunio-Schnäppchen im Abenteuer Bundesliga
Nach 33 Jahren kehrt der SV Darmstadt 98 in die Bundesliga zurück

Nach zwei Aufstiegen in Folge ist der SV Darmstadt 98 der vielleicht größte Außenseiter aller Zeiten - und extrem günstig bei Comunio. Die Saisonvorschau!

weiterlesen...

Prognose: Dass die nächste Chaos-Saison auf den Bundesliga-Dino zukommt, ist alles andere als ausgeschlossen. Sehr viel stärker ist der Kader noch nicht geworden, und dass Bruno Labbadia in Ruhe arbeiten können wird, darf bezweifelt werden. Im Abstiegskampf war der ehemalige VfB-Coach ohnehin mehr Motivator als Taktiker.

Die Vorbereitung war gut, der überraschende Erfolg beim Telekom Cup darf und wird nicht überbewertet werden. Von Europa League oder dergleichen wird man an der Elbe zu Recht nicht mehr so schnell reden. Wenn der HSV im gesicherten Mittelfeld landet, war die Saison bereits sehr gut.

Allerdings geht es in erster Linie wieder gegen den Abstieg, der diesmal nur vermieden kann, wenn anders agiert wird als in den letzten beiden Jahren. Entrinnen kann man dem großen Sumpf nur mit einem unwahrscheinlichen Maß an Kontinuität – und vielleicht sogar einem Jahr ohne Trainerentlassung.

Transferaktivitäten:

Zugänge: Emir Spahic (vereinslos, zuletzt Bayer 04 Leverkusen), Michael Gregoritsch (VfL Bochum), Sven Schipplock (1899 Hoffenheim), Albin Ekdal (Cagliari Calcio), Gotoku Sakai (VfB Stuttgart), Andreas Hirzel (FC Vaduz), Bahutan Altintas (Bursaspor), Kerem Demirbay (1. FC Kaiserslautern, Leih-Ende), Jacques Zoua (Erciyesspor, Leih-Ende)

Abgänge: Jonathan Tah (Bayer 04 Leverkusen), Valon Behrami (FC Watford), Heiko Westermann (noch unbekannt), Marcell Jansen (Karriereende), Rafael van der Vaart (Real Betis Sevilla), Maximilian Beister (1. FSV Mainz 05), Slobodan Rajkovic (noch unbekannt), Matti Steinmann (Chemnitzer FC, Leihe), Julian Green (FC Bayern, Leih-Ende)

Du spielst noch nicht Comunio? Hier entlang – kostenlos!