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Der Klassenerhalt ist geschafft, für Julian Nagelsmann und 1899 Hoffenheim soll es nun weiter nach oben gehen. Der 29-Jährige setzt dabei auf ein breites Mittelfeld und unterschiedliche Systeme. Die Saisonvorschau.
Die Situation: Als die TSG auf einen Abstiegsplatz abrutschte und Huub Stevens das Handtuch warf, stand das Abenteuer Bundesliga auf Messers Schneide. Die Lösung lag auf der Hand: Julian Nagelsmann, damals 28 Jahre jung, war bereits für den Sommer als Cheftrainer festgelegt. Der Wurf ins kalte Wasser gelang.
Nagelsmann setzte viele junge, unbekümmerte Spieler ein, passte sein System klug den Gegnern an und entwickelte Spielfreude bei seinen Schützlingen. 23 Punkte in 14 Spielen sicherten Hoffenheim den Klassenerhalt. Am liebsten würde man im Kraichgau genauso weitermachen, doch ganz einfach wird das nicht.
Mit Kevin Volland verließ das Hoffenheimer Herz die Mannschaft, auch der Abgang von Tobias Strobl in Richtung Mönchengladbach schmerzt. Dafür wurde ein Septett an Spielern fest verpflichtet, die sofort weiterhelfen sollen – darunter Andrej Kramaric, der als Leihgabe maßgeblich am Klassenerhalt beteiligt war.
Zu den Neuen gehören auch Lukas Rupp (VfB), Kevin Vogt (Köln), Kerem Demirbay (HSV), Benjamin Hübner (Ingolstadt), Marco Terrazzino (Bochum) und einer, der an Vollands Stelle für das Toreschießen zuständig sein soll: Sandro Wagner (Darmstadt), 149 Comunio-Punkte in der vergangenen Saison. Der Konkurrenzkampf ist wesentlich größer geworden.
Experimente und Rotation wahrscheinlich
Einen echten Volland-Ersatz hat die TSG nicht gefunden. Der Kader ist breit aufgestellt, Qualität ist vor allem im Zentrum zu finden. Wie Julian Nagelsmann die beste Mischung findet, wird spannend zu verfolgen. Rotation wird dabei ein großes Thema sein.
Vergangene Rückrunde hat der Trainer mehrfach eine Dreierkette getestet – und dabei zumeist viele Gegentore kassiert. Ein 4-3-3 ist aktuell die wahrscheinlichste Formation, wobei Wagner im Sturm von Mark Uth und Andrej Kramaric unterstützt werden könnte. Im Mittelfeld konkurrieren acht Spieler um drei Plätze.
Nagelsmann studiert seine Gegner genau und versucht, die richtigen Mittel zu finden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Comunio-Manager müssen sich darauf gefasst machen, dass ihr sicher geglaubter Stammspieler plötzlich in der Startaufstellung fehlt und ständig neue Alternativen erscheinen. Genau das gibt der breite Kader auch her.
Comunios Player to watch: Nadiem Amiri. 32 Bundesliga-Spiele hat der 19-Jährige schon auf dem Buckel, unter Nagelsmann stand er immer auf dem Rasen – elfmal von Beginn an, dreimal als Joker. 70 Comunio-Punkte in insgesamt 21 bewerteten Einsätzen 2015/16 sind bereits eine sehr gute Ausbeute. Amiri soll der neue Firmino werden, sein fußballerisches Potenzial reicht sehr weit nach oben. Aufgrund einer Innenbanddehnung im Knie verpasste der Spielmacher den Start der Vorbereitung, zu Saisonbeginn könnte er langsam herangeführt werden. Danach besteht Explosionsgefahr.
Youngster to watch: Philipp Ochs. Er ist ein Ziehkind des Trainers, hat unter Nagelsmann bereits in der U-19 gespielt. Zudem ist Philipp Ochs ungemein vielseitig, kann auf dem Feld fast jede Position spielen – vom Linksverteidiger über den Spielmacher bis zum Rechtsaußen. Wie Amiri ist Ochs ein Spieler mit enormem Potenzial, Amiri ist bereits einen Schritt weiter. Den Schritt seines Teamkollegen will Ochs in der kommenden Spielzeit gehen.
Prognose: 1899 Hoffenheim ist eine der großen Wundertüten der kommenden Saison. Als Julian Nagelsmann in höchster Not übernahm, war das Ziel klar: Klassenerhalt. Dieser alleine wird 2016/17 niemanden zufriedenstellen. Doch was gibt der Kader her? Schwächung ohne Volland? Kann Wagner seine Saison in neuem Dress wiederholen? Was bringt die Breite im Mittelfeld? Am Ende stehen immer nur elf Mann auf dem Feld. Für Großes wird es nicht reichen, der Abstiegskampf sollte vermieden werden. Am wahrscheinlichsten ist eine Saison mit Ausschlägen nach oben und unten, die im Mittelfeld der Tabelle endet.
Bisherige Transferaktivitäten:
Zugänge: Andrej Kramaric (Leicester City, 10 Mio.), Lukas Rupp (VfB Stuttgart, 5 Mio.), Sandro Wagner (Darmstadt 98, 2,8 Mio.), Kerem Demirbay (HSV, 1,7 Mio.), Kevin Vogt (1. FC Köln, 1,5 Mio.), Benjamin Hübner (FC Ingolstadt, 0,8 Mio.), Marco Terrazzino (VfL Bochum, ablösefrei).
Abgänge: Kevin Volland (Bayer Leverkusen, 20 Mio.), Tobias Strobl (Borussia Mönchengladbach, ablösefrei), Jens Grahl (VfB Stuttgart, ablösefrei), Joelinton (Rapid Wien, Leihe), Russell Canouse (VfL Bochum, Leihe), Kevin Kuranyi (vereinslos)