Als Anthony Ujah im Sommer seinen Wechsel zum SV Werder Bremen bekanntgab, rauften sie sich in Köln die Haare: Wer soll denn jetzt unsere Tore schießen? Die Antwort ist 27 Jahre alt, kommt aus Frankreich und heißt ebenfalls Anthony. Anthony Modeste.
Nein, wahrscheinlich sind wir nicht die ersten, die sich diese kleine Fremdsprachen-Witzelei erlauben. „Modeste“, das ist Französisch und bedeutet bescheiden, unauffällig, spärlich. Was lustig ist, weil es drei Attribute sind, die zum Spiel von Anthony Modeste seit seinem Wechsel zum 1. FC Köln so gar nicht passen.
Bisher stand Modeste in allen neun Saisonspielen des FC in der Startformation. Nur ein Mal, bei Kölns 2:6-Packung in Frankfurt, wurde er gut zehn Minuten vor dem Abpfiff ausgewechselt, ansonsten spielte er jedes Spiel bis zum Ende durch.
Seine Ausbeute dabei: Sechs Tore – darunter zwei Elfmeter – und zwei Torvorlagen; ergibt bei Comunio 62 Punkte, viertbester Wert im Ranking aller Bundesliga-Stürmer hinter Robert Lewandowski (96), Pierre-Emerick Aubameyang (88) und Thomas Müller (81). Bescheiden ist das nun wirklich nicht. Und schon gar nicht spärlich.
Feste Konstante im Spiel des 1. FC Köln
Das war mal anders. Bei seinem letzten Arbeitgeber, der TSG 1899 Hoffenheim, fristete Modeste in der letzten Saison ein Schattendasein hinter seinen Konkurrenten. Häufig kam er nur von der Bank oder wurde vorzeitig ausgewechselt, über die volle Distanz ging er nur ein einziges Mal.
Trotzdem gelangen ihm sieben Tore und zwei Vorlagen – Modeste war damit drittgefährlichster TSG-Angreifer hinter Kevin Volland und Roberto Firmino. Eine Statistik, die zeigt, wie wenig Chancen Modeste benötigt, um Tore zu erzielen: Seine größte Stärke ist seine Effektivität.
Beim 1. FC Köln ist er es nun, der einen Schatten wirft: Aktuell ist er Kölns schlagkräftigste Waffe im Angriff. Ihm folgen seine Kollegen Simon Zoller mit drei Toren und einer Vorlage sowie Philipp Hosiner und Yuya Osako mit jeweils nur einem Treffer. Knapp die Hälfte aller Kölner Tore geht auf das Konto von Modeste.
Sorgenfalten glättet man am besten mit Toren
Da ist es nicht weiter verblüffend, dass von Anthony Ujah in Köln im Moment keiner mehr spricht. Dieser hatte sich im Sommer für einen Wechsel zu Werder Bremen entschieden und damit rund um den Dom tiefe Sorgenfalten verursacht.
In der vergangenen Spielzeit war er mit zehn Toren und drei Vorlagen Kölns bester Stürmer gewesen. Nicht unwahrscheinlich, dass Modeste diesen Wert in der laufenden Saison knacken wird, vielleicht sogar um Längen. Das Loch, das Ujah im Kader des FC hinterlassen hat, ist mit ihm jedenfalls mehr als solide verspachtelt worden.
Leise Hoffnung auf die EM 2016 in Frankreich
Übrigens wird die Leistung von Anthony Modeste auch außerhalb der Bundesrepublik gewürdigt, nämlich in Frankreich – dem Land, dessen U-Nationalmannschaften Modeste seit der U16 durchlaufen hat und in dem im kommenden Jahr die Europameisterschaft stattfinden wird.
Dem Kölner „Express“ sagte Modeste erst kürzlich, dass er davon träume, in den französischen EM-Kader berufen zu werden: „Ich denke jetzt nicht permanent an die EM, da ich mir andere Prioritäten setze. Es wäre dennoch ein großer Traum, einmal berufen zu werden und Teil der Equipe bei der EM zu sein.“
Weiter sagt er: „Ich weiß aber auch, dass die Konkurrenz sehr groß ist.“ Eine Einstellung, die wiederum ganz gut zu seinem Namen passt.