Der Niederländer Alfred Nijhuis spielte einst beim MSV Duisburg und Borussia Dortmund in der Bundesliga. Außerdem wurde der beinharte Verteidiger von Horst Köppel nach Japan geholt. Im Comunioblog-Interview spricht Nijhuis über seine jetzige Tätigkeit als Deutschland-Scout von Ajax Amsterdam, deutsche Talente und die starke Jugend von Schalke 04.

Comunioblog: Sie haben Betriebswirtschaft studiert und eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann gemacht. Erst mit 25 Jahren wurden Sie zum Fußball-Profi beim MSV Duisburg. Eine Entwicklung, die man sich heute nicht mehr vorstellen kann, oder?

Alfred Nijuis: Das stimmt, es war außergewöhnlich. Heute sind alle Talente im Visier der großen Vereine. Mit 25 gilt man da schon als erfahrener Spieler. Damals haben mich Trainer Willibert Kremer und Co-Trainer Gerd Merheim mehrmals in der damaligen Oberlig beobachtet, auf Empfehlung von meinem damaligen Trainer Bernard Dietz. Dafür bin ich ewig dankbar.

Comunioblog: Haben Sie dennoch als Scout auch ein Auge auf ältere Spieler, die den großen Durchbruch noch nicht geschafft haben?

Nijhuis: Ja, ich schaue neben der Jugend-Bundesliga auch Regionalliga, wo ebenfalls talentierte junge Spieler im Alter von 20-22 Jahren den Durchbruch noch schaffen können. Ein Beispiel ist Andre Hahn von Augsburg, der jetzt sogar Nationalspieler ist. Die Jungs sind ein großes Vorbild für andere Spieler, die noch nicht die Chance bekommen haben. Ein Kompliment für den FC Augsburg, die das gesehen haben und ihm die Chance geboten haben.

Comunioblog: Wird es für junge Spieler in der heutigen Zeit immer schwieriger, sich bei den großen Vereinen durchzusetzen oder ist es durch die vielen Nachwuchsleistungszentren einfacher geworden?

Nijhuis: Der Druck ist größer geworden für junge Spieler, weil immer früher die Talente den Durchbruch schaffen müssen. Die Bundesliga zählt zu den stärksten Ligen der Welt und ist sehr kapitalkräftig, deswegen werden auch ausländische Topspieler gekauft. Dagegen müssen viele junge Spieler ankämpfen. Toll wie zum Beispiel der FC Schalke 04 viele Talente in die erste Mannschaft einbaut. Das liegt auch daran, dass die U19 der Königsblauen zu den Topmannschaften in Europa gehört, sie stehen im Halbfinale der Youth League mit Barcelona, Real Madrid und Benfica. Und haben sogar ein Topteam wie Chelsea U19 mit 3-1 geschlagen.

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Comunioblog: In Frankfurt am Main wird ein DFB-Leistungszentrum für rund 60 Millionen Euro gebaut. Dort sollen Trainingsplätze, Ausbildungsstätten, Fitness- und Rehabilitationsgelegenheiten für alle Auswahlmannschaften des DFB gebündelt werden. Was halten Sie von diesem Vorhaben?

Nijhuis: Top! Deutschland ist kein Land, das von von der Hoffnung lebt, sondern von einer großen Überzeugung und sehr viel Ehrgeiz.

Comunioblog: In einem Interview haben Sie einmal gesagt, dass Horst Köppel Sie zu den Urawa Red Diamonds holte, weil Sie ein guter, aber günstiger Verteidiger waren. Wie findet man so einen Spieler?

Nijhuis: Wenn ich Ihnen sage, wie das damals gelaufen ist, glauben Sie mir das nicht! Ich war 31 Jahre, stand in der „Kicker“-Rangliste glaube ich auf Platz drei hinter Lothar Matthäus und Christian Wörns in der Abwehr. Urawa suchte einen Nachfolger für Guido Buchwald. Deswegen haben sie auf der „Kicker“-Rangliste nachgeschaut. Berater Wolfgang Fahrian sagte dann zu Horst Köppel: „Das ist mein Spieler!“ So ist es gelaufen.

Comunioblog: Inzwischen sind Sie Deutschland-Scout für Ajax Amsterdam. Wie kam es dazu?

Nijhuis: Ajax sieht wie die Entwicklung in den letzten Jahren in Deutschland ist, und hatte noch keinen richtigen Scout für Deutschland. Ich wohne an der Grenze, nur eine Stunde vom Ruhrgebiet entfernt. Marc Overmars hat mich dafür dann einfach gefragt.

Comunioblog: Wie kann man sich Ihre Arbeit als Deutschland-Scout vorstellen?

Nijhuis: Ich fahre 60.000 Kilometer pro Jahr und schaue pro Wochenende zwei bis drei Spiele in der Jugend-Bundesliga, bei Jugend-Nationalspielen und Sichtungsturnieren. Dann bekommt man schon langsam ein Bild, was in Deutschland passiert.

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Comunioblog: Auf welche Ligen und Spielertypen konzentrieren Sie sich bei ihrem Scouting?

Nijhuis: Vor allem auf die U17 und U19 Bundesliga. Spielertypen sind da unterschiedlich. Deutsche Toptalente bringen fast alles mit. Zum Beispiel Maximilian Arnold, Julian Brandt, Niklas Stark, Matthias Ginter oder Max Meyer. Sie müssen auf ihrer Position das bringen, was gefragt wird auf Topniveau. Bei Ajax achtet man schon auf vernünftiges Aufbauspiel, Ballannahme, Schnelligkeit. Deutsche Spieler haben fast alle eine überragende Einstellung!

Comunioblog: Welche Spieler haben Sie im Laufe ihrer Tätigkeit als Scout bereits Ajax Amsterdam empfohlen?

Nijhuis: Wir haben Marvin Höner von Arminia Bielefeld geholt. Das war reiner Zufall, weil er frei und günstig war. Marvin hat im Probetraining gezeigt, dass er eine extreme Geschwindigkeit und Torgefahr hat, dabei hat er eine phantastische Einstellung. Leider hat er momentan mit einer sehr schwierigem und langwierigem Muskelverletzung zu kämpfen. Ich bin aber davon überzeugt, dass er es schafft, weil er bei Ajax sehr viel im technischen Bereich geschult wird.

Comunioblog: Haben Sie ein paar Tipps für Comunio-Spieler, worauf man beim virtuellen Spielerkauf achten sollte, um junge Spieler vor ihrem großen Durchbruch zu erkennen?

Nijhuis: Am besten sollte man sich natürlich selber ein Bild von einem Spieler machen. Denn die reine Statistik sagt nicht alles.

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