Der Trainer und sein Anführer: Panamas Hernán Darió Gómez und Roman Torres

Foto: © imago /AgenciaEFE 
Ein kurioser Treffer im entscheidenden Qualifikationsspiel, eine dramatisch überalterte Truppe und das völlige Fehlen von internationaler Erfahrung auf höchstem Niveau. Panama ist der größtmögliche Außenseiter – oder?

Qualifikation: Am Ende einer langen Qualifikationsrunde stand das ganz große Drama: Panamas „Ausgleichstreffer“ gegen schon qualifizierte Costa Ricaner am finalen Vorrundenspieltag war ein lupenreines Phantomtor, der Ball war in einer eigentlich nicht so unübersichtlichen Situation zu keinem Zeitpunkt hinter der Linie und kullerte am Ende aus einem kleinen Gerangel am Tor vorbei. Schiedsrichter Walter Lopez entschied trotzdem auf Tor, später erzielte Román Torres noch den Siegtreffer – und dank des 1:2 der USA gegen Trinidad & Tobago im Parallelspiel darf das kleine Panama zum ersten Mal in seiner Geschichte zu einer Weltmeisterschaft fahren.

Es ist schade, dass die Leistung der Mannschaft von Teamchef Hernan Dario Gomez von diesem Skandaltor zumindest kurzzeitig überschattet wurde, denn damit geriet in den Hintergrund, dass die Mittelamerikaner beinahe die gesamte Qualifikationsrunde auf einem der ersten drei Plätze standen, die zur Reise nach Russland berechtigten.

Comunio2018-KaderZwar ist der Kader Panamas einer der günstigsten des Turniers, echte Schnäppchen findet man hier allerdings nicht: Die Spieler sind auf internationalem Niveau allesamt reichlich unerfahren, dafür aber schon mächtig in die Jahre gekommen. Wer sich einen echten Exoten in seinen Kader holen möchte, kann am ehesten bei Román Torres zuschlagen, dem die heimischen Experten etwas zutrauen.

Player to watch: Panamas Fußball hat ein Gesicht: Román Torres! Der Innenverteidiger der Seattle Sounders ist der Anführer des Teams, der emotionale Dreh- und Angelpunkt und schießt dazu noch bisweilen die wichtigen Tore – zum Beispiel das 2:1 über Costa Rica, das die Tür zur Qualifikation für Russland geöffnet hat und Torres endgültig zum Nationalhelden machte. Er ist der „Star“ dieser Mannschaft. Mit 32 Jahren gehört Torres in Panamas Seniorentruppe noch zu den jüngeren Vertretern.

Youngster to watch: Der Kader Panamas ist der älteste bei dieser Endrunde, zahlreiche wichtige Spieler sind bereits weit über 30 Jahre alt. Echte Talente, die die WM zum Durchstarten auf internationaler Ebene nutzen könnten, sucht man im Aufgebot von  Hernan Dario Gomez vergeblich. Die jungen Spieler, die auf Einsatzzeiten hoffen dürfen sind Ismael Diaz (Deportivo La Coruna II), Michael Murrillo (New York Red Bulls) und Ricardo Avila (KAA Gent). 

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Trainer: Hernán Darío Gómez hat mit Panama schon das dritte Team zu einer Weltmeisterschaft geführt. Mit Kolumbien (1998) und den wie Panama ebenfalls erstmals überhaupt qualifizierten Ecuadorianern (2002) schied „El Bollilo“ in der Vorrunde aus. Der Ansatz des Trainers ist dabei äußerst pragmatisch – und passt zu seinem Spielermaterial. „Ich werde hier nicht improvisieren oder neue Dinge auf einem Computer vorzeigen. Wir werden machen, was wir können, nicht mehr. Meiner Meinung nach wird der Fussball auf dem Platz gezeigt, und genau das wollen wir am Tag des Spiels sehen“, verriet der Kolumbianer fifa.com „Ich bin mir sicher, dass wir diesen Schritt machen werden.“

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Erfolge: Die Qualifikation für Russland ist der größte Erfolg der panamaischen Fußballgeschichte. Beim im Vergleich zu anderen Konföderationswettkämpfen eher schwach besetzten CONCACAF Gold Cup belegt man allerdings in der Regel auch vordere Plätze (2. 2013, 3. 2015), zuletzt schied man 2017 jedoch schon im Viertelfinale aus.

Kuriositäten: Man könnte tatsächlich einen Spieler Panamas aus Deutschland kennen, ob man sich aber auch außerhalb Hamburgs an ihn erinnert? Armando Cooper, 98-facher Nationalspieler Panamas, machte 2015 sieben Spiele für den FC St. Pauli, bevor der Mittelfeldspieler nach einer verspäteten Rückkehr vom Gold Cup unter nicht ganz durchsichtigen Umständen wieder freigestellt wurde und den Verein verließ. Ansonsten? Keine Deutschlanderfahrung so weit man blickt.

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Prognose: Panama ist der größtmögliche Außenseiter bei der diesjährigen WM – ohne Außenseiterchance auf ein Weiterkommen. Nur eine Handvoll Spieler ist in Europa unterwegs, keiner davon in einer der Topligen. Dazu ist die Gruppe der Südamerikaner mit England und Belgien mit zwei Viertelfinalkandidaten stark besetzt, auch Tunesien wird für Panama zu stark sein. Klare Tendenz: Alles andere als Platz vier für die Mannschaft von Teamchef Hernan Dario Gomez wäre schon eine Sensation, aber dazu wird es nicht kommen.

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