Nach einer der bittersten Niederlagen der Vereinsgeschichte greift die Borussia mit breiterem Kader wieder an. Dabei hat Klopps Team seine alte Stärke offenbar wiederentdeckt.  

Die Situation: „Jetzt gehen wir in den Urlaub und dann kaufen wir ein paar Spieler, weil wir ein paar Spieler brauchen.“ Das waren die Worte Jürgen Klopps nach der 1:2-Finalniederlage gegen die Bayern. Aus dem Urlaub sind die Borussen inzwischen längst zurück, Ersatz für den scheidenden Mario Götze ist in Henrikh Mkhitaryan ebenfalls gefunden.

Zudem steht mit dem Neuzugang Pierre-Emerick Aubameyang endlich eine adäquate Alternative für Robert Lewandowski bereit. In der letzten Saison brachte die Einwechslung von Julian Schieber im Sturm häufig das Offensivspiel der Borussen zum Erliegen. Aubameyang hingegen stellte sich schon in der Vorbereitung durch sein irres Tempo als gefährliche Waffe heraus.

Im Sturm steht zudem mit dem erst 19-jährigen Marvin Ducksch das nächste Toptalent parat. Schon im Pokal deutete der gebürtige Dortmunder an, dass er eine ernsthafte Option ist.

Mit Jonas Hofmann hat der BVB auch auf der rechten Seite eine Alternative zum verletzungsanfälligen Jakub Blaszczykowski. Klopp bestand darauf, Hofmann zu halten, und schon in der Vorbereitung war der Flügelspieler nicht selten bester Mann auf dem Platz.

Dennoch bleibt die Frage, ob der Kader der Dreifachbelastung standhalten kann. Mkhitaryan verpasste nach vielversprechendem Beginn den Großteil der Vorbereitung und wird auch zum Saisonstart fehlen, genauso wie Lukasz Piszczek. Für den zusammen mit Philipp Lahm besten Rechtsverteidiger der Liga wird wohl zunächst Allrounder Kevin Großkreutz spielen, der beim BVB auf den Außenpositionen als Mädchen für alles herhalten muss.

Keine Frage, die Bank des BVB ist gut besetzt, doch vom Luxus eines FC Bayern, der fast ohne Qualitätsverlust eine B-Elf aufstellen kann, ist die Borussia noch immer weit entfernt.

Ganz ähnlich wie um die Bayern vor einem Jahr dürfte es dafür um den Gemütszustand des BVB bestellt sein. Nach dem verlorenen Finale von Wembley, dem Pokalaus gegen die Bayern und der Chancenlosigkeit im Titelrennen der vergangenen Saison sind die Dortmunder nun wieder hungrig auf Titel.

Und genau diesen Hunger braucht es in Klopps Spielsystem. „Wir wollen für alle Mannschaften wieder der unangenehmste Gegner sein, den sie haben können“, so der BVB-Coach. Dafür soll das Gegenpressing wieder so bissig und unbarmherzig umgesetzt werden wie in den Meisterjahren 2011 und 2012. Zuletzt bemängelte Klopp, dass „bei dem einen Spieler ein bisschen die Gewohnheit, bei dem anderen die Bereitschaft gefehlt“ habe, das laufintensive Spiel konsequent durchzuziehen.

Comunios Player to watch: Sebastian Kehl. Für einen Spielerkauf zum Schnäppchenpreis ist der BVB wahrlich die falsche Adresse. Selbst Jonas Hofmann, der erst dreimal in der Bundesliga zum Einsatz kam, hat bereits einen Marktwert von über zwei Millionen Euro. Nur 20.000 Euro mehr (insgesamt 2.230.000 Euro) kostet Kapitän Sebastian Kehl. Zwar hat der im defensiven Mittelfeld bärenstarke Konkurrenz auf seiner Position, doch sein Stellenwert für den BVB bleibt unbestritten. In der vergangenen Saison kam der inzwischen 33-Jährige nur dreimal nicht zum Einsatz, wenn er im Kader stand. Wahrscheinlich wird es Dortmunder Spieler geben, die mehr Punkte sammeln, aber für die schmale Mark ist Kehl sicherlich kein Fehlgriff.

Prognose: Der BVB greift wieder an. Das Spiel des Vizemeisters hat wieder den Biss und den unbedingten Drang zur Balleroberung wie vor zwei Jahren. Bestes Beispiel war das 4:2 im Super Cup gegen den FC Bayern, das für die Liga, aber auch für das eigene Team ein beeindruckender Fingerzeig war. Wenn Dortmund von größeren Verletzungssorgen verschont bleibt, ist der BVB wenig überraschend größter Kontrahent der Bayern um den Titel – insbesondere, wenn der FCB noch Zeit benötigen sollte, um die taktischen Vorgaben des neuen Trainers umzusetzen.

Zugänge: Henrikh Mkhitaryan (Schachtjor Donezk), Pierre-Emerick Aubameyang (AS Saint-Etienne), Sokratis (Werder Bremen), Marian Sarr, Marvin Ducksch, Jonas Hofmann (alle Borussia Dortmund II)

Abgänge: Marvin Bakalorz (Eintracht Frankfurt), Lasse Sobiech (Hamburger SV), Mario Götze (FC Bayern München), Leonardo Bittencourt (Hannover 96), Daniel Ginczek (1. FC Nürnberg), Felipe Santana (FC Schalke 04), Julian Koch (1. FSV Mainz 05), Moritz Leitner (VfB Stuttgart, Leihe), Patrick Owomoyela (unbekannt), Marc Hornschuh, Mustafa Amini (beide Borussia Dortmund II)

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