Schon im ersten Saisonspiel war ein neues Leverkusen zu erkennen. Trainer Roger Schmidt hat die Taktik stark verändert, wovon einige Spieler profitieren. Wer sind die Gewinner und Verlierer?
Die Gewinner:
Karim Bellarabi (Sturm): Diesen Sprung hatten ihm die wenigsten zugetraut. Bei Absteiger Eintracht Braunschweig gehörte Karim Bellarabi in der Endphase der letzten Saison nur zum erweiterten Kreis, nun ist er Stammspieler beim Bundesliga-Vierten aus dem Vorjahr. Dass dem schnellen Flügelstürmer der Abstiegskampf nicht liegt, war unschwer zu sehen. Bellarabi kommt mehr über spielerische Elemente als über die Physis und ist doch in der Lage, taktische Vorgaben zu erfüllen.
Gegen Dortmund gelang ihm sogar das schnellste Tor der Bundesliga-Geschichte, doch tatsächlich ist dieser Rekord nur das Ergebnis der harten Arbeit, die der 24-Jährige in der Vorbereitung an den Tag gelegt hat. Das System von Roger Schmidt kommt Bellarabi sehr entgegen und es deutet vieles darauf hin, dass der fünfache deutsche U21-Nationalspieler noch in dieser Hinrunde endlich seinen Durchbruch schaffen wird.
Tin Jedvaj (Abwehr): Etwas schneller in seiner fußballerischen Entwicklung scheint Tin Jedvaj zu sein. Der Verteidiger ist erst 18 Jahre alt, kann in der Viererkette jede Position spielen und hat noch vor dem Saisonstart die interne Konkurrenz, Guilio Donati und Roberto Hilbert, ausgestochen.
Jedvaj ist drauf und dran, sich rechts hinten festzuspielen und für seinen Trainer unverzichtbar zu werden. Das enorme Potenzial des Defensiv-Allrounders konnte man bereits im Dortmund-Spiel bestaunen: Ob ihn Reus, Immobile oder Durm anlief, wirklich Probleme hatte Jedvaj nie. Die „coole Socke“ (Zitat Roger Schmidt) erhielt von Sportal zwar nur die Note 3,5 und damit zwei Comunio-Punkte, doch nach Meinung der User hätten es auch mehr sein dürfen.
Hakan Calhanoglu (Mittelfeld): Beim Hamburger SV gehörte Hakan Calhanoglu bereits zum Stammpersonal, war ein wichtiger Faktor für den Klassenerhalt in höchster Not. Der Meister des ruhenden Balles forcierte seinen Wechsel nach Leverkusen verbal selbst, wollte schon nach einem Jahr HSV den nächsten Schritt machen.
Sportlich gesehen bringt der Vereinswechsel für den türkischen Nationalspieler nur Vorteile mit sich. Während beim Bundesliga-Dino noch Rafael van der Vaart seine Lieblingsposition bekleidete, darf Calhanoglu bei der Werkself selbst den „Tresorschlüssel“ im Offensivzentrum spielen. Dort glänzte der Youngster im ersten Spiel und zog sogar in die Elf des Tages ein.
Die Verlierer:
Josip Drmic (Sturm): Der 17-Tore-Mann aus dem Vorjahr hatte diverse Angebote von europäischen Spitzenklubs vorliegen. Schließlich entschied sich Josip Drmic für einen Wechsel zur Werkself – durchaus möglich, dass er es bereits bereut. In den Planungen von Roger Schmidt scheint Drmic keine Hauptrolle zu spielen; im 4-2-3-1 kann er seine Stärken am besten als Mittelstürmer ausspielen. Dort ist jedoch Stefan Kießling gesetzt.
Beim 1. FC Nürnberg war Drmic noch der Protagonist – vor allem unter Gertjan Verbeek. Der Schweizer war der Liebling seines Ex-Coaches, agierte in einem asynchronen 4-1-4-1 von rechts außen, wobei ihm viele Freiheiten gewährt wurden. Nach der Verletzung von Ginczek durfte er im Zentrum ran; das Spiel des Clubs war auf ihn zugeschnitten. In Leverkusen muss er sich neu beweisen, was ihm bislang zu wenig gelungen ist.
Roberto Hilbert (Abwehr): Vom Stammspieler zum Rechtsverteidiger Nummer drei: Seit der Entlassung von Sami Hyypiä Anfang April verschlechtert sich die sportliche Situation von Roberto Hilbert kontinuierlich. Zunächst setzte ihm Interimscoach Sascha Lewandowski den jungen Italiener Guilio Donati vor die Nase, ehe sich unter Schmidt Neuzugang Jedvaj in die erste Elf spielte.
Vor allem dadurch, dass Jedvaj auf der rechten Seite aufblüht, bleibt für Hilbert kein Platz mehr. Ein Wechsel noch im Sommer deutet sich zwar nicht an, wäre aber wohl die beste Option für den 29-Jährigen. Im Pokalspiel bei Waldalgesheim wie auch in der Bundesliga bei Borussia Dortmund saß Hilbert nicht einmal auf der Bank.
Philipp Wollscheid (Abwehr): Dasselbe gilt für Hilberts Kollegen aus der Innenverteidigung. Philipp Wollscheid ist für die Art von Spiel, das Roger Schmidt bei seiner Mannschaft sehen möchte, zu langsam und zu schwach in der Spieleröffnung. Durch die Leihe von Schalkes Kyriakos Papadopoulos ist der Ex-Nürnberger sogar nur noch Innenverteidiger Nummer vier.
Schon in der vergangenen Saison musste sich Wollscheid hinter dem Stamm-Duo aus Ömer Toprak und Emir Spahic anstellen. Lange wird der zweifache Nationalspieler das nicht mehr mitmachen wollen. Auch bei ihm steht noch ein Vereinswechsel bis zum 1. September im Raum – möglicherweise auch als Leihgeschäft.