Nach mehreren schwächeren Saisons steht Aaron Hunt seit der Spielzeit 2012/2013 wieder voll im Saft. Demnächst könnte er nach zehn Jahren den SV Werder Bremen in Richtung England verlassen.
Ewiges Talent, Skandal-Nudel, Leistungsträger. Über Aaron Hunt wurde im Verlauf seiner Karriere schon viel geschrieben und gesagt. Vor allem dann, wenn es bei ihm wieder mal nicht so gut lief. Aber seit der letzten Saison, als Hunt für Werder Bremen in 28 Spielen elf Tore schoss und sechs weitere vorbereitete, haben sich die Wogen um seine Person geglättet. Und in der laufenden Saison sieht es so aus, als könne er seine Leistungen aus dem Vorjahr bestätigen.
Alle 14 bisher absolvierten Bundesliga-Spiele bestritt Hunt von Anfang an, nur zweimal wurde er ausgewechselt. Zwei Tore schoss er dabei selbst, beide per Elfmeter – beim 3:2-Sieg gegen Hannover 96 und zuletzt beim 4:4 gegen Hoffenheim. Drei weitere Tore bereitete er vor. Bei Comunio macht das aktuell 44 Punkte. Zum Vergleich: In der Saison 2012/2013 sammelte er insgesamt 131 Punkte. 2011/2012, als er mit Adduktorenbeschwerden wochenlang ausfiel, waren es am Ende nur 39 Punkte gewesen.
Hunt dreht selten das große Rad, punktet aber kontinuierlich
Seine neu gewonnene Stabilität ist es, die Aaron Hunt in dieser und der letzten Spielzeit so wertvoll für Werder Bremen macht. Und auch wenn Werder verliert, ist er meist derjenige, der trotzdem positiv auffällt, weil er sich bis zum Ende den Allerwertesten aufreißt. Was sich letztlich auch bei Comunio bemerkbar macht: Hunt punktet fast in jedem Spiel, wenn auch nicht immer im großen Stil.
Comunio – die Loser des Monats November
Zum Beispiel, als Bremen am 13. Spieltag sein Heimspiel gegen Mainz mit 2:3 verlor, und Aaron Hunt immerhin noch zwei Comunio-Punkte holte. Oder ein Spiel vorher, als Bremen auf Schalke mit 3:1 abgeschossen wurde und Aaron Hunt trotzdem sechs Punkte gutgeschrieben bekam. Oder am neunten Spieltag, als Bremen zu Hause nur ein 0:0 gegen den SC Freiburg zustande bekam, und Aaron Hunt vier Zähler einstrich. Nur, wenn Bremen richtig auf den Deckel kriegte – so zum Beispiel bei den beiden 0:3-Niederlagen gegen Wolfsburg und Frankfurt – bekam Hunt bisher Minuspunkte.
2007 drohte Hunt das frühzeitige Ende der Karriere
So verlässlich und konstant wie heute war Aaron Hunt nicht immer. Überhaupt hat sich seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit von Jahr zu Jahr gewandelt. Als Hunt 2001 in die Jugend des SV Werder wechselte, galt er als eins der vielversprechendsten deutschen Talente. Später bescheinigte ihm Manager Klaus Allofs, über dasselbe Potenzial wie Mesut Özil zu verfügen. Schon mit 17 Jahren debütierte Hunt in der Profi-Mannschaft, 2005 schoss er sein erstes Bundesliga-Tor gegen Borussia Mönchengladbach.
Doch was folgte, war nicht der steile Aufstieg, den ihm manche prophezeiten. Stattdessen machte ihm eine schier endlose Verletzungs-Odyssee einen Strich durch die Bilderbuch-Karriere: Leistenprobleme, Adduktorenbeschwerden, Muskelfaserrisse, Knieprobleme, Patellasehnenprobleme, Oberschenkelprobleme, Syndesmosebandriss, Rückenprobleme. Zeitweise wurde Hunt nur noch in der Regionalliga-Mannschaft der Bremer eingesetzt, 2007 drohte nach einer mehrmonatigen Verletzung samt Operationen an Knie und Leiste das frühzeitige Ende seiner Laufbahn.
Hinzu kam sein nicht immer leichter Charakter. 2005 soll Hunt in einer Diskothek eine Schlägerei angezettelt haben – er wurde wegen Körperverletzung angezeigt. 2006 soll er im Trikot der deutschen U21 zwei dunkelhäutige Spieler der englischen U21 rassistisch beleidigt haben – die Uefa sperrte ihn zunächst für zwei Spiele, erklärte aber wenig später seine Unschuld. Und 2008 lieferte er sich nach einem verlorenen Uefa-Cup-Spiel gegen die Glasgow Rangers in der Kabine ein Handgemenge mit seinem brasilianischen Teamkollegen Diego.
Hunt im Sommer zum FC Southampton?
Aber derlei Eskapaden sind längst Geschichte – mit 27 Jahren ist Aaron Hunt Vizekapitän bei Werder und aktuell ein verlässlicher Rückhalt für seine Mannschaft. Und das – wie es nun mal immer ist – weckt Begehrlichkeiten anderer Vereine.
Ganz aktuell kursiert das Gerücht, der FC Southampton sei an Aaron Hunt interessiert. Angeblich, so schrieb die „Syker Kreiszeitung“, das inoffizielle Sprachrohr des SVW, habe es bereits Gespräche zwischen den Saints und Hunts Beratern gegeben. Im Sommer 2014 läuft Hunts Vertrag in Bremen aus, er könnte dann ablösefrei den Verein wechseln.
Aaron Hunt, der Sohn einer englischen Mutter, hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, wie sehr ihn die Premier League reize. Vielleicht wäre es für ihn ein geeigneter Zeitpunkt, das Abenteuer zu wagen. Immerhin: So stark wie jetzt war Hunt in seiner Karriere bisher selten.