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Bielefeld hat sich mit Janni Serra einen der besten deutschen Nachwuchsstürmer gesichert. Doch was bedeutet dieses Prädikat heute überhaupt noch? Und welches Potenzial hat er?
Position
Janni Serra ist ein klarer Mittelstürmer, der nur in äußerst seltenen Fällen in den letzten Jahren mal als Außenstürmer zum Einsatz kam. Allerdings war der heute 23-Jährige über weite Strecken seiner Jugend Innenverteidiger, wurde erst in der U17 zum Stürmer umfunktioniert. Zur Kernkompetenz des 1,93 Meter großen Hünen zählt vor allem das Kopfballspiel.
Bisherige Karriere
Serra kam in der U17 von Hannover 96 zu Borussia Dortmund, wo er unter Hannes Wolf wie bereits erwähnt zum Mittelstürmer umgeschult wurde und in den Folgejahren mit einer starken Torquote auf sich aufmerksam machte. Als 18-Jähriger legte ihn ein Kreuzbandriss fast eine gesamte Saison lahm. 2017/18 sammelte er in der BVB-Reserve und beim VfL Bochum schließlich erste Minuten im Senioren-Bereich.
Die letzten drei Jahre verbrachte Serra schließlich bei Holstein Kiel, wo er in 91 Pflichtspielen 35 Tore erzielte. Mit 13 Treffern war er 2020/21 der gefährlichste Kieler, hätte die „Störche“ mit einer nahezu Hundertprozentigen am 34. Spieltag aber bereits mit einem Bein in die Bundesliga schießen können. Im Relegations-Rückspiel gegen Köln wurden er dann – verletzungsbedingt – von seiner Mannschaft schmerzlich vermisst. Nun darf Serra aber trotzdem Bundesliga spielen, er wechselt ablösefrei nach Bielefeld.
Serra war von der U17 bis zur U21 im Sturm der deutschen Nachwuchs-Nationalteams praktisch gesetzt, doch wie viel dieses Prädikat wert ist, darüber kann man sich streiten. Ein eklatantes Nachwuchsproblem auf dieser Position wird seit Jahren auch von DFB-Seite bemängelt. In 41 U-Länderspielen erzielte Serra drei Tore.
Einstiegsmarktwert
Serra ist bekannt und deshalb mit drei Millionen auch kein Geheimtipp mehr. Teurer sind bei Bielefeld aktuell nur noch Fabian Klos, Amos Pieper und Stefan Ortega.
Situation
Andreas Voglsammer ist weg, Serra ist da. Er stellt aber keinen Eins-zu-Eins-Ersatz für den zu Union abgewanderten Stürmer dar, weil Voglsammer auch häufig über die Außen kam. Serra ist hingegen ein klarer Neuner, ein Mann für die Sturmzentrale. Möglich wäre also eine Doppelspitze mit Fabian Klos oder eine direkte Konkurrenzsituation der beiden Stürmer.
Klos hat als Kapitän und Torschützenkönig der Aufstiegssaison natürlich einen gewissen Heldenstatus in Bielefeld, dennoch blieb er in der Bundesliga mit fünf Saiosontoren doch hinter den Erwartungen. Böse Zungen könnten das auch den Terodde-Effekt nennen: Überragend in Liga zwei, maximal Mittelmaß in der Bundesliga. Zumal Klos auch nicht jünger wird mit seinen 33 Jahren kommt mit Serra nun auch noch ein Konkurrent, der ganze zehn Jahre jünger ist und demnach noch längst nicht fertig ist in seiner Entwicklung. Er hat sich langsam hochgearbeitet und ist jetzt einfach mal reif für die Beletage des deutschen Fußballs.
Marktwertentwicklung
Es gibt viele Unsicherheiten. Kann sich Serra einen Stammplatz erkämpfen oder ist er nur Backup für Klos? Wird er ein Edeljoker? Und welche Rolle wird Bielefeld in der nächsten Saison überhaupt spielen? Gerade die Stürmer waren in dieser Saison bisweilen etwas auf sich alleine gestellt da vorne drin.
Serra hat aber trotzdem das Potenzial für eine Trefferanzahl im hohen einstelligen Bereich. Bei einem günstigen Saisonverlauf kann er die aktuellen 3,5 Mio. dann auch dauerhaft halten.